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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Schnitzfiguren, die Herolde, Narren und Fanfarenbläser herauskommen und unter der großen Uhr »tanzen«.
    Jake hätte Spaß dran gehabt, denkt er.
    Und Diana hätte Spaß gehabt, weil Jake Spaß gehabt hätte.
    Und ich hätte …
    Er spürt eine Hand auf seiner Schulter.
    Er dreht sich um, Ulrich steht vor ihm.
    Dave, Ulrich und Donovan sitzen im Charles Hotel und fahren den Computer hoch. Miriam erscheint auf dem Bildschirm. »Das Material aus Lamu war Gold wert.«
    »Was hat es uns gebracht?«, fragt Dave.
    Ein Foto erscheint auf dem Bildschirm.
    »›Der Tschetschene‹«, sagt Miriam, »ist Shamil Baseyew. Er war Kopf der Yarmuk Jamaat, einer islamistischen Terrororganisation im nördlichen Kaukasus, die eine unabhängige islamische Republik auf Grundlage der Scharia fordert.«
    Baseyew war maßgeblich an der Planung und Durchführung von über hundertvierzig Anschlägen auf Polizeiwachen, Regierungs- und andere öffentliche Gebäude beteiligt, bis ihn die Russen endlich festnehmen konnten, erklärt Miriam. Wahrscheinlich hat er Aziz später irgendwann im Irak kennengelernt und ist zu dessen Junior-Partner aufgestiegen.
    »Baseyew«, sagt Miriam, »ist Drogenschmuggler, Waffenhändler und Erpresser, innerhalb von Aziz’ Netzwerk ist er für die Beschaffung von Waffen zuständig. Wahrscheinlich hat er die Mistralrakete besorgt, mit der Flug 211 abgeschossen wurde, möglicherweise hat er sie afghanischen Opiumhändlern abgekauft. Die Russen wollen ihn dringend haben, Dave – wenn du willst, kannst du seine Eliminierung ihnen überlassen.«
    »Will ich nicht«, sagt Dave.
    »Hab ich mir gedacht«, erwidert Miriam. »Baseyew ist keine einfache Zielperson. Er hat drei Jahre beim GRU Speznas gedient.«
    Das russische Äquivalent zur Delta Force und den Seals.
    »Baseyew reist mit seinen eigenen Yarmuk«, sagt Miriam, »allesamt Veteranen des Speznas. Ihn zu erwischen wird nicht leicht.«
    Donovan fragt: »Wie sieht’s mit den Geldgebern aus?«
    »Auf Saifs Festplatte«, sagt sie, »befanden sich gleich eine ganze Reihe von E-Mails an diesen Mann.«
    Ein weiteres Foto taucht auf dem Bildschirm auf. Der Mannist klein, braune Haut, nicht mehr ganz jung. Seine Wangen wirken dicklich, und er trägt einen kleinen schwarzen Kinnbart.
    »Wir suchen Hassan Dahir schon seit Jahren«, sagt sie. »Wir wussten, dass er im Dschihad aktiv ist, aber nicht, mit wem. Anscheinend kümmert er sich um Aziz’ Finanzen, wenn du so willst. Er ist Sprössling einer typischen saudischen Ölfamilie. Hat in Cambridge seinen Bachelor gemacht, anschließend seinen Master of Business Administration an der Wharton School. Über Finanzen weiß er alles, was man wissen muss.«
    Dahir ist dreiundvierzig Jahre alt, erklärt Miriam weiter, verheiratet, drei Kinder – zwei Töchter und einen Sohn. Die Familie lebt in Riad, aber Dahir ist ständig unterwegs, hauptsächlich in Europa. Er wird fast immer von einer Gruppe privater Sicherheitskräfte begleitet – teilweise kommt Aziz’ Netzwerk dafür auf, teilweise werden sie aus persönlichen Mitteln bezahlt. Auch mit ihm wird es extrem schwierig – erstens ihn ausfindig zu machen, zweitens ihn zu eliminieren.«
    »Außerdem wissen sie jetzt, dass wir kommen«, setzt Donovan hinzu.
    Sie wissen, dass jemand kommt, denkt Dave. Aber nicht, wer.
    Aziz’ Leute sollten sich jetzt am besten in irgendeinem Loch verkriechen und einen Deckel drüberziehen, aber bei einer solchen Organisation ist das nicht möglich. Sie ist wie ein Hai – sie muss schwimmen, immer weitermachen. Wenn jemand mitbekommt, dass die Führung nach dem Überfall auf Lamu in Bedrängnis geraten ist, wird sie von der Konkurrenz – den Haqqanis, den Hekmatyars – in die Wüste gejagt.
    Dann wissen wir jetzt also, mit wem wir’s zu tun haben, aber wir wissen nicht, wo sie sich aufhalten.
    Wenn wir nicht zu ihnen gehen können, müssen wir dafür sorgen, dass sie zu uns kommen.
    Manchmal geht man auf die Jagd, manchmal stellt man Fallen.
    Für eine Falle braucht man einen Köder.
    »Was wollen sie?«, fragt Dave Miriam. »Was brauchen sie?«
    Ein neues Foto erscheint auf dem Bildschirm. Sieht nach einer Kleinstadt in den Alpen aus. »Zuletzt wurde Dahir in Thun, in der Schweiz gesehen. Dort hat er diesen Mann auf einer Skihütte getroffen.«
    Ein Foto von einem blonden Mann, dem Augenschein nach Mitte vierzig.
    »Dr. Hans Steiner ist Biochemiker im Schalker-Labor in Thun,« erklärt Miriam. »Dort wird Botox hergestellt.«
    »Und

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