Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
die große Glocke hängt.«
    »Was ist es denn?« Alles, was sie ablenkte, war gut, selbst wenn es ein Fall war, der ihr vorkam, als wäre er tausend Meilen entfernt.
    »Es gibt eine weitere Leiche, wussten Sie das?«
    Carol schüttelte den Kopf. »Jemand hätte mir das zumindest sagen sollen.«
    Stacey fasste für Carol den Fall kurz zusammen. »Weil das so unverwechselbar, so bizarr war, ließ sich die Verbindung nicht abstreiten«, schloss sie. »Es gab eine unbedeutende amerikanische Fernsehserie aus den späten neunziger Jahren, Maze Man; diese Taten imitieren die Morde der ersten vier Episoden. Und es gibt eine Fanseite, die ein Typ in Oklahoma betreibt. Paula wollte ihn anrufen, um zu sehen, ob er Kontakt mit Fans in Großbritannien hat, aber ich habe ihr gesagt, dass das nicht sehr erfolgversprechend wäre. Diese Freaks schützen sich oft gegenseitig, sie sehen sich als einsame Helden, die sich der Flut entgegenstellen.« Sie hob die Augenbrauen. »Und wir sind die Flut, in diesem Fall. Verrückte Typen. Jedenfalls hab ich vorgeschlagen, dass ich mir die Seite erst einmal anschaue. Vielleicht haben sie ein Forum oder ein Gästebuch oder einen Twitterfeed, den ich plündern kann.« Sie lächelte süffisant. »Es gibt immer eine Hintertür.«
    »Sehr interessant. Und Paula ist selbst auf all das gestoßen?«
    Stacey machte sich an ihrem Henk-Koffer zu schaffen, hob ihn auf den Schreibtisch und öffnete ihn. »Scheint so.«
    Bei jedem anderen hätte Carol das als Übersprunghandlung erkannt. Bei Stacey war es jedoch schwierig, sicher zu sein. Trotzdem sagte ihr ihre Intuition, dass bei Staceys Bericht etwas nicht ganz stimmte. »Wäre ich verrückt, wenn ich sagte, es klingt sehr nach Tonys Denkweise?«
    Stacey warf ihr einen Blick zu. »Paula ist ja ein großer Fan von ihm, das wissen Sie. Vielleicht hat seine Art auf sie abgefärbt.«
    Carol war klar, dass sie hier gegen eine Wand der Loyalität anrannte. »Terry Gates’ Rechner sind da drüben.« Sie zeigte auf den Tisch. »Sieh zu, was du damit anfangen kannst. Aber die Fälle in Bradfield solltest du auch nicht außen vor lassen. Er hat auf jeden Fall an Tempo zugelegt.«
    Stacey zuckte mit den Schultern. »Ich kann Programme für die Hardware von Gates einsetzen und an den Sachen in Oklahoma arbeiten, während ich auf Ergebnisse warte. Wenn wir Glück haben, kann ich später schon etwas vorlegen. Wenn nicht, dann morgen.«
    Staceys beruhigende Tüchtigkeit war genau das, was Carol jetzt brauchte. Es war gut zu wissen, dass jemand die Dinge im Griff hatte. Aber wenn Tony Hill sich in die Fälle in Bradfield einmischte, dann wollte sie das wissen. Die Ermordung ihres Bruders hatte gezeigt, dass Tony nicht mehr so gut arbeitete wie früher. So wie sie sich jetzt fühlte, glaubte sie nicht, dass sie jemals wieder mit ihm würde zusammenarbeiten können. Und das Letzte, was sie wollte, war, dass er ihr plötzlich über den Weg lief. »Danke, Stacey«, sagte sie vage und suchte schon nach Ambrose und der Antwort auf ihre nächste Frage. Wo genau war Tony Hill?

43
    H ätte Vance ein Argument gebraucht für seine Überzeugung, dass sein Vergeltungsplan das Richtige war, dann hätte er seinen tiefen, traumlosen Schlaf angeführt. Keine Alpträume quälten ihn, kein ruheloses Hin-und-her-Wälzen und kein Beten um das Versinken in Bewusstlosigkeit, während er an die Decke starrte. Nachdem seine Aufgabe bei Tony erledigt war, nahm er sich etwas von einem chinesischen Imbiss mit auf sein Hotelzimmer und surfte durch die Nachrichtensender, bis er schläfrig wurde. Es interessierte ihn nicht nur, was über seine eigenen Taten berichtet wurde; lange Zeit war ihm die volle Nutzung der Medien verwehrt gewesen, und nun war er neugierig zu sehen, wie sie sich entwickelt hatten, während er weg vom Fenster gewesen war.
    Er konnte nicht umhin, ein leichtes Bedauern zu verspüren. Zu dieser Multimedia-Welt hätte er so perfekt gepasst. Twitter und Facebook und Ähnliches hätte sich viel besser für ihn geeignet als für viele dieser Idioten, die sich heutzutage in der Bewunderung der Öffentlichkeit sonnten. Das war also noch etwas, was Carol Jordan, Tony Hill und sein Miststück von einer Ex-Frau ihm genommen hatten. Vielleicht sollte er ein Konto bei Twitter einrichten, um damit die Polizei zu verhöhnen. Vanceontherun könnte er sich nennen. Es war verlockend, aber er würde passen müssen. Wenn er eins hinter Gittern gelernt hatte, dann war es, dass alles, was man im

Weitere Kostenlose Bücher