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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Projects hallten nicht wider von schleimlösenden Hustenanfällen tuberkulöser Greise, den Schreien unerwünschter, von Koliken gepeinigter Neugeborener. Vielleicht hasste und verachtete und verschmähte man sie, weil sie von hier kam, wie Darryl es ihr hatte einreden wollen. Aber sie glaubte es nicht. Nicht nur.
    Sie hatte eine neunjährige Tochter namens Chloe, die weder ungewaschen noch unerwünscht war, die nicht Delicia oder Lakeisha hieß und auch nicht Shenayné-LeQuanda …
    Chloes Vater war tot. Sein Name war Darryl King gewesen. Ein Verrückter, aber Natasha hatte ihn geliebt - verzweifelt und bedingungslos zuerst, und als die Dinge sich dann zum Schlechten wendeten, hatte sie nicht aufgehört, ihn zu lieben, in der Hoffnung, dass alles wieder so werden würde wie am Anfang. Natasha Joyce hatte Darryl King so sehr geliebt, dass sie ihm ein Kind geschenkt hatte, und später, als es mit ihm bergab ging, hatte sie mit ihm zusammen den überhöhten Blutdruck, die Schweißausbrüche, die Übelkeit und Hyperventilation durchgestanden, die taktilen Halluzinationen, die Wahnbilder von Käfern unter der Haut, euphorische, paranoide, depressive Krisen, Hochstimmungen und Paniken, psychotische Zustände …

    Sie hatte ihn so sehr geliebt, dass sie alles versucht hatte, ihn von den Drogen abzuhalten.
    Aber die Sucht war viel stärker gewesen als alles, was er an Liebe und Loyalität in sich trug. Er hatte alles genommen, was sie besaßen, und noch mehr.
    Einmal hatte Darryl sie verlassen und war erst nach zwei Tagen wiedergekommen.
    Natasha hatte gewusst, dass er eines Tages gar nicht mehr wiederkommen würde.
    Natasha wusste, im Leben ging es vor allem darum, dem zu entkommen, was man nicht wollte, und das festzuhalten, was man wollte. Man versuchte es immer weiter, oder man akzeptierte das Bild, das andere von einem hatten, und kam zu dem Schluss, dass daran nichts zu ändern war.
    Das war Darryls Lösung gewesen: Er hatte die Rolle angenommen, die ihm von den anderen zugedacht worden war. Die des Losers. Des Abschaums. Des koksenden Niggers.
    Und jetzt war das alles wieder da. Weil ein Gesicht ihr von der ersten Seite der Post entgegengestarrt hatte. Natasha wollte nicht, dass es die Frau von damals war, die nach Darryl gefragt hatte, die elegant gekleidete Frau mit den höflichen Umgangsformen, in Begleitung dieses nervösen, Kaugummi kauenden, schweigsamen Mannes, der ihr zwanzig Dollar geschenkt hatte, bevor sie wieder gegangen waren. Für Chloe. Natasha hatte sie für Polizisten gehalten, aber sie waren keine. Die Frau hatte das Reden übernommen. Sie war ihr anständig vorgekommen. Wenn auch ängstlich. Sie hatte sich ihr vorgestellt. Natasha erinnerte sich nicht mehr an den Namen, aber ganz sicher hatte er nicht Catherine Sheridan gelautet. Und jetzt hatte ein Wahnsinniger, den sie den Schnurmörder nannten, die Frau ermordet. Sie soll sein viertes Opfer sein. Eines wusste Natasha gewiss: Dieser Wahnsinnige war ein Weißer.
    Immer vorausgesetzt, dass es tatsächlich dieselben Leute
waren. Sie sah ihr ähnlich. Ähnlich. Mehr nicht. Viele Menschen sahen anderen Menschen ähnlich.
    Die Intuition sagte es ihr. Intuition, Bauchgefühl, wie immer man es nannte …
    Chloe hatte das Gesicht in der Zeitung gesehen und keinen Augenblick gezögert.
    Natasha sah ihre Tochter an und dachte: Ich muss dich wegbringen von hier, meine Kleine. Weg von hier, koste es, was es wolle. Du sollst kein solches Leben führen wie ich. Kein solches Leben wie ich, kein solches wie Darryl, kein Leben, wie es dir in den Augen der weißen Angsthasen von Georgetown zusteht. Ich werde alles tun, um es zu verhindern.
    Solche Gedanken hatte sie nicht zum ersten Mal, aber diesmal waren sie begleitet von Entschlossenheit, einem Gefühl der Dringlichkeit und Wichtigkeit.
    Sie dachte wieder an Darryl; Darryl , dachte sie - was für’n Arschloch du auch gewesen sein magst, wen immer du gekannt oder nicht gekannt hast … Deine Tochter, unsere Tochter, hat etwas Besseres verdient als das … Was glaubst du, Darryl, du Motherfucker, du verkorkster, abgefuckter, ins Hirn geschissener, koksender Drecksnigger? O Gott, Darryl, mehr als lieben konnte ich dich nicht. Hab mein Bestes gegeben. Hab alles gegeben, was ich hatte, und musste trotzdem zusehen, wie du untergehst. Und hinterher hab ich mir eingeredet, ich könnte das alles vergessen. Ich wollte gar nicht wissen, was passiert war. Hab so getan, als hätten wir den ganzen Scheiß jetzt hinter

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