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Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk M. Broder
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aber die Schreiben der »Arbeiterfotografie« mit einem fröhlichen »Fuck you!« zu beantworten oder gleich zu entsorgen, kam die Bundeszentrale auf Anordnung des Bundesinnenministers den »Petenten« entgegen und beauftragte den Sprachendienst des Deutschen Bundestages, sich die Rede von Ahmadinedschad aus dem Jahre 2005 anzuhören und das fragliche Zitat im Wortlaut wiederzugeben. Heraus kam dieser Satz: »Unser lieber Imam (Khomeini) sagte auch: Das Regime, das Jerusalem besetzt hält, muss aus den Annalen der Geschichte getilgt werden.«
    Die Arbeiterfotografen waren zufrieden, aber nicht vollends befriedigt. Zwei von drei Fehlern seien zwar »bereinigt« worden, geblieben sei aber das transitiv-aktive »tilgen«, aus dem ein intransitiv-passives »verschwinden« hätte werden müssen, monierten sie.
    Am 14. Mai 2008 brachte »Spiegel Online« im Kontext einer Bildstrecke eine Richtigstellung. Ahmadinedschad habe nicht gesagt: »Israel muss von der Landkarte getilgt werden«, sondern: »Das Besatzerregime muss Geschichte werden.« Auch die Nachrichtenagentur AP räumte einen »Fehler« ein und versprach, das »falsche« Zitat nicht weiter zu verbreiten. Der Intendant des ZDF, Markus Schächter, bedankte sich bei den Arbeiterfotografen »herzlich für Ihren Hinweis« und versicherte, »dass alle Kolleginnen und Kollegen über diesen Vorgang Kenntnis erhalten haben und die Übersetzung entsprechend berücksichtigen«.
    Auch der Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur, Wilm Herlyn, meldete Vollzug: »Die dpa wird in Zukunft bei der Berichterstattung darauf achten, dass der iranische Präsident, Mahmud Ahmadinedschad, nicht die Auslöschung Israels oder dessen Tilgung von der Landkarte gefordert hat.« Sprachlich war der Satz ein wenig verunglückt, weil nicht einmal eine so wichtige Institution wie die dpa »in Zukunft darauf achten« kann, was der iranische Präsident in der Vergangenheit nicht gefordert hat, aber auf solche Feinheiten kam es weder dem dpa-Chef noch den Arbeiterfotografen an.
    Ende August 2008 knickte auch die Tagesschau ein. Auf ihrer Website war eine Erklärung »In eigener Sache« zu lesen: »Der iranische Präsident Ahmadinedschad hat nicht wörtlich die ›Tilgung Israels von der Landkarte‹ gefordert. Nach der Übersetzung des Sprachendienstes des Deutschen Bundestages sagte Ahmadinedschad: ›Das Regime, das Jerusalem besetzt hält, muss aus den Annalen der Geschichte gelöscht werden.‹«
    Diese Epistel aus der Gegenwart verdient es, in einem atombombensicheren Bunker eingemauert zu werden, damit nachfolgende Generationen erfahren, was man im postnazistischen Deutschland »aus der Geschichte« gelernt hat. Dass man »Jüdinnen und Juden« sagen und darauf achten muss, nur Eier von freilaufenden Hühnern zu kaufen; nicht aber, dass Diktatoren ehrliche Menschen sind, die sagen, was sie vorhaben, auch wenn sie es manchmal etwas verquast formulieren. Die Nazis waren keine Massenmörder, bei ihnen stand nur die »Endlösung der Judenfrage« auf der Agenda.

    Abbildung 5
    Zwei Generationen später kommen ein paar deutsche Nerds daher und starten eine PR-Aktion zugunsten der nächsten Endlösung, in deren Verlauf Israel »verschwinden« soll, ganz gewaltfrei und intransitiv-passiv. Sie finden mit ihrem Verlangen Gehör, auch bei renommierten Medien und angesehenen Institutionen wie der Bundeszentrale für politische Bildung, in deren Buchangebot man das Standardwerk der Erinnerungskultur findet: »Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus«, zwei Bände mit über 1.500 Seiten. Sogar der arabische Sender »Al Jazeera« hatte weniger Hemmungen, das Kind beim Namen zu nennen als die Chefs von ZDF und dpa, AFP und Spiegel Online. »Ahmadinejad: Wipe Israel off map«, meldete »Al Jazeera« auf seiner Website am 26. Oktober 2005, und weiter: »Iranian President Mahmoud Ahmadinejad has openly called for Israel to be wiped off the map. ›The establishment of the Zionist regime was a move by the world oppressor against the Islamic world‹, the president told a conference in Tehran on Wednesday, entitled The World without Zionism. ›As the Imam said, Israel must be wiped off the map‹, said Ahmadinejad, referring to Iran’s revolutionary leader Ayat Allah Khomeini.«
    Frau Amirpur und den Kölner Arbeiterfotografen kommt das Verdienst zu, eine neue Disziplin kreiert zu haben: die proaktive Holocaust-Leugnung. Im Gegensatz zu der retroakiven, wie sie David Irving pflegt (»Auf dem

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