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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bringt mich nicht weiter«, sagte Bosch.
    »Tut mir Leid. Woran arbeitest du gerade?«
    »Der Mord an dem Mädchen oben am Oat Mountain.«
    »Die, die aus dem Haus ihrer Eltern entführt wurde?«
    »Ja.«
    »An den Fall erinnere ich mich auch noch. Ich hatte ihn zwar nicht – ich war gerade neu zum Morddezernat gekommen. Aber ich kann mich noch daran erinnern. Und du meinst, dahinter haben die Eights gesteckt?«
    »Nein. Es ist nur ein Name aufgetaucht, der damals zum Umfeld der Eights gehört haben könnte. Könnte. Bedeutet Eights übrigens, was ich denke?«
    »Klar, Mann, acht für H. Achtundachtzig für H-H. Und H-H für Heil …«
    »… Hitler. Ja, habe ich mir gedacht.«
    Mit einem Mal erschien Bosch Kiz Riders Vermutung, die Jahreszahl könnte von Bedeutung sein, doch nicht mehr so abwegig. Der Mord und die anderen Straftaten der Chatsworth Eights fielen alle in das Jahr 1988. Es war alles Teil eines Zusammentreffens scheinbar unbedeutender Kleinigkeiten. Und jetzt stellte sich heraus, dass auch noch Irvin Irving und die PDU Zutaten dieser Melange waren. Eine DNS-Übereinstimmung mit einem Loser, der einen Abschleppwagen fuhr, entpuppte sich als etwas, was wesentlich weitere Kreise zog.
    »Jerry, kannst du dich an einen John McClellan erinnern, der mal in Devonshire war?«
    »John McClellan? Nein, sagt mir jetzt nichts. Was hat er gemacht?«
    »Ich habe hier seinen Namen auf einem Einbruchsprotokoll.«
    »Nein, Einbrüche hat der bestimmt nicht gemacht. Ich hab nämlich Einbrüche gemacht, bevor ich zum Morddezernat kam. Da gab es keinen John McClellan. Wer soll der Kerl sein?«
    »Wie gesagt, nur ein Name in einem Bericht. Ich werde schon dahinter kommen.«
    Das bedeutete wahrscheinlich, dass McClellan damals bei der PDU gewesen war und dass die Ermittlungen zu dem Einbruch bei Sam Weiss dem Verfahren gegen die Chatsworth Eights untergeordnet worden waren. Aber darüber wollte er lieber nicht mit Edgar sprechen.
    »Jerry, und du warst damals also neu im Morddezernat?«
    »Ja.«
    »Kanntest du Green und Garcia gut?«
    »Eigentlich nicht. Ich war gerade neu dazugestoßen, und sie waren nicht mehr lange dabei. Green hat den Dienst quittiert, und Garcia wurde ungefähr ein Jahr später zum Lieutenant befördert.«
    »Was hattest du von dem, was du so mitbekommen hast, für einen Eindruck von den beiden?«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Als Mordermittler.«
    »Ach, weißt du, Harry, ich war damals noch ziemlich grün hinter den Ohren. Von was hatte ich denn schon eine Ahnung? Ich hatte noch viel zu lernen. Aber mein Eindruck war, dass Green das Sagen hatte. Garcia war der Hausmann. Von Garcia behaupteten damals einige, er könnte nicht mal mit Kamm und Spiegel Scheiße in seinem Schnurrbart finden.«
    Bosch enthielt sich eines Kommentars. Indem er Garcia als Hausmann bezeichnete, brachte Edgar zum Ausdruck, dass Garcia im Fahrwasser seines Partners mitgeschwommen war. Der eigentliche Mordermittler war Green, und Garcia war sein Handlanger, der die Mordbücher führte und immer auf den neuesten Stand brachte. Viele Partnerschaften spielten sich auf diese Form der Arbeitsteilung ein. Ein Alphamännchen und sein Assistent.
    »Aber das brauchte er wahrscheinlich gar nicht«, fuhr Edgar fort.
    »Was brauchte er nicht?«
    »Scheiße in seinem Schnurrbart finden. Schon damals war klar, dass er Karriere machen würde. Er wurde Lieutenant und kam woanders hin. Weißt du, dass er im Augenblick Stellvertretender im Valley ist?«
    »Ja, weiß ich. Übrigens, wenn du ihn mal triffst, solltest du das mit dem Schnurrbart vielleicht lieber nicht erwähnen.«
    »Da hast du wahrscheinlich Recht.«
    Bosch dachte weiter darüber nach, was das für die Lost-Ermittlungen bedeuten könnte. Unter der Oberfläche tat sich ein kleiner Riss auf.
    »Sonst noch was, Harry?«
    »Ich habe gehört, Green hat sich kurz nach seiner Pensionierung die Kugel gegeben.«
    »Ja, habe ich auch gehört. Kann mich allerdings nicht erinnern, dass mich das überrascht hat. Er machte immer den Eindruck, als schleppte er irgendwas mit sich rum. Willst du der PDU in die Suppe spucken, Harry? Du weißt doch, dass das Irvings Einheit war?«
    »Ja, Jerry, weiß ich. Ich glaube nicht, dass ich da anfange rumzustochern.«
    »Sei vorsichtig, wenn du das tust, mein Lieber.«
    Bosch wollte das Thema wechseln, bevor er auflegte. Edgar war immer schon ein Klatschmaul gewesen. Er wollte nicht, dass sein ehemaliger Partner überall rumerzählte, Bosch wolle nach seinem

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