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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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um Calmans Antwort mitzubekommen. Sie nahm ihre Reitkappe ab und schüttelte die Haare aus. Ihr Gesicht war gerötet vom Ausritt, und sie sah lächerlich frisch aus im Vergleich zu dem Sturmtrupp, der in ihrer Küche herumlungerte. »Was ist mit fünfundvierzig Meilen?«, fragte sie, trat automatisch an Mickys Seite und legte eine Hand auf den Arm ihrer Partnerin.
    »Oakworth Prison. Von wo Jacko anscheinend gerade geflohen ist.« Micky bedeutete Betsy mit einem kurzen Blick, sie solle vorsichtig sein. »Diese Herren sind hier, um uns zu beschützen.«
    »Brauchen wir Schutz?«, fragte Betsy. »Warum sollte Jacko uns etwas tun wollen?«
    »Ich habe meine Anweisungen, Ms. Thorne«, antwortete Calman.
    Er weiß genau über die Situation hier Bescheid, dachte Micky. Er ist informiert worden. Jemand hat ihm von der Scheinehe erzählt, die Jacko und ich geschlossen haben, um meine Fernsehkarriere vor den homophoben Wutausbrüchen der Boulevardblätter abzuschirmen. Ist er hier, um uns zu schützen oder um ein Auge auf uns zu haben? »Ich stimme Betsy zu«, sagte Micky.
    Aber Calmans Nachricht von einem Doppelmord in Yorkshire, den seine Chefs für Vance’ Werk hielten, änderte wenig später alles. Diesmal stand ein bewaffneter Kollege an seiner Seite. Die Waffe erschien Micky riesig. So etwas kannte sie bis jetzt nur aus dem Fernsehen. Dieses Bild passte nicht in die Küche. Heckler & Koch und der alte AGA-Herd – das war ein absoluter Widerspruch. »Ich glaube nicht, dass Jacko das tun würde«, meinte Micky. »Es gibt doch bestimmt andere Möglichkeiten?«
    »Möglichkeiten?«, sagte Calman und klang, als hätte er das Wort noch nie zuvor gehört. »Wir möchten uns auf die wahrscheinlichen Antworten konzentrieren. Die Erfahrung zeigt, dass dort gewöhnlich die Wahrheit zu finden ist. Wir werden Ihnen vollen Personenschutz geben. An beiden Einfahrten werden Männer postiert, und andere bewaffnete Polizisten werden patrouillieren. Ich weiß, dass Sie Ihre Jungs draußen durch die Felder streifen lassen. Ich werde mit ihnen reden und dafür sorgen, dass sie wissen, unter welchen Bedingungen und wie sie handeln dürfen. Ich will nicht, dass Sie sich Sorgen machen, Ladys. Ich möchte nur, dass Sie sich vorsehen.«
    Die Männer stampften in den Hof hinaus, und Micky und Betsy blieben zurück und starrten einander über den Tisch an.
    Betsy sprach zuerst. »Hat er dich angerufen?«, fragte sie.
    »Sei nicht albern«, antwortete Micky. »So verrückt ist er nicht. Und wenn, meinst du, ich hätte es dir nicht erzählt?«
    Betsys Lächeln war angestrengt. »Eine merkwürdige Sache ist das mit der Loyalität.«
    Micky sprang auf und ging ums Tischende herum. Sie drückte Betsy an sich und sagte: »Ich kenne nur die Loyalität dir gegenüber. Nur weil ich mit dir zusammen sein wollte, habe ich geheiratet.«
    Betsy strich Micky übers Haar. »Ich weiß. Aber wir wussten, dass mit Jacko etwas nicht in Ordnung war, und wir haben das einfach ignoriert. Ich befürchte, er könnte das wieder von uns erwarten.«
    »Du hast ja Calman gehört. Sie meinen, er ist hinter uns her, er hat nicht vor, zum Tee vorbeizukommen.« Sie küsste Betsy auf die Stirn. »Sie werden dafür sorgen, dass uns nichts passiert.«
    Sie konnte Betsys Gesichtsausdruck nicht sehen, was wahrscheinlich auch besser so war. »Officer Calman und seine Mannen? Wenn du meinst, Liebling. Wenn du meinst.«

    Zu dieser Tageszeit war es still auf der Vorstadtstraße; Parkplätze ließen sich leicht finden, weil viele Anwohner bei der Arbeit waren. Vance hielt zwei Häuser hinter seinem Ziel an und stellte den Motor ab. Von diesem Haus hatte er keine Videoaufnahmen; es war ihm zu riskant erschienen. Carol Jordan war eine ebenbürtige Gegnerin, bei ihr würde er es nicht darauf ankommen lassen. Aber sein Detektiv hatte außerordentlich wertvolle Informationen beschafft, die Vance den nächsten Schritt sehr erleichtern würden.
    Er nahm den Tablet-Computer heraus und kontrollierte die Kameraaufnahmen von der Scheune. Wie er erwartet hatte, waren Jordan und Hill dort. Sie ging die Treppe von der Galerie mit dem Schlafzimmer herunter und ließ ihn dort zurück. Es war verlockend, weiter zuzusehen, aber er musste nur wissen, ob sie so weit weg waren, dass er Zeit genug für sein Vorhaben hatte. Lächelnd zog er ein Paar Nitrilhandschuhe über.
    Alles, was er brauchte, war in einer der leichten Nylonreisetaschen, die Terry ihm besorgt hatte. Ein letztes Mal sah er sich um, ob

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