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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Garage hatte vier dunkel getönte Holztore und darüber die Fenster einer Gästewohnung. Die Detectives hatten ausreichend Gelegenheit, sich das alles anzusehen, als sie am schmiedeeisernen Tor darauf warteten, dass sich jemand über die Sprechanlage meldete. Endlich kam eine Stimme aus dem kleinen quadratischen Kasten an der Säule neben Boschs Fenster.
    »Ja, wer ist da?«
    Eine Frauenstimme. Sie hörte sich jung an.
    »Amanda Sobek?«, fragte Bosch statt einer Antwort.
    »Nein, ich bin ihre Assistentin. Wer sind Sie beide bitte?«
    Bosch sah wieder auf den Kasten und entdeckte das Objektiv. Sie wurden sowohl beobachtet als auch belauscht. Er zog seine Dienstmarke heraus und hielt sie etwa 30 Zentimeter vor das Objektiv.
    »Polizei. Wir würden gern Amanda oder Mark Sobek sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Polizeiliche Ermittlungen. Öffnen Sie bitte das Tor, Ma’am.«
    Sie warteten, und Bosch war schon kurz davor, noch einmal auf den Rufknopf zu drücken, als sich das Tor langsam öffnete. Sie fuhren auf das Grundstück und parkten auf dem Wendekreis vor dem zweigeschossigen Portikus.
    »So ein Haus würde ich auch nicht gern verlieren«, sagte Bosch leise, als er den Motor ausstellte. »Dafür kann man schon mal den Fahrer eines Abschleppwagens umbringen.«
    Noch bevor sie die Tür erreichten, wurde sie von einer Frau Mitte zwanzig geöffnet. Sie trug einen Rock und eine weiße Bluse. Die Assistentin.
    »Und Sie sind?«, fragte Bosch.
    »Melody Lane. Ich arbeite für Mrs. Sobek.«
    »Ist sie hier?«, fragte Rider.
    »Ja, sie macht sich gerade fertig und kommt gleich nach unten. Wenn Sie bitte im Wohnzimmer warten würden.«
    Sie wurden in einen Vorraum geführt, in dem ein Tisch mit mehreren Familienfotos darauf stand. Es waren ein Mann, eine Frau und zwei Töchter im Teenageralter zu sehen. Bosch und Rider folgten Melody in ein riesiges Wohnzimmer, durch dessen große Fenster man auf den Santa Susana State Park und den Oat Mountain hinaussah.
    Bosch sah auf die Uhr. Es war fast Mittag. Melody bemerkte das.
    »Sie hat nicht geschlafen. Sie kommt vom Sport und hat gerade geduscht. Sie müsste jeden Augenblick …«
    Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Eine attraktive Frau in weißer Hose und weißer Bluse mit einem rosafarbenen Chiffontop darunter kam in den Raum geeilt.
    »Was gibt’s? Stimmt irgendetwas nicht? Ist etwas mit meinen Töchtern?«
    »Sind Sie Amanda Sobek?«, fragte Bosch.
    »Natürlich bin ich das. Wieso, was ist? Warum sind Sie hier?«
    Bosch deutete auf die Sitzgruppe in der Mitte des Raums.
    »Vielleicht sollten wir uns erst mal setzen, Mrs. Sobek.«
    »Sagen Sie mir nur, ob etwas passiert ist.«
    Die Panik in ihrem Gesicht erschien Bosch echt. Er begann schon zu fürchten, sie hätten irgendwo eine falsche Abzweigung erwischt.
    »Es ist nichts passiert«, sagte er. »Wir sind nicht wegen Ihrer Töchter hier. Ihren Töchtern fehlt nichts.«
    »Ist etwas mit Mark?«
    »Nein, Mrs. Sobek. Soviel wir wissen, fehlt auch ihm nichts. Setzen wir uns doch.«
    Schließlich gab sie nach und steuerte den großen Sessel rechts neben der Couch an. Bosch ging um den gläsernen Beistelltisch herum und setzte sich auf die Couch. Rider nahm auf einem der verbleibenden Sessel Platz. Bosch stellte sich und Rider vor und zeigte noch einmal seine Dienstmarke. Er stellte fest, dass die Glasplatte des Couchtischs fleckenlos war.
    »Wir führen Ermittlungen durch, über die ich Ihnen nichts sagen darf. Ich muss Ihnen in diesem Zusammenhang ein paar Fragen zu Ihrem Handy stellen.«
    »Zu meinem Handy? Sie haben mich wegen meines Handys zu Tode erschreckt?«
    »Unsere Ermittlungen haben einen sehr ernsten Hintergrund, Mrs. Sobek. Haben Sie Ihr Handy bei sich?«
    »Es ist in meiner Handtasche. Wollen Sie es sehen?«
    »Nein, noch nicht. Können Sie mir sagen, wann Sie gestern damit telefoniert haben?«
    Sobek schüttelte den Kopf, als sei das eine vollkommen absurde Frage.
    »Keine Ahnung. Am Morgen habe ich Melody aus dem Fitness-Studio angerufen. Wann sonst noch, weiß ich nicht mehr. Ich fuhr ins Geschäft und rief meine Töchter an, um zu sehen, ob sie nach der Schule auf dem Weg nach Hause waren. Sonst fällt mir spontan nichts mehr ein. Außer im Fitness-Studio war ich fast den ganzen Tag zu Hause. Und wenn ich zu Hause bin, benutze ich das Handy nicht. Dann nehme ich das normale Telefon.«
    Boschs Befürchtungen potenzierten sich. Irgendwo war ihnen ein Versehen unterlaufen.
    »Könnte sonst jemand Ihr

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