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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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andere Leute, aber nicht von fünf. Ich mache zuletzt, wenn sie vielleicht lang schlafen. Aber wenn ich gehen rein, niemand ist da.«
    Paula blickte Kevin an. »Fällt dir noch eine Frage an Buket ein?«
    »Nur ihr Nachname und ihre Adresse«, sagte er und lächelte Buket zu, fügte aber leise und schnell hinzu: »Wir werden Fingerabdrücke und DNA brauchen, um sie auszuschließen, wenn sich die Spurensicherung Zimmer fünf vornimmt. Viel Glück dabei.«

    Wenn er ausgerechnet freitagabends Überstunden machen musste, machte das Detective Sergeant Alvin Ambrose wütender als gewöhnlich. Am Ende der Schulwoche war das der Abend, an dem die Kinder etwas länger aufbleiben konnten. Freitagabends ging er gern mit ihnen schwimmen. Es gab ihm das Gefühl, ein ganz normaler Vater zu sein, ein Typ, der mit seinen Kindern etwas unternehmen konnte, das nicht wegen dummer, süchtiger und besoffener Zeitgenossen unterbrochen wurde.
    Und noch mehr ärgerte es ihn, dass er allein im Büro festsaß. Was immer Patterson im Moment durch den Kopf ging, die Verantwortung für das Team von Kripobeamten, für das er zuständig war, schien nicht dazuzugehören. Er war mitten am Nachmittag weggegangen und hatte Ambrose gesagt, er solle weitermachen. Weil sich so wenig tat, hatte Ambrose die meisten Teammitglieder nach Haus geschickt, aber sie sollten sich einsatzbereit halten. Niemand wusste, wo und wann Vance das nächste Mal gesehen werden würde. Sie mussten kurzfristig bereit sein, aktiv zu werden, wenn sich etwas ergab, das sie verfolgen mussten. Er hatte Männer losgeschickt, die mit dem Gefängnispersonal sprechen sollten, das zur Zeit der Flucht nicht im Dienst gewesen war, aber sonst fiel ihm nichts Konstruktives ein, was sie hätten tun können.
    Das Hinterhältigste dabei war, dass nach Ambrose’ Erfahrung freitags niemals etwas passiert war, wofür sich Überstunden gelohnt hätten. Im Lauf der Jahre hatte er großartige Erfolge erzielt, aufsehenerregende Festnahmen, die durch echte Geständnisse untermauert wurden. Aber aus irgendeinem Grund niemals am Freitag. Das bedeutete also doppelten Unmut für Ambrose. Und dazu kam noch die bittere Pille, dass er sich von einem Haufen Newcastler herumkommandieren lassen musste, die nicht einmal richtig Englisch konnten.
    Er war an seinen Schreibtisch gefesselt, weil die Ergebnisse der Durchsuchung von Terry Gates’ Haus und der Garage, wo Gates seine Einrichtung für den Marktstand aufbewahrte, nur langsam hereinkamen. Ambrose hatte selbst dort hinfahren wollen, um die Suche zu leiten, aber sein Chef hatte erklärt, es sei nicht nötig, die Cops in Newcastle wüssten, wie man eine Suchaktion durchführte. Was übersetzt hieß: »Ich habe kein Geld dafür, dass du dich sonst wo herumtreibst.«
    Hier saß er also und wartete auf den nächsten Stoß nichtssagender Fakten aus dem Nordosten. Bisher hatte sich Tonys Versicherung, dass Terry Gates sich unvorsichtig verhalten hätte, nicht bewahrheitet. Alle Unterlagen, die die Polizei von Northumbria eingescannt und Ambrose per E-Mail übermittelt hatte, hatten mit Gates’ eigenen finanziellen Dingen zu tun, sei es privater oder geschäftlicher Natur. Allerdings gab es zwei Computer. Der in der Garage schien ausschließlich geschäftlichen Zwecken zu dienen, und auf dem moderneren Rechner im Haus gab es Anzeichen von Versuchen, bestimmte Daten zu löschen. Beide waren mit einem verlässlichen Kurierdienst zu ihm unterwegs; Ambrose würde sie am Morgen haben. Er hatte versucht, ihren forensischen Computerspezialisten vor Ort, Garry Harcup, zu erreichen und ihn vorzuwarnen, dass er sich bei Ankunft der Computer bereithalten solle, aber bis jetzt hatte sich Gary nicht bei ihm gemeldet. Der fette Dödel war wahrscheinlich zu sehr mit irgendeinem Online-Spiel beschäftigt, um seine E-Mails zu checken. Schließlich war auch für Nerds Freitagabend.
    Ambrose fragte sich gerade, ob er vernünftigerweise Schluss machen konnte, als das Telefon klingelte. »DS Ambrose«, seufzte er.
    »Ja, hier Robinson Davy aus Newcastle«, sagte eine Stimme, die genauso tief und volltönend war wie Ambrose’ eigene.
    »Hi, Robinson.« Was sollte das für ein Name sein – Robinson? Ambrose hatte gedacht, nur Amerikaner erlaubten sich die merkwürdige Angewohnheit, Familiennamen als Vornamen zu wählen, aber es war wohl auch ein Kennzeichen des Nordostens. Er hatte heute schon mit einem Matthewson, einem Grey und jetzt also einem Robinson gesprochen. Verrückt.

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