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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ihnen eine Beobachtung gemacht hat, die uns weiterbringt. Ich hol den Kater und setze ihn bei Elinor ab. Ich würde ihn ja mit zu uns nehmen, aber ich glaube nicht, dass es bei den Hunden gut ankommen würde.«
    »Problem gelöst«, meinte Kevin erleichtert.
    »In ihrer Schreibtischschublade ist ein Schlüssel«, erklärte Paula und ergab sich in ihr Schicksal. Sie griff nach ihrer Jacke und folgte Kevin.
    Das Teppichlager wirkte so traurig wie ein einsam verbrachter Weihnachtsabend. Die großen Rollläden vor den Fenstern waren heruntergelassen, aber sie fanden schließlich einen kleinen, versteckten Seiteneingang. Das Licht, das den Eingang hätte erhellen sollen, war durchgebrannt, was wahrscheinlich besser so war. Kevin hämmerte an die Tür, und schließlich öffnete eine dünne Frau mit der intensiv schwarzen Haut Äquatorialafrikas. »Was?«, fragte sie.
    »Wir wollten mit Buket sprechen«, sagte Paula.
    »Niemand hier«, sagte die schwarze Frau und schüttelte bekräftigend den Kopf.
    »Buket arbeitet hier. Sie ist nicht in Schwierigkeiten. Wir müssen nur mit ihr reden.«
    Die Frau wandte halb das Gesicht ab. »Nicht hier.«
    »Wir sind von der Polizei«, erklärte Paula. »Kein Ärger, ich verspreche es. Aber ich muss mit ihr reden. Sie sind verpflichtet, uns reinzulassen.« Kleine Notlügen, wie sie einem nach einiger Zeit als Cop leicht über die Lippen kommen.
    Die Frau trat plötzlich zur Seite und machte die Tür auf. »Kein Ärger«, sagte sie und verschwand um ein riesiges Gestell mit Teppichen herum. In der Ferne hörten sie einen Staubsauger brummen. Der große Lagerraum aus vorgefertigten Metallteilen und die vielen Teppiche, die den Lärm schluckten, machten es schwer zu erraten, woher das Geräusch kam. Sie taten ihr Bestes, um ihm nachzugehen, und kamen endlich zu einer offenen Fläche, wo auf Brettern befestigte Teppichmuster ausgestellt waren. Eine kleine, füllige Frau mit einem Kopftuch handhabte einen großen Staubsauger mit überraschender Kraft.
    Paula ging um sie herum, damit sie sie sehen konnte, und winkte ihr zu. Die Frau fuhr vor Überraschung buchstäblich zusammen, dann fingerte sie am Schalter herum. Der Motor ging aus und hallte noch etwas nach. »Sind Sie Buket?«, fragte Paula.
    Die dunklen Augen der Frau weiteten sich, und sie schaute nach links und rechts, als suche sie einen Fluchtweg. Kevin kam jetzt näher, so dass sie ihn sehen konnte, und lächelte, wie er hoffte, beruhigend. »Wir sind nicht vom Ausländeramt«, sagte er.
    »Es ist uns egal, ob Sie legal hier sind oder ob bar auf die Hand gezahlt wird«, sagte Paula. »Wir sind Polizisten, aber es gibt keinen Grund, vor uns Angst zu haben. Kommen Sie, setzen wir uns.« Sie zeigte auf einen Schreibtisch mit zwei Stühlen für Kunden davor. Bukets Schultern sackten herab, und sie ließ sich zu einem Stuhl führen. Kevin hatte keine Ahnung, wie Paula das hinbekam, aber es beeindruckte ihn jedes Mal, wenn sie einen widerwilligen Zeugen zum Reden brachte.
    »Sind Sie Buket?«, fragte Paula behutsam.
    »Das ist mein Name«, antwortete die Frau.
    »Und Sie arbeiten auch im Sunset Strip Motel?«
    Wieder der unstete Blick. Ihr olivfarbener Teint schien blasser, und sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich keine Ärger will.«
    »Wir werden Ihnen keinen Ärger machen. Wir wollen Sie wegen etwas fragen, das vor einer Weile im Motel passiert ist. Okay?«
    »Ich weiß nix«, sagte Buket sofort.
    Paula machte trotzdem weiter. »Eines der Zimmer, die Sie putzen, war sehr nass.«
    Bukets Gesicht erhellte sich, als hätte man ihr nach einem schrecklichen medizinischen Eingriff Entwarnung gegeben. »Das Zimmer war nass, ja. Das wollen Sie wissen?«
    »Stimmt. Können Sie mir mehr darüber sagen?«
    »So viel Wasser. Handtücher sind ganz schwer und tropfen. Boden ist nass, große Pfützen. Teppich vor Bad ist so nass, dass es« – sie machte einen saugenden Laut – »macht unter Füßen. Ich gebe Chef Bescheid, ich will keine Ärger.«
    »Sah es aus, als wäre die Wanne übergelaufen?«
    Buket runzelte die Stirn. »Über…?«
    »Zu viel Wasser von der Wanne?«
    Sie nickte energisch. »Von Wanne, ja. Wasser ist sauber, nicht dreckig. Nicht von Toilette. Riecht nicht schlecht.«
    »Können Sie sich erinnern, welches Zimmer es war?«
    »Fünf. Ich bin sicher.«
    »Und haben Sie die Gäste von Zimmer fünf gesehen? Haben Sie sie vielleicht morgens weggehen sehen?«
    Buket schüttelte den Kopf. »Ich niemand von fünf gesehen. Ich sehe

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