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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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tatsächlich, so doch ideell von den negativen Assoziationen zu distanzieren, die man nun mit Panorama City verband. Das war eines der vielen Beispiele, wie sich Los Angeles ständig neu erfand – wie ein Schriftsteller oder Schauspieler, der sich einen anderen Namen zulegt, um vergangene Fehlschläge hinter sich zu lassen und noch einmal von vorn zu beginnen, sei es auch mit demselben Stift oder demselben Gesicht.
    Erwartungsgemäß war Roland Mackey nicht mehr bei dem Abschleppdienst, bei dem er vor Ablauf seiner Bewährungsfrist gearbeitet hatte. Genauso erwartungsgemäß hatte sich der Ex-Knacki beim Verwischen seiner Spur aber auch nicht sonderlich geschickt angestellt. In der Bewährungsakte waren sämtliche Anstellungen seines bisherigen Lebens aufgeführt, in dem er, wenn er nicht im Gefängnis gesessen hatte, größtenteils auf Bewährung draußen gewesen war. Rider gab sich als eine Bekannte Mackeys aus, als sie bei zwei Abschleppdiensten anrief, bei denen Mackey in früheren Phasen staatlicher Überwachung gearbeitet hatte, und hatte rasch seinen gegenwärtigen Arbeitgeber herausgefunden: Tampa Towing. Darauf rief sie dort an und erkundigte sich, ob Mackey heute Dienst habe. Wenig später klappte sie das Handy zu und sah Bosch an.
    »Tampa Towing. Seine Schicht beginnt um vier.«
    Bosch sah auf die Uhr. In zehn Minuten würde Mackey zur Arbeit erscheinen.
    »Fahren wir einfach mal vorbei und sehen ihn uns an. Danach erkundigen wir uns nach seiner Adresse. Wo genau in der Tampa?«
    »Tampa, Ecke Roscoe. Das muss gegenüber vom Krankenhaus sein.«
    »Das Krankenhaus ist an der Ecke Roscoe und Reseda. Komisch, dass sie die Firma nicht Roscoe Towing genannt haben.«
    »Sehr witzig. Und was tun wir, wenn wir ihn uns angesehen haben?«
    »Na ja, wir gehen auf ihn zu und fragen ihn, ob er vor siebzehn Jahren Becky Lost umgebracht hat, und dann sagt er Ja, und wir nehmen ihn ins Parker Center mit.«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt.«
    »Ich weiß auch nicht. Was willst du als Nächstes tun?«
    »Wie gesagt, wir beschaffen uns seine Adresse, und dann, würde ich sagen, sind die Eltern dran. Ich glaube, wir sollten mit ihnen reden, bevor wir uns diesen Kerl vorknöpfen und ihn aus der Reserve locken – vor allem mit dieser Zeitungsmeldung. Ich würde sagen, wir fahren jetzt zur Mutter und reden mit ihr. Zumal wir sowieso schon in der Gegend sind.«
    »Glaubst du, sie wohnt noch da?«, fragte Bosch. »Hast du sie auch über AutoTrack gesucht?«
    »Das hielt ich eigentlich nicht für nötig. Sie wohnt bestimmt noch da. Du hast doch gehört, was Garcia gesagt hat. In diesem Haus wohnt der Geist ihres kleinen Lieblings. Ich glaube nicht, dass sie dort jemals auszieht.«
    Bosch vermutete, dass Rider Recht hatte, antwortete aber nicht. Er fuhr auf dem Devonshire Boulevard in östlicher Richtung bis zur Tampa Avenue und dann hinunter zum Roscoe Boulevard. Sie trafen kurz vor vier an der Kreuzung ein. Tampa Towing war in Wirklichkeit eine Chevron-Tankstelle mit einer kleinen Reparaturwerkstatt. Bosch parkte auf dem Parkplatz eines kleinen Einkaufszentrums auf der anderen Straßenseite und stellte den Motor ab.
    Bosch war nicht überrascht, als es vier Uhr wurde und später, aber Roland Mackey nicht auftauchte. Er machte auf Bosch nicht den Eindruck eines Menschen, der sich nichts Schöneres vorstellen konnte, als Autos abzuschleppen.
    Um Viertel nach vier sagte Rider: »Was meinst du? Glaubst du, mein Anruf könnte …«
    »Da ist er.«
    Ein dreißig Jahre alter Camaro mit grauer Grundierung auf allen vier Kotflügeln fuhr in die Tankstelle und parkte neben der Luftpumpe. Bosch hatte nur einen flüchtigen Blick auf den Fahrer erhascht, aber er genügte ihm, um sicher zu sein. Er beugte sich zum Handschuhfach hinüber und nahm ein Fernglas her aus, das er über den Katalog einer Fluggesellschaft bestellt hatte, den er auf einem seiner Flüge nach Las Vegas durchgeblättert hatte.
    Er ließ sich in den Sitz sinken und schaute durch das Fernglas. Mackey stieg aus dem Camaro und ging auf die Werkstatt der Tankstelle zu. Die Uniform, die er trug, bestand aus einer dunkelblauen Hose und einem Hemd in einem helleren Blau. Auf einem ovalen Aufnäher über der linken Brusttasche stand Ro . Aus einer seiner Gesäßtaschen ragten Arbeitshandschuhe.
    Auf der Hebebühne in der Werkstatt stand ein alter Ford Taurus, und darunter arbeitete ein Mann mit einem Pressluftschrauber. Als Mackey die Werkstatt betrat, streckte der Mann mit

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