Vergeltung unter Palmen
Laura brachte nur ein gequältes Lächeln zustande.
Terence überlegte kurz, ob er mit Jasmin reden sollte. Sie standen auf dem langen Gang im Hospital. Zögerlich ging er auf sie zu und sprach in einem ernsten Ton: »Jasmin! Fernez ist quicklebendig. Aber das wissen Sie ja, denn Sie haben ihn gestern mit Daniel gesehen. Was meinen Sie, wie sich Jeremy jetzt fühlt, nachdem Sie ihn belogen haben? Und ihm ging es bestimmt nicht um Fernez, glauben Sie mir. Der Vertrauensbruch macht ihm ganz schön zu schaffen. Ich schätze, da müssen Sie sich ganz schön ins Zeug legen, um das wieder geradezubiegen!«
Jasmin erblasste. Die Vorfreude, ihre große Liebe wiederzusehen, verschwand im Nu. Sie war unfähig zu antworten und bemerkte den strafenden Blick von Robert, der alles mit angehört hatte. Sie stellte sich mit dem Gesicht zum Fenster und schaute hinaus, doch ihr Blick verschwamm. Ich bin so blöd, sagte sie sich. Plötzlich erinnerte sie sich an Jeremys Worte, sie sollte immer ehrlich zu ihm sein, sonst fordert er sein Herz zurück. Hm, das war bestimmt kein Scherz, dachte sie ernüchternd.
Dr. Sanders kam mit Laura aus einem Labor heraus und teilte Terence und Robert mit, dass noch erhebliche Substanzen von Drogen in ihrem Blut sind. Laura möge sich ausruhen und viel schlafen.
»Zuerst nehme ich ein entspannendes Bad. Eines kann ich versichern, nie wieder betrete ich ein Schiff!« Terence lachte und nahm Laura in die Arme. »Wir beschränken uns auf Paddelboote!« Dann fuhren sie nach Pigeon Point zurück. Da Terence neben Laura hinten Platz genommen hatte, musste Jasmin wieder neben Robert sitzen. Ständig bemerkte sie den vorwurfsvollen Blick von ihm. Genervt drehte sie sich zu ihm und fragte: »Was?«
Er kniff seine Lippen zusammen und zog die Brauen nach oben.
»Das hätten Sie nicht tun dürfen«, meinte er. »Ich wäre auch sehr gekränkt. Bei uns hat Vertrauen und Ehrlichkeit oberste Priorität. Da haben Sie bei Jeremy einen sehr wunden Punkt getroffen. Das wird ein harter Kampf, meine Liebe! Ich kann für Sie nur hoffen, dass er Ihnen verzeiht.« Laura hörte gespannt zu und fragte Terence leise, was Robert meinte. Dieser flüsterte zurück: »Das sagt dir Jasmin bestimmt selber.«
So fuhren sie schweigsam die Straße durch die wunderschönen Palmengewächse hindurch. Laura genoss den Fahrtwind. Ihr ging es schon viel besser, dank Dr. Sanders, der ihr etwas gegen das flaue Gefühl um die Magengegend herum gab.
Am Haus angekommen gingen die beiden Frauen erst einmal auf ihr Zimmer. Laura ließ das Wasser in die Badewanne ein und setzte sich zu Jasmin auf das Bett. »Komm Jasmin, erzähl mir, was los ist.«
Sie winkte ab. »Ach, eigentlich müsste ich dich trösten und nicht umgekehrt«, sagte sie, den Tränen fast nahe.
»Glaub mir, jetzt geht es mir wieder gut. Aber auf dem Schiff … man oh man!«, lächelte Laura. Jasmin schaute ihre Freundin merkwürdig an. »Du erzählst immer nur von der Fähre. Hat man dich sonst gut behandelt?«
Unwillkürlich dachte Laura an Massimo und sah Jasmin traurig an. »Gewissermaßen. Aber dieser Slater ist ein Arsch. Der geht über Leichen. Gestern gab er mir hier in den Arm …« Sie zeigte auf die Innenseite ihres Oberarmes. »… eine Spritze mit irgendwelchen Drogen. Das tat so weh … und gleichzeitig drückte er mit seinem Knie gegen meine Kehle. Das ist ein Unmensch.«
»Und dieser Massimo?«, fragte Jasmin neugierig. »Naja, er hat dich schließlich entführt.« Laura zuckte nur die Schultern. Jasmin bohrte aber weiter: »Ich habe ihn gesehen. Er lag im Krankenhaus. Daniel und ich sind zu ihm gefahren. Du hast ihm die Haare geschnitten und rasiert.« Laura schüttelte den Kopf. »Nein, rasiert hat er sich selbst. Wieso seid ihr bei ihm gewesen?« Jasmin antwortete pustend: »Na du bist gut! Wir wollten wissen, wo du bist! Aber er sieht ohne Bart und diesen Zopf echt heiß aus. Ich könnte wetten, da bahnte sich was an, sonst wäre er nie so schnell aus dem Krankenhaus heraus, um dich zu suchen!«
Laura stand auf und streifte ihr Kleid ab. Bevor sie ihren BH auszog, erinnerte sie sich an den kleinen Diamanten, der an ihrer Brust klebte. Vorsichtig nahm sie ihn in ihren Finger und meinte mit erstickter Stimme zu Jasmin: »So brutal er auch sein konnte, so zärtlich war er auch. Aber nun möchte ich nicht mehr davon sprechen. Sag mir lieber, was da vorhin im Auto los war. Was hättest du nicht tun dürfen?« Laura verstaute den Diamanten in ihrer
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