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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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wieder zum Abhörgerät, starrt drauf. Durchbohrt den Bildschirm mit Blicken, will ihn dazu bewegen, endlich einen Anruf zu melden.
    Drei Stunden später ist es so weit.
    Um 2.45 Uhr costaricanischer Zeit erhält Zuffeir einen Anruf.
    »Bin dran«, sagt Amir.
    » Ishab ila Marsellia «, sagt eine männliche Stimme.
    Fahr nach Marseille.
    Ein Drittel der Einwohner von Marseille sind Muslime.
    Damit ist die Stadt die islamische Hauptstadt Europas.
    »Einleuchtend«, sagt Dave. »Dort fallen Aziz und seine Leute nicht auf.«
    Und Marseille ist ein Umschlaghafen für Opium aus Südwestasien. Aziz unterhält zweifellos Schmugglerverbindungen – Kontakte zu Männern mit Geld und Waffen.
    »Ist Aziz dort?«, fragt Simon.
    »Das möchte ich bezweifeln«, sagt Donovan. »Ich glaube nicht, dass er sich am selben Ort wie seine Schützen aufhält.«
    Dave zuckt mit den Schultern. Er sieht Michel an. »Kennst du dich dort aus?«
    »Ich war zwei Jahre in Marseille stationiert«, erwidert Michel. »Ich kenne die Stadt sehr gut.«
    Aber Frankreich ist ein Problem. Die Franzosen wehren bekanntermaßen jegliche Einmischung in ihre Angelegenheitenab und die Sûreté kann es gar nicht leiden, wenn sich die Geheimdienste ihrer Verbündeten auf französischem Staatsgebiet tummeln, von einer privaten Söldnertruppe einmal ganz zu schweigen.
    Wenn Zuffeir sie zu den Schützen führt oder sogar zu Aziz, kann es problematisch werden, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen – werden sie erwischt, drohen ihnen lebenslängliche Haftstrafen in französischen Gefängnissen; und als französischem Staatsbürger blüht Michel sogar eine Anklage wegen Hochverrats.
    Außerdem sind die logistischen Herausforderungen enorm – rechtzeitig ein Team vor Ort in Stellung bringen, Waffen organisieren, die Flucht planen.
    Michel löst eins der Probleme.
    »Wir haben früher mit der Unione Corse gearbeitet«, sagt er.
    Die korsische Mafia ist sehr mächtig in Marseille.
    »Wenn wir Waffen brauchen, können wir sie von denen bekommen. Das kann ich arrangieren.«
    »Dann los«, sagt Donovan.
    Der Jagdhund hat die Fährte aufgenommen.


    Zuffeir bahnt sich einen Weg durch das Labyrinth überfüllter Straßen und schmaler Gassen des Quartier Noailles von Marseille.
    Im Hintergrund erhebt sich das Minarett der Al-Taqwa-Moschee.
    Dave sitzt in einem Transporter am Hafen und verfolgt Zuffeirs Bewegungen auf seinem iPad.
    Cody sitzt am Steuer.
    Die Videobilder stammen von Alessandro. Er hat sich auf einem der Dächer platziert und richtet eine kleine MC-07-Videokamera mit Teleobjektiv auf Zuffeir, der gerade den belebten Marktplatz überquert.
    »Er trifft seinen Kontaktmann«, sagt Donovan.
    Dave hofft, dass er Recht behält und Zuffeir mit den Schützen verabredet ist. Das Team wird improvisieren müssen. Ideal wäre, wenn die Schützen Zuffeir mit in ihr Versteck nähmen, das hoffentlich so isoliert ist, dass ein Überfall möglich erscheint. Oder dass sie die Schützen zumindest identifizieren und verfolgen können. Wenn sie überhaupt auftauchen.
    »Bravo, melden«, sagt Donovan.
    »Bravo, vor Ort«, erwidert Michel. Er schickt Videoaufnahmen live über sein Smartphone, während er dem Imam mit einem Abstand von einem Straßenzug auf den Suk folgt, den arabischen Markt.
    Lev ist bereits dort.
    In seinem hellgrauen Anzug sieht er wie ein junger arabischer Geschäftsmann aus, er futtert ein mahjouba an einem der Marktstände, eine Art Crêpe, gefüllt mit Tomaten, Zwiebeln und Harissa. Normalerweise hätten sie an einem Ort wie diesem Amir eingesetzt, aber Zuffeir kennt sein Gesicht, also bleibt er besser bei Dave und Donovan im Transporter.
    Lev wird sich an denjenigen dranhängen, der sich mit Zuffeir trifft.
    Michel übernimmt den zweiten Mann, falls es einen zweiten gibt.
    Willem ist bei Alessandro auf dem Dach.
    Ulrich und Rolf warten als Touristen getarnt im Centre Bourse, dem größten Einkaufszentrum der Stadt, und sind bereit, dorthin zu gehen, wo sie gebraucht werden. Simon sitztin einem Transporter am Port Moderne, seine Sanitätertasche liegt im Laderaum hinten bereit.
    Jetzt sieht Dave, wie Zuffeir den Suk betritt.
    Zehn lange Minuten vergehen, während Zuffeir irritiert mitten auf dem Marktplatz steht und nicht weiß, was er machen soll.
    »Vielleicht haben sie Lunte gerochen«, sagt Cody, »und versetzen ihn.«
    »Die beobachten ihn erst«, sagt Dave, »weil sie sicher sein wollen, dass er alleine ist.«
    »Meinst du, Michel wurde

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