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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gibt.«
    »Wahrscheinlich eine Menge.«
    »Das letzte Mal, als ich im Parker Center gearbeitet habe, habe ich noch geraucht. Wenn ich einen Spaziergang machen wollte, um nachzudenken, ging ich immer zur Union Station rüber und kaufte mir dort Zigaretten. Irgendwie gefiel es mir dort. Sie haben dort diese bequemen Sessel in der großen Halle. Oder zumindest hatten sie die früher.«
    »Meinetwegen gern.«
    Sie gingen in Richtung Union Station los und nahmen die Los Angeles Street nach Norden. Das erste Gebäude, an dem sie vorbeikamen, war das Federal Building, in dem die Bundesbehörden untergebracht waren, und Bosch stellte fest, dass die 2001 errichteten Betonbarrieren, mit denen das Gebäude vor Autobomben geschützt werden sollte, immer noch da waren. Diese Gefahr schien jedoch die Menschen in der Schlange vor dem Gebäude nicht abzuschrecken. Alle hatten irgendwelche Papiere bei sich und standen an, um bei der Einwanderungsbehörde einen Einbürgerungsantrag zu stellen. Sie warteten unter den Mosaiken an der Fassade, die Menschen darstellten, die wie Engel gekleidet waren und erwartungsvoll zum Himmel aufblickten.
    »Wie wär’s, wenn du den Anfang machst, Harry«, schlug Rider vor. »Was gibt es von Robert Lost zu berichten?«
    Bosch ging noch ein Stück weiter, bevor er zu sprechen begann.
    »Ich fand ihn sympathisch. Er versucht, sich ganz allein aus dem Loch herauszukämpfen. Er bereitet dort unten täglich mehr als hundert Frühstücke zu. Ich habe eins gegessen, und es war ziemlich gut.«
    »Und preislich kann sich das Essen im Pacific Dining Car sicher auch nicht damit messen. Was hat er dir erzählt, dass du so sauer bist?«
    »Wie bitte?«
    »Ich kenne dich doch. Er hat dir was erzählt, was dich auf hundertachtzig gebracht hat.«
    Bosch nickte. Man hatte wirklich nicht den Eindruck, dass es drei Jahre her war, seit sie das letzte Mal zusammengearbeitet hatten.
    »Irving. Zumindest glaube ich, dass er mir von Irving erzählt hat.«
    »Ich höre.«
    Bosch wiederholte ihr, was Lost ihm vor weniger als einer Stunde erzählt hatte. Er endete mit Losts nicht gerade ausführlicher Beschreibung der zwei Männer, die zu ihm ins Restaurant gekommen waren und ihm gedroht hatten, wenn er nicht aufhörte, von irgendwelchen rassistischen Hintergründen der Tat zu reden.
    »Hört sich auch für mich ganz nach Irving an«, sagte Rider.
    »Und nach einem seiner Pudel. Vielleicht McClellan.«
    »Möglich. Und du glaubst, auf Losts Aussage ist Verlass? Er ist schon ziemlich lange im Nickel.«
    »Ich denke schon. Er behauptet, seit drei Jahren trocken zu sein. Aber du weißt ja selbst, wie das ist. Wenn man siebzehn Jahre über etwas brütet, können mögliche Erklärungen schnell zu Fakten werden. Trotzdem, alles, was er gesagt hat, scheint unsere Theorie zu untermauern. Ich glaube, sie haben sich in die Ermittlungen eingemischt, Kiz. Die Untersuchung zielte in eine bestimmte Richtung, und sie haben sie in eine andere gelenkt. Möglicherweise wussten sie, worauf das Ganze hinauslaufen könnte, dass die Stadt in Flammen aufgehen würde. Rodney King war nicht das Benzin. Er war nur das Streichholz. Es hatte sich einiges aufgestaut, und vielleicht glaubten die zuständigen Stellen, nachdem sie sich mit dem Fall befasst hatten, sie müssten den Ermittlungen zum Wohl der Allgemeinheit eine andere Richtung geben. Gerechtigkeit für Rebecca Lost war für sie da nur noch von sekundärer Bedeutung.«
    Sie gingen auf der Los-Angeles-Street-Überführung über den Freeway 101. Der achtspurige Verkehr unter ihnen qualmte im Schritttempo dahin. Die Sonne war strahlend hell und wurde von Windschutzscheiben und Gebäuden und Beton zurückgeworfen. Bosch setzte seine Ray-Ban auf.
    Der Verkehr war laut, und Rider musste die Stimme heben.
    »Das sieht dir aber gar nicht ähnlich, Harry.«
    »Was?«
    »Nach einem vertretbaren Grund zu suchen, weshalb sie so etwas Verwerfliches getan haben könnten. Normalerweise hältst du in solchen Fällen immer nach den finsteren Beweggründen Ausschau.«
    »Soll das heißen, du hast diese finsteren Beweggründe in der PDU-Akte gefunden?«
    Sie nickte bedrückt. »Ich glaube schon.«
    »Und trotzdem haben sie dich da einfach reingelassen und einen Blick reinwerfen lassen?«
    »Ich bin heute Morgen gleich als Erstes zum Big Boss in den Sechsten hoch. Ich habe ihm von Starbucks eine Tasse Kaffee mitgebracht – er kann nämlich das Gebräu aus der Cafeteria nicht ausstehen. Das hat mir Tür und Tor

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