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Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk M. Broder
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»Die Erde tat sich auf und gab ein Wunder frei«, jubelte der Reporter der dpa. Die jüdische Gemeinde in Köln gilt als die älteste nördlich der Alpen, angeblich sollen die Juden mit den Römern ins Rheintal gekommen sein. Dass die Stadt Köln sie jetzt mit einem Museum ehren möchte, ist kein Ausdruck von Dankbarkeit oder Sentimentalität. Die Kölner, schrieb die dpa, hätten »das touristische Potenzial ihrer Historie erkannt« und wollten es mit Prag und Amsterdam aufnehmen, wo es schon lange jüdische Museen gebe, die jedes Jahr viele hunderttausend Besucher anzögen.
    Der Rathausplatz liegt nur drei Fußminuten von der Domplatte entfernt. So werden die Besucher des jüdischen Museums nur wenige Meter gehen müssen, um von den Juden des Mittelalters bei den Israelis der Gegenwart anzukommen, die unsere »Eine Welt« seit Jahrhunderten »erpressen«.
    Das Museum soll übrigens über 50 Millionen Euro kosten, von denen die Stadt Köln etwa 37 Millionen übernehmen wird. Köln ist zwar pleite, aber die Stadträte werden sich schon etwas einfallen lassen. Denn es geht um tote Juden. Und das sind die Guten.

Abbildung 4
    Für eine Welt ohne Zionismus!
    Am 15. März 2008, also vor ziemlich genau vier Jahren, erschien in der »Süddeutschen Zeitung« ein Artikel von Katajun Amirpur, einer in Köln lebenden Islamwissenschaftlerin, die als Kennerin und Kritikerin der Zustände im Iran gilt. In dem Beitrag »Der iranische Schlüsselsatz« ging es um ein »umstrittenes Zitat« von Mahmud Ahmadinedschad. Gleich zu Anfang ihres Artikels stellte Frau Amirpur klar: »Kein Satz wird so häufig mit dem amtierenden Präsidenten Irans … assoziiert wie dieser: Israel muss von der Landkarte radiert werden. Das Problem ist nur – er hat diesen Satz nie gesagt. Ahmadinedschad hat die Worte für ›map‹ und ›wipe off‹ nie benutzt. Die persische Originalversion von Ahmadinedschads Äußerungen über Israel ist weit weniger martialisch als die Übersetzung, die verschiedene Agenturen verbreitet haben und die wiederum auf der englischen Übersetzung des persischen Originals beruht.«
    Damit war eigentlich alles gesagt, was gesagt werden musste. Weil Frau Amirpur aber keine Journalistin, sondern eine Wissenschaftlerin ist, die den Dingen auf den Grund geht, beließ sie es nicht bei der Richtigstellung – »Die persische Originalversion … ist weit weniger martialisch als die Übersetzung« –, sie nahm sich die ganze Causa vor. »Was also ist passiert?«, fragte sie und antwortete sogleich: »Am 26.10.2005 sprach Ahmadinedschad auf einer Konferenz, die unter dem Motto stand ›Die Welt ohne Zionismus‹. Es waren im Wesentlichen die großen westlichen Nachrichtenagenturen, die die Übersetzung dieser Passage lieferten: Israel von der Landkarte radieren (AFP), Israel von der Landkarte tilgen (AP, Reuters), Israel ausrotten (DPA). Ahmadinedschad sagte jedoch wörtlich: ›in rezhim-e eshghalgar bayad az safhe-ye ruzgar mahv shavad‹«.
    Vor allem der letzte Satz machte dem umfassend gebildeten SZ-Leser, der Farsi als zweite Fremdsprache in der Schule hatte, deutlich, dass der iranische Präsident in seiner Ansprache auf einer Konferenz über eine »Welt ohne Zionismus« etwas ganz anderes gesagt hatte, als ihm von den großen westlichen Agenturen unterstellt wurde. Nämlich nicht, dass Israel von der Landkarte getilgt werden sollte, sondern: »in rezhim-e eshghalgar bayad az safhe-ye ruzgar mahv shavad«, was auf Farsi überhaupt nicht so martialisch klingt, wie es die Übersetzung suggeriert. Es bedeutet nämlich, so Frau Amirpur: »›Dieses Besatzerregime muss von den Seiten der Geschichte (wörtlich: Zeiten) verschwinden.‹ Oder, weniger blumig ausgedrückt: ›Das Besatzerregime muss Geschichte werden.‹ Das ist keine Aufforderung zum Vernichtungskrieg, sondern die Aufforderung, die Besatzung Jerusalems zu beenden.«
    Nun ist Farsi nicht nur eine sehr weiche und sehr melodische Sprache, sondern auch reich an Metaphern, weswegen sogar Frau Amirpur, die fließend Farsi spricht, gleich drei Optionen anbot, was Ahmadinedschad gesagt hatte bzw. gemeint haben könnte. In jedem Fall war seine Rede eine »Aufforderung, die Besatzung Jerusalems zu beenden« und »keine Aufforderung zum Vernichtungskrieg«.
    Wirklich? Soll nur das annektierte Ost-Jerusalem »befreit« werden? Alle anderen besetzten Gebiete dürfen bei Israel bleiben? Nablus und Jericho? Bethlehem und Ramallah? Hebron und Jenin? Freilich: Wer auch nur eine Rede

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