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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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unbedingt nötig. Der Ford war gebrandmarkt, er musste weg.«
    Ambrose wirkte überrascht. »Ich glaube nicht, dass wir das schon versucht haben«, sagte er besorgt. Die Sorgen macht er sich zu Recht, dachte Tony.
    Carol fixierte ihn mit ihren eiskalten blauen Augen. »Sie sind Operationen dieser Größenordnung offenbar nicht gewohnt, Sergeant. Hier in West Mercia hat man offenbar kaum Erfahrung mit der Koordination einer Großfahndung. Mir scheint, Sie quälen sich hier noch mit dem kleinen Einmaleins ab.«
    »Das mit dem Geländewagen haben wir eben erst herausgefunden, kurz bevor ich das Büro verließ«, erklärte Ambrose. »Ich nehme an, dass mittlerweile alles Nötige veranlasst wurde. Sicher weiß ich es natürlich nicht, denn ich war nicht vor Ort. Wir sind nicht inkompetent, Ma’am.«
    »Nein. Sicher sind Sie das nicht«, seufzte Carol. »Ist das nur mein Gefühl, oder finden Sie nicht auch, dass Micky bei dieser Sache ziemlich ungeschoren davongekommen ist? Wenn man das mal mit Tony oder mir vergleicht. Und mit Chris natürlich, die das abbekommen hat, was für mich gedacht war.«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Tony, sich hastig einmischend, bevor Ambrose etwas sagen konnte, für das sie ihm an die Kehle gehen würde.
    Verärgert verdrehte sie die Augen. »Über Jahre hat sie ihn gedeckt. Alte Gewohnheiten sitzen tief. Das predigst du uns doch immer, Tony? War das Feuer nur ein Ablenkungsmanöver von Vance? Was wäre, wenn Terry Gates nicht Vance’ einziger Helfer hier draußen war?«

47
    S elbst an einem Samstagabend war am Flughafen Heathrow noch so viel Betrieb, dass lediglich das Sicherheitspersonal sich die Mühe machte, auf die Passanten zu achten. Es wunderte also niemanden, dass ein dunkelhaariger Mann mit braunen Augen, Brille und Schnurrbart auf der Toilette verschwand und kurze Zeit später mit dunkelblondem Haar, anderer Frisur, leuchtend blauen Augen und bartlos wieder herauskam. Patrick Gordon war in seinen Karton zurückgekehrt und durch Mark Curran, Geschäftsmann aus Notting Hill, ersetzt worden.
    Den Geländewagen hatte er auf einem Langzeitparkplatz abgestellt und saß kaum eine halbe Stunde später schon hinter dem Lenkrad eines weiteren Fords. Diesmal war es ein Kombi, ein silberner Ford Focus, und Bruce Springsteens Greatest Hits dröhnten aus den Lautsprechern. Better days, das passte bestens. Heute Nacht würde er wieder in seinem eigenen Bett in Vinton Woods schlafen und vielleicht morgen sogar einen Ruhetag einlegen. Selbst der Herr hatte am siebten Tage geruht. Diverse Racheakte standen noch aus, einige weitere spektakuläre Todesfälle waren noch zu inszenieren. Dann würde er den Staub dieses müden alten Landes von den Füßen schütteln. Ursprünglich hatte er für die Planung seines neuen Lebens mit der Karibik geliebäugelt. Es war jedoch die arabische Welt, die sich zurzeit in einem positiven Umbruch befand. Ein Mann mit seinen finanziellen Möglichkeiten konnte in einer Stadt wie Dubai oder Dschidda sehr gut leben. Es gab in der Golfregion Orte, wo das Leben noch billig war und wo man ohne störende Einmischungen seine Bedürfnisse befriedigen konnte, solange das Geld stimmte. Wesentlich wichtiger war jedoch, dass diese Länder keine Auslieferungsabkommen mit Großbritannien hatten. Außerdem sprach dort jeder Englisch. Er hatte entsprechende Vorkehrungen getroffen und in beiden in Frage kommenden Regionen Landbesitz erworben.
    Vance konnte die Wärme schon regelrecht auf seiner Haut spüren. Es war an der Zeit, dass er sich nahm, was ihm rechtmäßig zustand. Er hatte hart für seinen Erfolg gearbeitet. All die Jahre des Verstellens, in denen er seine Verachtung für die unbedeutenden Menschen in seinem Umfeld verbergen musste. Er hatte nett zu ihnen sein müssen und so tun, als sei er einer von ihnen. Er hatte einen guten Draht zu den Menschen, hatte es immer über ihn geheißen. Dabei wollte er insgeheim die Menschen mit diesem Draht lediglich fesseln und sie dann bewusstlos schlagen.
    Das Gefängnis war fast eine Erleichterung gewesen. Natürlich hatte er auch dort für die Behörden eine Fassade aufrechterhalten müssen. Nichtsdestotrotz hatte es hinter Gittern viele Gelegenheiten gegeben, all seine Masken abzustreifen und den Leuten den wahren Jacko in seiner ungefilterten Rohheit zu zeigen. Er hatte die Momente geliebt, wenn die sogenannten harten Jungs merkten, dass er nicht der Schwächling war, für den sie ihn hielten. Die Art und Weise, wie sich ihre

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