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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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steht.
    » Starehevu «, sagt Willem. »Ruhig.«
    Der Scheich, der ganz offensichtlich auf Khat ist, steht völlig verdattert in seinem verknitterten kanzu da. Auf der Treppe hinter ihm steht eine Frau. Ali hebt die Hände, aber Willem sieht dessen Blick über seine Schulter zur Küchentür wandern.
    Zwei Mudschahedin kommen angerannt, ebenfalls auf Khat , sie schießen.
    Für eine Remington 870 Kaliber 12 mit verkürztem Lauf gibt es keinen Schalldämpfer. Sie dröhnt .
    Rolf schießt aus der Hüfte und pumpt eine Ladung Schrot in den ersten Mudschahed. Alessandro erledigt den zweiten mit seiner MP5.
    Die Küchentür schlägt zu.
    Willem drängt Ali zur Treppe zurück und knallt die Tür zu.
    Über Funk hört Michel Kalaschnikow-Feuer.
    »Bitte melden«, sagt er.
    »Person in Alpha«, erwidert Willem. »Tangos in Echo.«
    »Wie viele?«
    » Geen idee «, erwidert Willem. Er weiß es nicht – er weiß nur, dass es jetzt zwei weniger sind. »Zwei EKIA.«
    »Verwundete?«, fragt Simon.
    »Negativ.«
    Noch, denkt Willem. Aber er hört Schritte aus den Familienräumen die Treppe herunterpoltern, Frauen schreien auf der anderen Seite der Tür. Kinder weinen. Es macht ihn wütend. Warum kümmern sich diese Männer nicht zuerst um die Sicherheit der Frauen und Kinder?
    Komm schon, Collins.
    Beeil dich.
    Cody erstarrt, dann sieht Dave, weshalb.
    Oben auf der Treppe hat ein Mudschahed einem höchstens dreizehnjährigen Jungen den Unterarm um den Hals gelegt und schiebt ihn vor sich her wie ein Schild. Mit der anderen Hand richtet er eine GSh-18 auf Cody.
    Dave sieht dem Mann in die Augen, sie glänzen grün im Licht des Nachtsichtgeräts.
    »Saif?«, fragt Dave.
    Saif wendet ihm irritiert den Kopf zu.
    Dave blickt dem Mann ins Gesicht, der seine Familie getötet hat.
    Er schießt ihm zweimal zwischen die Augen.
    Die Pistole fällt Saif aus der Hand, seine Knie knicken ein, und er stürzt mit dem Gesicht voran die Treppe hinunter – er ist tot, bevor er aufschlägt.
    Cody packt den Jungen und wirft ihn zu Boden. »Bleib da liegen, bleib liegen.«
    Der Junge weint.
    Dann sieht Cody Dave an. »Das war verdammt knapp.«
    »Oscar Mike«, sagt Dave. Er bewegt sich an Cody vorbei auf den Balkon zu.
    Nummer eins ausgeschaltet.
    Lev und Amir können draußen nur beobachten und lauschen.
    Jetzt sind alle wach und alarmiert. Amir hört, wie in den dunklen Häusern nach Taschenlampen und Kerzen gesucht wird. Stimmen werden laut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Bewohner rauskommen, und dann wird’s problematisch.
    Lev macht sich Sorgen. Wenn sie die Straße blockieren und nicht ausweichen, dürfte es schwierig werden, »Mensch zu bleiben«. Wir kommen hier nur raus, wenn wir wild um uns schießen. Sonst werden wir gefangen genommen. Oder vom Mob in Stücke gerissen. Na toll, denkt er. Ich sitze auf feindlichem Gebiet, während mir ein palästinensisches Arschloch Feuerschutz gibt, und die Welt zusammenstürzt.
    Er sieht auf die Uhr. Noch 75 von 120. Immerhin gab es kein weiteres feindliches Feuer. Dann hört er Glas splittern. Lev schiebt sich an der Mauer entlang und sieht einen Mann durchs Fenster klettern. Er legt seine Tavor an und feuert.
    Der Mann sackt auf dem Fensterrahmen zusammen.
    »Foxtrott«, gibt Lev über Funk durch. »Schusswechsel draußen. Tango kampfunfähig, vermutlich KIA.«
    Kugeln durchschlagen die Tür zum Wohnquartier.
    Alis Männer, denkt Ulrich.
    Sie wollen das Haus verteidigen, aber nicht durch die Tür kommen.
    Gut, denkt er. Dann bleibt, wo ihr seid.
    Die schwere Holztür nimmt den Geschossen einiges von ihrer Wucht, und sie schwirren wild durch den Hof.
    Rolf richtet seine Flinte auf die Tür.
    Ulrich signalisiert »Kopf ab«.
    Negativ. Feuer einstellen.
    Rolf lässt die Waffe sinken.
    69 Sekunden, denkt Ulrich.
    Könnte sehr hässlich werden, denkt Willem.
    Wenn wir hier nicht bald sauber rauskommen, wird’s eine Belagerung.
    Dann müssen wir aufs Dach und 360 Grad in den Blick bekommen.
    Eine verteidigungsfähige Position einnehmen und vielleicht, aber auch nur vielleicht, kann uns dann der Helikopter holen.
    Aber er hofft, dass das nicht nötig sein wird.
    64 Sekunden noch.
    »Wenn sie aufs Dach klettern«, erklärt Bobby Donovan, »kann ich sie holen.«
    »Woher wissen wir, dass die Mudschahedin keinen Raketenwerfer haben?«, fragt Donovan.
    »Wissen wir nicht«, grinst Bobby.
    Er zuckt mit den Schultern, als wollte er sagen, das Risiko geh ich ein.
    Hat mir gerade noch gefehlt, denkt

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