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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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nichts dafür bekommen haben.«
    »Aber Jeff –«
    »Dann haben wir
500 000 Dollar an diesen Dai-Ichi-Vermittler gezahlt. Und ebenfalls nichts
bekommen. All unsere Versuche, die InGen-Technologie zu übernehmen, waren
komplette Fehlschläge. Das kann ich nicht vergessen.«
    »Aber die Sache
ist doch die«, sagte Dodgson, »daß wir es aus gutem Grund immer wieder versucht
haben. Die Technologie ist wesentlich für die Zukunft von Biosyn.«
    »Sagen Sie.«
    »Die Welt
verändert sich, Jeff. Ich rede von der Lösung eines der großen Probleme, denen
sich diese Firma im 21. Jahrhundert gegenübersieht.«
    »Und das wäre?«
    Dodgson deutete
zum Fenster hinaus auf die bellenden Hunde. »Tierversuche. Seien wir doch mal
ehrlich, Jeff: Jedes Jahr wird der Druck auf uns größer, keine Tiere mehr zu
Versuchszwecken und in der Forschung zu verwenden. Jedes Jahr mehr Demonstrationen,
mehr Einbrüche, mehr schlechte Presse. Am Anfang waren es nur naive Eiferer und
Hollywoodberühmtheiten. Aber jetzt ist es eine mächtige Bewegung. Sogar Philosophieprofessoren
argumentieren, daß es unethisch sei, Affen, Hunde, ja sogar Ratten den entwürdigenden
Prozeduren der Forschung zu unterwerfen. Wir hatten sogar schon Proteste wegen
unserer ›Ausbeutung‹ der Tintenfische, obwohl die überall auf der Welt auf der
Speisekarte stehen. Und ich kann Ihnen sagen, Jeff, dieser Trend reißt so
schnell nicht ab. Irgendwann wird jemand sagen, wir dürfen keine Bakterien mehr
ausbeuten, um genetische Produkte herzustellen.«
    »Also, kommen
Sie!«
    »Warten Sie es
ab. Es wird passieren. Und dann können wir dichtmachen. Außer wir haben ein
echtes künstlich erzeugtes Tier. Überlegen Sie doch mal – ein Tier, das ausgestorben
ist und wieder zum Leben erweckt wurde, ist für alle praktischen Zwecke überhaupt
kein Tier. Es kann keine Rechte haben. Es ist bereits ausgestorben. Wenn es dennoch
existiert, kann es nur etwas sein, das wir gemacht haben. Wir haben es gemacht,
wir lassen es patentieren, uns gehört es. Und es ist der perfekte Prüfstand für
unsere Forschung. Wir glauben, daß die Enzym- und Hormonsysteme der Dinosaurier
mit den Systemen der Säugetiere identisch sind. In Zukunft kann man neue
Medikamente an kleinen Dinosauriern so erfolgreich testen wie jetzt an Hunden
und Ratten – aber mit viel geringerem juristischem Risiko.«
    Rossiter
schüttelte den Kopf. »Glauben Sie.«
    »Ich weiß es. Im Grunde genommen sind das doch nur große Echsen, Jeff. Und niemand liebt
eine Echse. Die sind nicht wie diese niedlichen Hündchen, die einem die Hand
lecken und das Herz brechen. Echsen haben keine Persönlichkeit. Sie sind
Schlangen mit Beinen.«
    Rossiter
seufzte.
    »Jeff, wir reden
hier von wahrer Freiheit. Weil im Augenblick alles, was mit lebenden Tieren zu
tun hat, in juristischen und moralischen Fesseln steckt. Großwildjäger können
keinen Löwen oder Elefanten mehr schießen – die gleichen Tiere, die ihre Väter
und Großväter gejagt haben und mit denen sie sich dann stolz ablichten ließen.
Jetzt gibt es Formulare, Lizenzen, Gebühren – und jede Menge schlechtes Gewissen.
Heutzutage traut man sich nicht mehr, einen Tiger zu erschießen und es danach
zuzugeben. In der modernen Welt ist es ein viel größeres Verbrechen, einen
Tiger zu erschießen, als die eigenen Eltern zu erschießen. Tiger haben
Fürsprecher. Aber jetzt stellen Sie sich mal vor: Ein speziell ausgestattetes
Jagdreservat, vielleicht irgendwo in Asien, wo wohlhabende und bedeutende
Persönlichkeiten Tyrannosaurier und Triceratopse in einer natürlichen Umgebung
schießen können. Das wäre doch eine unglaubliche Attraktion! Wie viele Jäger
haben einen ausgestopften Elch an ihrer Wand? Die Welt ist voll von ihnen. Aber
wie viele können behaupten, sie hätten einen Tyrannosaurierkopf in der
Kellerbar hängen?«
    »Das meinen Sie
doch nicht ernst!«
    »Was ich Ihnen
damit klarmachen will, Jeff: Diese Tiere sind vollkommen ausbeutbar. Wir können
mit ihnen machen, was wir wollen.«
    Rossiter stand
vom Tisch auf und steckte die Hände in die Taschen. Er seufzte und sah dann
Dodgson direkt ins Gesicht.
    »Existieren
diese Tiere noch?«
    Dodgson nickte
langsam.
    »Und Sie wissen,
wo sie sind?«
    Dodgson nickte.
    »Okay«, sagte
Rossiter. »Machen Sie es.«
    Er wandte sich
zur Tür, hielt dann inne und drehte sich noch einmal um. »Aber, Lew«, sagte er.
»Daß wir uns recht verstehen: Damit hat sich’s. Das ist der absolut letzte Versuch.
Entweder Sie

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