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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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seinen Augen aufblitzen zu sehen. Rider hatte den Termin mit einer Assistentin des Commander vereinbart und nicht durchblicken lassen, an welchem Fall sie arbeiteten.
    »Becky Lost«, sagte der Commander.
    Rider nickte.
    »Woher wussten Sie das?«
    »Woher ich das wusste? Weil ich es war, der Ihren Chef im Parker Center angerufen hat, den Leiter Ihrer Einheit. Und weil ich es war, der ihm gesagt hat, dass es DNS zu diesem Fall gibt und dass sie unbedingt in die Datenbanken eingegeben werden sollte.«
    »Meinen Sie Detective Pratt?«
    »Genau, Pratt. Unmittelbar nach Gründung Ihrer Einheit rief ich ihn an und sagte ihm, nehmen Sie sich mal Becky Lost vor, 1988. Und? Sie haben eine Übereinstimmung, stimmt’s?«
    Rider nickte.
    »Wir haben eine sehr gute Übereinstimmung.«
    »Wer? Auf diesen Moment warte ich schon siebzehn Jahre. Jemand aus dem Restaurant, stimmt’s?«
    Das ließ Bosch stutzen. In der Mordakte waren zwar Vernehmungsprotokolle von Personen, die in Robert Losts Restaurant gearbeitet hatten, aber nichts, was über den üblichen Rahmen hinausging. Nichts, was auf ein Verdachtsmoment oder eine Nachuntersuchung hindeutete. Ebenso wenig gab es in den Ermittlungsprotokollen irgendwelche Hinweise, dass die Ermittler ihr Augenmerk verstärkt auf das Restaurant gerichtet hatten. Der Umstand, dass jetzt einer der ursprünglichen Ermittler den seit langem gehegten Verdacht äußerte, der Mörder könnte aus diesem Umfeld gekommen sein, passte nicht zu dem, was sie den Vormittag über gelesen hatten.
    »Leider nein«, sagte Rider. »Die DNS stammt von einem gewissen Roland Mackey. Er war zum Zeitpunkt des Mordes achtzehn. Er wohnte damals in Chatsworth. Wir glauben nicht, dass er im Restaurant gearbeitet hat.«
    Garcia runzelte die Stirn, als wäre er verdutzt oder vielleicht auch enttäuscht.
    »Sagt Ihnen dieser Name etwas?«, fragte Rider. »Wir sind in der Mordakte kein einziges Mal darauf gestoßen.«
    Garcia schüttelte den Kopf.
    »Nein, spontan kommt mir der Name nicht bekannt vor, aber das alles ist ja auch schon sehr lange her. Wer ist dieser Mackey?«
    »Wer er ist, wissen wir noch nicht. Wir sind gerade dabei, ihn einzukreisen. Wir stehen noch ganz am Anfang.«
    »Ich bin sicher, dass ich mich an den Namen hätte erinnern können. Sein Blut war an der Waffe, stimmt’s?«
    »Konkret haben wir Folgendes: Er ist vorbestraft. Einbrüche, Hehlerei, Drogen. Außerdem könnte er für den Einbruch in Frage kommen, bei dem die Tatwaffe gestohlen wurde.«
    »Unbedingt«, sagte Garcia, als ob seine Begeisterung für diese Idee bewirken könnte, dass es auch tatsächlich so wäre.
    »Wir können ihn mit der Waffe in Verbindung bringen, das auf jeden Fall«, sagte Rider. »Aber wir suchen noch nach der Verbindung zu dem Mädchen. Wir dachten, dass Sie sich vielleicht noch an etwas erinnern können.«
    »Haben Sie schon mit den Eltern gesprochen?«
    »Noch nicht. Sie sind der Erste, an den wir uns in dieser Sache wenden.«
    »Die Armen. Ich glaube nicht, dass sie darüber jemals hinwegkommen werden.«
    »Sind Sie mit ihnen in Verbindung geblieben?«
    »Anfangs ja. Solange ich den Fall hatte. Aber sobald ich zum Lieutenant befördert wurde und wieder zum Streifendienst zurückkam, musste ich den Fall abgeben. Danach verlor ich den Kontakt zu ihnen. Es war hauptsächlich Muriel – die Mutter –, mit der ich zu tun hatte. Der Vater … er hat einen Knacks bekommen. Er hat das Ganze nicht verkraftet. Er zog zu Hause aus, sie ließen sich scheiden, das ganze Theater. Dann verlor er das Restaurant. Als Letztes habe ich gehört, dass er auf der Straße lebte. Ab und zu tauchte er noch bei seiner Frau auf, um sie um Geld zu bitten.«
    »Wieso dachten Sie, es wäre jemand aus dem Restaurant gewesen, als wir zu Ihnen gekommen sind?«
    Garcia schüttelte den Kopf, als sei er frustriert, ständig nach einer Erinnerung zu suchen, die er nicht zu fassen bekam.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Es war eher ein Gefühl. Irgendwas an dem Fall war eigenartig. Irgendwas daran war komisch.«
    »Inwiefern?«
    »Sie haben doch sicher die Mordakte gelesen. Zum Beispiel wurde sie nicht vergewaltigt. Sie wurde den Hang hinaufgetragen, und es sollte wie Selbstmord aussehen. Aber es war alles sehr dilettantisch gemacht. In Wirklichkeit war es eine Hinrichtung. Deshalb stand für uns damals fest, dass es auf keinen Fall jemand gewesen sein konnte, der zufällig in das Haus eingedrungen war. Nein,

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