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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch einen Auftrag, zu dem ich sofort weitermuss, wenn ich hier fertig bin.«
    »Natürlich«, sagte Garcia, entgegenkommend wie eh und je. »Wo wollen Sie mich haben?«
    Emmy Ward arrangierte eine Aufnahme mit Garcia am Konferenztisch, die aufgeschlagene Mordakte vor ihm. Bosch hatte sie als Requisit mitgebracht. Während Emmy Ward die Fotos machte, standen Bosch und McKenzie Ward abseits und unterhielten sich. Sie hatten schon am Telefon ausgiebig miteinander gesprochen. Sie war auf seinen Vorschlag eingegangen. Wenn sie den Artikel am folgenden Tag in der Zeitung unterbrächte, bekäme sie als Erste ein Exklusivinterview, wenn sie den Mörder fassten. Dazu hatte sie sich allerdings nicht sofort bereit erklärt. Garcia hatte die Sache etwas ungeschickt angepackt, bevor er es Bosch überließ, mit ihr zu verhandeln. Und Bosch hatte genug Erfahrung im Umgang mit Journalisten, um zu wissen, dass sich kein Reporter von der Polizei sagen ließ, wann ein Artikel veröffentlicht zu werden hatte und wie er geschrieben werden sollte. Deshalb konzentrierte sich Bosch auf das Wann, nicht auf das Wie. Er ging einfach davon aus, dass McKenzie Ward einen Artikel schreiben würde, der seinen Zwecken diente. Er wollte ihn nur lieber früher als später in der Zeitung haben. Kiz Rider hatte am Nachmittag einen Termin bei einem Richter. Falls die Telefonüberwachung genehmigt wurde, konnte es am nächsten Morgen losgehen.
    »Haben Sie schon mit Muriel Lost gesprochen?«, fragte die Reporterin Bosch.
    »Ja, sie ist den ganzen Nachmittag zu Hause, und sie ist bereit, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ich habe die Ausschnitte rausgesucht und alles über den Fall gelesen – ich war damals acht –, und darin war mehrere Male vom Vater und seinem Restaurant die Rede. Wird er auch da sein?«
    »Ich glaube nicht. Er ist verschwunden. Außerdem ist es sowieso mehr die Geschichte einer Mutter. Sie ist diejenige, die das Zimmer ihrer Tochter im selben Zustand wie vor siebzehn Jahren gelassen hat. Sie meinte, wenn Sie wollen, können Sie dort auch Fotos machen.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Bosch entging nicht, wie sie zu ihrer Schwester schaute, die gerade mit Aufnahmevorbereitungen beschäftigt war. Er wusste, was in ihr ablief. Die Mutter in dem Kinderzimmer, in dem die Zeit stehen geblieben war, wäre ein wesentlich besseres Motiv als ein alter Cop mit einem Aktenordner. Sie sah Bosch an und begann, in ihrer Handtasche zu wühlen.
    »Dann muss ich mal schnell telefonieren, ob ich Emmy nicht doch länger behalten kann.«
    »Nur zu.«
    Sie verließ das Büro. Wahrscheinlich wollte sie nicht, dass Garcia hörte, wie sie einem Redakteur erklärte, dass sie Emmy noch länger bräuchte, weil sie ein besseres Foto mit der Mutter in Aussicht hatte.
    Nach drei Minuten kam sie zurück und nickte Bosch zu, der das als ein Zeichen auffasste, dass Emmy weiter mit ihr an der Story arbeiten würde.
    »Und das mit morgen klappt also?«, fragte er, um sich noch einmal zu vergewissern.
    »Der Artikel ist für das Fenster vorgesehen – bei entsprechendem Bildmaterial. Mein Redakteur wollte die Story eigentlich erst am Sonntag bringen, ein richtig schönes langes Feature draus machen, aber ich habe ihm gesagt, die Konkurrenz säße uns im Nacken. Wenn wir eine Gelegenheit erhalten, der Times zuvorzukommen, lassen wir uns die nicht entgehen.«
    »Schon, aber was wird er sagen, wenn die Times gar nichts über die Sache bringt? Dann merkt er doch, dass Sie ihn ausgetrickst haben.«
    »Nein, er wird denken, die Times hätte die Story gekippt, weil wir ihnen zuvorgekommen sind. Das passiert ständig.«
    Bosch nickte nachdenklich. »Was haben Sie eigentlich damit gemeint, als Sie sagten, der Artikel sei für das Fenster vorgesehen?«
    »Wir bringen auf der Titelseite jeden Tag einen Bericht mit einem Foto. Und weil er immer in der Mitte der Seite ist, nennen wir das das Fenster. Außerdem sieht man das Foto dann auch in den Fenstern der Zeitungskästen. Es ist eine besonders exponierte Stelle.«
    »Gut.«
    Bosch war begeistert, dass der Artikel an so prominenter Stelle in der Zeitung erscheinen würde.
    »Wenn Sie mich hier linken, werde ich Ihnen das nicht vergessen«, sagte McKenzie Ward ruhig.
    In ihrer Stimme schwang ein drohender Unterton mit, als sie die abgebrühte Journalistin herauskehrte. Bosch breitete die Arme aus, als habe er nichts zu verbergen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie kriegen das Exklusivinterview. Sobald wir jemanden fassen, rufe ich Sie

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