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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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jede nur erdenkliche Spielart gesehen, und keine davon hatte etwas zu besagen. Einer der schlimmsten Heuler und Jammerer, mit denen er je zu tun gehabt hatte, entpuppte sich hinterher als der Mörder.
    Boschs Geringschätzung von Garcias Riecher und seinem Verdacht lief auf eine Missbilligung seiner Person hinaus. Garcia und Green waren zunächst einige Fehler unterlaufen, doch dann hatten sie sich gemacht und die Ermittlungen wie nach Lehrbuch durchgezogen. Das ging aus der Akte hervor. Inzwischen vermutete Bosch jedoch, dass wahrscheinlich alles, was sie gut gemacht hatten, auf Greens Konto ging. Darauf hätte er eigentlich in dem Moment kommen müssen, in dem er hörte, dass Garcia das Morddezernat für einen Verwaltungsposten aufgegeben hatte.
    »Wie lange waren Sie beim Morddezernat?«, fragte Bosch.
    »Drei Jahre.«
    »Die ganze Zeit bei der Devonshire Division?«
    »Ja.«
    Bosch rechnete kurz nach. In Devonshire hatten sie damals sicher nicht viele Morde gehabt. Demnach hatte Garcia bestenfalls in ein paar Dutzend Mordfällen ermittelt. Das war nicht genügend Erfahrung, um so ein Verfahren gescheit abzuwickeln. Er beschloss, nicht weiter darauf herumzureiten.
    »Wie war es mit Ihrem damaligen Partner?«, fragte er. »Hatte er, was Robert Lost anging, ein ähnliches Gefühl?«
    »Er war ihm gegenüber etwas nachsichtiger als ich.«
    »Haben Sie noch Kontakt mit ihm?«
    »Mit wem, dem Vater?«
    »Nein. Mit Green.«
    »Nein, er ist schon lange in Pension.«
    »Ich weiß, aber haben Sie noch Kontakt zu ihm?«
    Garcia schüttelte den Kopf.
    »Nein, er ist tot. Hatte sich oben im Humboldt County zur Ruhe gesetzt. Seine Pistole hätte er allerdings lieber hier lassen sollen. Bei der vielen Zeit, die er dort oben hatte – und gleichzeitig nichts zu tun.«
    »Selbstmord?«
    Garcia nickte.
    Bosch blickte zu Boden. Es war nicht Ron Greens Tod, der ihn betroffen machte. Er hatte Green nicht gekannt. Es war der Verlust der Verbindung zu dem Fall. Denn dass Garcia keine große Hilfe wäre, war ihm inzwischen klar.
    »Was ist mit dem rassistischen Hintergrund?« Wieder verstieß Bosch gegen Riders Führungsrolle.
    »Was soll damit sein?«, fragte Garcia. »In diesem Fall? Ich sehe da keinen.«
    »Eltern unterschiedlicher Rassen, gemischtrassiges Kind, die Tatwaffe stammte von einem Einbruch bei einem Mann, der wegen seiner Religionszugehörigkeit bedroht wurde.«
    »Das halte ich für ein bisschen weit hergeholt. Liegt denn bei diesem Mackey etwas in dieser Richtung vor?«
    »Möglicherweise.«
    »Tja, wir hatten nicht den Vorteil, einen konkreten Verdächtigen zu haben. Jedenfalls war anhand dessen, was uns damals vorlag, kein solcher Zusammenhang erkennbar.«
    Garcia sagte das mit Nachdruck, und Bosch wusste, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Es gefiel dem Commander nicht, dass da jemand im Nachhinein schlauer zu sein glaubte als er. Kein Detective mochte das. Nicht einmal ein unerfahrener.
    »Das hört sich so an, als wüssten wir jetzt alles besser, weil wir diesen Kerl als Anhaltspunkt haben«, flocht Rider hastig ein. »Aber es ist nur ein Punkt, dem wir nachgehen.«
    Garcia schien besänftigt.
    »Verstehe«, sagte er. »Sie lassen nichts unversucht.«
    Er stand auf. »Also dann, Detectives, tut mir Leid, dass ich so überstürzt Schluss machen muss. Ich hätte mich gern noch länger mit Ihnen unterhalten. Früher habe ich mal Leute hinter Gitter gebracht. Jetzt sitze ich in Besprechungen, in denen es um Budget- und Personalfragen geht.«
    Genau das hast du auch verdient, dachte Bosch. Er sah Rider an und fragte sich, ob ihr klar war, dass sie sich vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt hatte, als sie ihn überredete, mit ihr in die Einheit Offen-Ungelöst zu kommen.
    »Seien Sie doch so gut«, sagte Garcia, »und geben Sie mir Bescheid, wenn Sie diesen Kerl fassen. Vielleicht komme ich dann zu Ihnen in die Stadt und sehe ihn mir durchs Fenster an. Auf diesen Moment warte ich schon sehr lange.«
    »Kein Problem, Sir«, sagte Rider und löste ihren eindringlichen Blick von Bosch. »Machen wir. Und wenn Ihnen noch etwas einfällt, was uns weiterbringen könnte, rufen Sie mich einfach an. Meine Nummern stehen alle hier drauf.«
    Sie stand auf und legte eine Visitenkarte auf den Schreibtisch.
    »Mache ich.«
    Garcia kam hinter seinem Schreibtisch hervor, um zu der Besprechung zu gehen.
    »Da ist noch etwas, worum wir Sie bitten müssen«, sagte Bosch.
    Garcia blieb abrupt stehen und sah ihn an.
    »Wieso, was

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