Vergeltung unter Palmen
er die Stelle erreichte, vergewisserte er sich, dass niemand da war, und stieg langsam aus dem Wasser. Er zog die Schwimmflossen aus und orientierte sich erst einmal. In der Stille der Nacht vernahm Fernez ein Auto, das plötzlich stehen blieb. Leise huschte er hinter einen Busch und versteckte sich, als er hörte, wie ein Mann die Autotür zuwarf. An den Umrissen des Fahrers erkannte Fernez Raouls Angestellten. Er vermutete mit großer Sicherheit, dass dies kein Zufall war, sondern eine gezielte Suchaktion. Zumal dieser Mann Douglas angeblich nach Hause fahren wollte.
Christian blickte sich in der kleinen Bucht um und fand ein paar Taucherflossen im Sand. ´Ich hatte also recht mit meiner Vermutung´, dachte er und ärgerte sich, weil er zu spät kam. Gerade wollte er Jeremy seine Entdeckung mitteilen, als er von hinten angesprungen wurde und jemand seine Kehle zudrückte. Er bekam keine Luft und versuchte sich zu befreien. Er warf sich nach allen Seiten und schleuderte seinen Gegner plötzlich nach vorn. Christian wusste, dass es Fernez war. Er erkannte ihn an seinen Bart und den langen Haaren. »Du elendes Schwein, … du hast meine Frau umgebracht!«, schrie er. Es folgte ein schier unendlicher Kampf, der von beiderseitigem Hass aufgestachelt wurde. Christian hatte mit seinem Anzug Probleme, da im Gefecht die Bewegung eingeschränkt war. Er versuchte die Jacke auszuziehen und in dem Moment bekam er einen solchen Schlag, der ihn schwanken ließ.
Fernez nutzte wieder die Gelegenheit und schlug mit seinen noch vorhandenen Kräften auf Christian ein, der regungslos zu Boden fiel. Auch Fernez sackte erschöpft in den Sand. Er raffte sich nach mehrmaligem Durchatmen auf und wollte diesen Mann ins Wasser zerren … doch er besann sich. Er ist kein Mörder. Massimo sah auf ihn herab und fragte sich, von was dieser Mann eigentlich sprach. Ich hätte seine Frau umgebracht! Irres Geschwätz! Außerdem hatte er es eilig und rannte zielstrebig los um endlich zu der besagten Adresse, wo Slater sein Auto parkte zu gelangen. Minuten später erblickte er diesen Wagen vor dessen Gebäude und stieg müde ein. Ohne viel nachzudenken, trat er auf das Gaspedal und der Mond begleitete ihn in die düstere Landschaft nach Castara.
Ein Auto raste um die Ecke und hielt mit quietschenden Reifen neben Jeremy. »Chris ist schon vorausgefahren!«, rief er dem Fahrer zu und öffnete die Tür. Jeremy ließ sich auf den Sitz fallen und gab ungefähr die Richtung an, die ihm sein Freund gab.
Terence steuerte den Wagen aus Scarborough heraus und sah sich um. »Also … nach Straßensperren sieht das noch nicht aus. Ich glaube eure Polizisten sind ziemlich lahmarschig!«, rief Terence wütend. Jeremy wiegte seinen Kopf und gab offen zurück: »Hmm, in der Dunkelheit sogar noch mehr … denn dann sind sie nachtblind!« Er musste auflachen und rechtfertigte seine Landsleute: »Nun … das ist doch auch verständlich! England ist im Besitz von Straßenlaternen und somit hell erleuchtet … aber hier!« Er seufze tief durch und meinte nachdenklich: »Tja, ich sehe heute Nacht auch keine Chance Fernez zu bekommen, weil wir einfach keinen Anhaltspunkt haben. Wir müssen eine Suchaktion starten, und überall sein Bild aufhängen. Er sieht nicht gerade unauffällig aus. Ich werde, wenn es hell wird, den Regenwald absuchen. Da gibt es auch gute Verstecke.« Jeremy zerrte missgestimmt an seiner Krawatte herum und nahm sie ab, während er tief Luft holte. »Ich hasse Krawatten!« Terence schwieg. Er zuckte nur mit den Schultern. Auch er ist ratlos. Urplötzlich machte er eine Vollbremsung, als an der Straßenseite ein Auto stand, bei dem sich irgendetwas davor bewegte. Erschrocken sauste Jeremy gegen die Frontscheibe.
»Auch ein Ordnungshüter muss sich anschnallen«, bemerkte Terence spöttisch. Beide stiegen aus und erkannten fassungslos diesen Mann. Sie hoben Christian auf und lehnten ihn gegen den Wagen. In kurzer Fassung schilderte er, dass seine Vermutung stimmte. Fernez kam an der kleinen Bucht an Land. Ärgerlich über sich selbst, brummte Jeremy: »Ich sollte eben auf meine innere Stimme hören. Sie hat nämlich immer recht. Wieso ließ ich dich alleine los? Jetzt hat es sich eh erledigt. Er ist nun gewarnt und weiß auch, dass wir zusammenarbeiten. So mein Junge, jetzt aber erst mal ins Krankenhaus.«
Christian hasste es, wenn er `Junge `sagte. Mürrisch wehrte er ab: »Quatsch, ich brauch keinen Arzt. Es ist alles Okay. Vielleicht braucht
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