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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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vorbereiten, improvisieren Michel und Willem über Funk einen neuen Plan.
    Der Rückzug übers Wasser wird unter Beschuss stattfinden, weshalb sie sich gegenseitig Feuerschutz geben müssen. Willems Crew geht zuerst, Michels feuert. Sobald sie im Boot sitzen, übernehmen Willems Leute, während Michels in das andere Boot steigen und aufs Wasser gehen.
    Nicht gerade ideal, aber anders geht’s nicht.
    Michel gibt die neuen Befehle durch.
    Dave ist froh, als er hört, dass er als einer der Letzten vom Strand geht.
    Ich hab uns hierhergebracht, denkt er. Das ist nur richtig so.
    Dann sieht er, dass Rolf stehen bleibt.
    Taumelt.
    Stürzt.
    Simon rast über den Sand zu dem Verwundeten, ruft über Funk: » Wounded Eagle , wounded Eagle .«
    Dave ist direkt hinter ihm – Rolf ist groß, und Simon wird ihn nicht alleine tragen können.
    Simon kauert sich neben Rolf und reißt sein Hemd auf.
    Die Austrittswunde sieht schlimm aus.
    Die Kugel hat ihn im Rücken getroffen und die Bauchdecke durchschlagen. Rolf ringt bereits nach Luft, Blut steigt ihm in die Brust. Er verblutet.
    Verdammte Scheiße, denkt Simon. Warum hat er keine Weste getragen?
    »Schon gut, mein Freund«, flüstert er. »Ich hol dich hier raus.«
    Rolf sieht ihn nur an. Wegen der Schmerzen kann er nicht sprechen. Simon bricht eine Morphium-Ampulle auf und kippt sie Rolf in den Rachen.
    Dave nähert sich von der anderen Seite.
    »Verzieh dich in deine Kuhle«, fährt Simon ihn an. »Ich will mich nicht um zwei kümmern müssen.«
    »Du kannst mich mal.«
    Dave hat sich bewusst zwischen den Sanitäter und die Schusslinie gesetzt.
    Khalid sieht das.
    Bewundernswert, denkt er.
    Bewundernswert, trotzdem dämlich.
    Er zielt auf den mutigen kafir .
    Ulrich weiß, dass nur ein Scharfschütze vom Dach von Alis Haus den Schuss abgegeben haben kann.
    Er setzt ein AG-C/EGLM unter den Lauf seines HK416 direkt vors Magazin. Dann lädt er eine 40mm-Granate, setzt die Geschossbahn hoch an und drückt ab.
    Die Entfernung ist groß, aber einen Versuch ist es wert.
    Khalid legt den Finger an den Abzug.
    Er kann ihn gar nicht verfehlen.
    Dann hört er das Zischen eines Luftvakuums.
    Die Welt um ihn herum explodiert, und er wird vom Dach gefegt.
    Das kleinkalibrige Feuer verdichtet sich.
    Die Mudschahedin sind keine Idioten – sie werden nicht auf den offenen Strand mitten ins feindliche Feuer rennen, siehalten sich lieber relativ geschützt hinter den Dünen und schießen auf die im flachen Sand ungedeckten Männer. Sie haben sich im Abstand von jeweils circa zehn Metern verteilt, und Ulrich zählt die Mündungsfeuer.
    Neun Schützen, zweifellos bäuchlings im Dünengras versteckt.
    Das ist schlecht.
    Gut ist, dass die Mudschahedin keine Mündungsfeuerdämpfer haben und dadurch ihre Positionen verraten. Und Nachtsichtgeräte scheinen sie auch keine zu benutzen, weshalb sie nicht gezielt auf uns schießen können.
    Solange wir die Köpfe unten halten.
    Aber wir müssen aufstehen, um zu den Booten zu gelangen.
    Das ist erst das nächste Problem.
    Jetzt gilt es erst mal, Rolf wegzubringen.
    Michel meldet sich über Funk. »Such das Mündungsfeuer, das dir am nächsten ist, auf zwölf Uhr«, sagt er, »dann los. Collins, kannst du Rolf rausbringen?«
    »Er ist zu schwer.«
    »Ich komme«, sagt Cody.
    Ulrich feuert auf die gegnerische Front, während Cody aufspringt, über den Strand rennt und neben Simon abtaucht.
    Der Sanitäter schneidet gerade ein Loch in Rolfs Hemd und legt die Wunde frei.
    Rolfs Darm ist herausgequollen, vorsichtig nimmt Simon das Organ und legt es auf die Wunde. Dann presst er ihm eine Mullbinde auf den Bauch.
    »Heb ihn an«, sagt Simon.
    Cody greift unter Rolfs Rücken und hebt ihn so vorsichtig er kann, während Simon unter ihn greift, den Verband um seinen Rücken führt, hochzieht und festbindet.
    Er presst sachte die Hand auf die Wunde.
    »Wir müssen ihn hier rausholen«, sagt Cody.
    Cody sieht den Sanitäter an und beide wissen, was dieser Blick bedeutet – Rolf wird so oder so sterben.
    »Los«, befiehlt Simon. »Ich bleibe bei ihm.«
    »Vergiss es«, sagt Cody.
    Direkt über ihren Köpfen geht eine Feuersalve nieder.
    Dave schießt auf das Mündungsfeuer, dreht sich zu Simon um und sagt: »Entweder wir gehen alle oder keiner.«
    »Kommt schon.«
    Dave und Cody greifen Rolf unter die Arme und ziehen, während Simon die Hand auf die Wunde presst. Auf Knien ziehen sie ihn zum LUP.
    Simon spricht in sein Mikro: »Kann der Heli zum LUP kommen?«
    Cody

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