Vergeltung
Cyberspace tat, eine Spur hinterließ. Er hatte genug am Hals, ohne dass er mit großem Aufwand seine Spuren verwischen musste, nachdem er der Polizei via Internet eine lange Nase gedreht hatte. Es reichte, dass sie wussten, er war irgendwo da draußen und zog sein Ding durch.
Es war schon später Vormittag, als er aufwachte, und er war sehr zufrieden, diverse Fotos vom Brand auf einer regionalen Nachrichtenwebsite zu finden. Es wurde anscheinend Brandstiftung vermutet. Ach nein! Vance wurde nicht erwähnt, und wer immer den Bericht geschrieben hatte, hatte sich nicht die Mühe gemacht, mehr über den »Eigentümer Dr. Tony Hill« herauszufinden, der nicht für einen Kommentar zur Verfügung stand. Eins ließ Vance aufmerken. Im Hintergrund eines Bildes sah er den unverwechselbaren Kopf des Polizisten, der im Fernsehen über seine Flucht gesprochen hatte. Glänzende dunkle Glatze, wachsame Augen, ein Gesicht, das aussah, als sei es im Lauf der Jahre auf einige Fäuste getroffen. Und da war er bei dem brennenden Haus.
Jemand zog die richtigen Schlüsse. Was Vance nichts ausmachte. Sie konnten die einzelnen Punkte so fleißig verbinden, wie sie wollten, er würde ihnen trotzdem immer einen Schritt voraus sein. Zum Beispiel jetzt im Moment. Der sicherste Ort im ganzen Land war für ihn Worcester. Weil sie überzeugt waren, dass er längst weg war. Das war der einzige Ort, wo sie nicht nach ihm Ausschau halten würden. Er hätte durch das Cathedral Plaza Einkaufszentrum spazieren können, ohne dass jemand die Augenbrauen gehoben hätte. Der Gedanke ließ ihn vor Vergnügen lachen.
Aber obwohl er sicher war, hatte er nicht die Absicht, sich hier länger aufzuhalten. Er hatte noch allerhand vor. Und keins der Dinge, die er plante, war hübsch. Aber vorher musste er seine letzten Vorbereitungen in die Wege leiten. Er stattete seinen Kameras einen Besuch ab. Von der Scheune war nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatte die Polizei eine Kamera gefunden und alles nach den anderen abgesucht. Deshalb hatte er die Kameras für Tony Hills Haus und Mickys Farm im Freien anbringen lassen, so würde die Polizei an den falschen Stellen suchen. Wieder einmal hatte er anscheinend alles richtig gemacht.
Vance schaute sich die verschiedenen Ansichten vom Gestüt in Herefordshire an, wo seine verräterische Ex-Frau und ihre Geliebte sich ihr neues Leben aufgebaut hatten. Er hatte Micky und Betsy damals einen riesigen Gefallen getan, als er Micky heiratete. Die Gerüchte und der Tratsch, die Micky umgaben, hinderten sie daran, den höchsten Gipfel des Moderatorenruhms zu erstürmen. All das war zu Ende, als sie den Bund fürs Leben schlossen. Offensichtlich musste sie doch hetero sein, denn warum würde Vance eine Lesbe heiraten, wenn er sich unter vielen schönen, reizvollen Frauen eine auswählen konnte? Zyniker versuchten zu behaupten, auch Vance sei homosexuell. Aber das glaubte niemand. Er hatte eine heterosexuelle Erfolgsgeschichte hinter sich, und es gab niemals eine Andeutung, dass er sich in beide Richtungen orientierte.
Die Ehe war natürlich reine Fassade. Was Micky davon hatte, war gleich von Anfang klar gewesen, und sie war so scharf auf die Vorteile gewesen, dass sie seine Ausrede, wieso er die Ehe wollte, lieber erst gar nicht hinterfragte. Er hatte ihr etwas vorgefaselt, er wolle Schutz vor seinen Fans, die ihn verfolgten, überzeugte sie, dass er die lockeren Abmachungen mit den hochklassigen Prostituierten mochte, die er sich zum Sex nahm, und versprach ihr, sie niemals durch ein geschmackloses Zusammentreffen mit einer belanglosen Bettgefährtin in Verlegenheit zu bringen. Das war leichter zu glauben als die Wahrheit – dass er ein Deckmäntelchen brauchte für sein zweites Leben als Serienentführer und Mädchenmörder. Nicht dass er Micky jemals eingeweiht hätte.
Seinerseits hatte er die Abmachung eingehalten und erwartete, dass sie an ihrem Teil der Übereinkunft festhalten werde. Aber sobald es schwierig wurde, hatte sie schneller als Pilatus ihre Hände in Unschuld gewaschen und ihm das Alibi verweigert. Nichts erboste Vance mehr als Menschen, die ihre Verbindlichkeiten nicht einlösten. Er hielt stets sein Wort. Das einzige Mal, dass er etwas versprochen und es nicht getan hatte, war, als er geschworen hatte, den Briten eine Goldmedaille von der Olympiade zu bringen. Aber das hatten sie nicht als Untreue angesehen, weil der Grund dafür so heldenhaft war.
Er wünschte, sie hätten auch seine anderen Taten im
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