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Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk M. Broder
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einen Angriff auf den Iran zu rechtfertigen. Frau Amirpurs Intervention hat das Verhältnis zwischen dem kleinen friedlichen Iran und dem großen kriegerischen Israel vom Kopf wieder auf die Füße gestellt: Es ist nicht der Iran, der Israel bedroht, sondern umgekehrt – Israel bedroht den Iran. Weshalb in der deutschen Friedensbewegung der Iran verteidigt und die »Entwaffnung« Israels gefordert wird.
    Frau Amirpurs Vorstoß zur Ehrenrettung des iranischen Präsidenten wurde vor allem in der »israelkritischen« Szene dankbar begrüßt: Eine angesehene Islamwissenschaftlerin, die in einer renommierten Tageszeitung ein Medienmärchen richtigstellt! Allerdings: Die Vorarbeit war schon geleistet. Eine Kölner Gruppe mit dem anspruchsvollen Namen »Arbeiterfotografie« hatte sich bereits im Januar 2008 der Sache angenommen und eine Kampagne gestartet, deren Ziel Medien und Institutionen waren, die das »falsche« Zitat von Ahmadinedschad verbreitet hatten.
    »Wir sind darauf aufmerksam geworden«, schrieben sie an die Bundeszentrale für politische Bildung, »dass sich auf Ihrer Website ein Dossier zum Thema Antisemitismus befindet, das mit den Worten eingeleitet wird: ›Mit seiner Äußerung, Israel von der Landkarte tilgen zu wollen, sorgte Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Oktober 2005 weltweit für Empörung. Sein offener Hass gegen Israel und die Juden entlädt sich regelmäßig in Drohungen, Anfeindungen, in einer konsequenten Leugnung und Relativierung des Holocaust.‹« Dies, so die Kölner Arbeiterfotografen in ihrem offenen Brief an die Bundeszentrale für politische Bildung, könne man so nicht stehen lassen.
    »Sie schreiben in Ihrem Text dem iranischen Präsidenten ein Zitat zu, das besagt, der Iran wolle Israel von der Landkarte tilgen. Wir haben uns intensiv mit der Quellenlage auseinandergesetzt und sind zu dem (vorläufigen) Ergebnis gekommen, dass diese Formulierung nicht dem entspricht, was er tatsächlich gesagt hat … Wir mögen in der Beurteilung übereinstimmen, dass der iranische Präsident seine Abscheu gegenüber Israel und dessen Politik gegenüber der palästinensischen Bevölkerung zum Ausdruck bringt. Was uns aber eindeutig falsch zu sein scheint, ist die Behauptung, er sei ein Judenhasser.«
    Vier Wochen später, im Februar 2008, wandten sich die Arbeiterfotografen brieflich an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Aus der Richtigstellung eines Tatbestandes war inzwischen eine Frage der nationalen Sicherheit geworden, eine Sorge, die das Tun und Lassen der Arbeiterfotografen ständig begleitet: »Die Bundeszentrale für politische Bildung verbreitet Auffassungen und Aussagen, die sie dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad zuschreibt, die dieser aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit (so) nicht teilt bzw. nicht geäußert hat und deren (falsche) Wiedergabe geeignet ist, das Feindbild Iran zu schüren, damit einem Krieg gegen dieses Land Vorschub zu leisten und so die Sicherheit der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden.«
    Weitere Schreiben gleichen Inhalts gingen an den stellvertretenden Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, an den Vorsitzenden und die Mitglieder des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung, gefolgt von einer Beschwerde an den Petitionsausschuss des Bundestages über das Verhalten der Bundeszentrale für politische Bildung und einem weiteren Brief an die Bundeszentrale für politische Bildung, in dem »die Sachlage« definitiv und ultimativ zusammengefasst wurde: »Die Behauptung, Irans Ministerpräsident Mahmud Ahmadinedschad habe geäußert, er wolle Israel von der Landkarte tilgen – eine Behauptung, aus der eine militärische Bedrohung für Israel abgeleitet wird –, ist eindeutig falsch. Wir erwarten daher, dass Sie die Feindbild schürenden Behauptungen über Äußerungen und Behauptungen des iranischen Präsidenten richtigstellen, sich für die Falschdarstellung öffentlich entschuldigen und generell ihren Publikationen einen sachlichen und nicht kriegstreibend-aggressiven Charakter geben … In Anbetracht der weltpolitischen Wichtigkeit der Sache erwarten wir die umgehende Korrektur der Falschdarstellung sowie Ihre Stellungnahme, spätestens bis zum 15.4.2008.«
    Spätestens an dieser Stelle hätten die Empfänger der Briefe merken müssen, dass sie es mit notorischen Querulanten zu tun haben, die jede Redaktion mit Beschwerden, Richtigstellungen und Drohungen zumüllen. Statt

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