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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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verschwinden werde, niemals, da können Sie sich verflucht sicher sein!«
    Henning bemerkt das Zittern in seiner Stimme.
    Aber auch jetzt antwortet Grønningen nicht.
    »Sie wissen nichts, oder?«, sagt Henning nach einer Weile.
    »Hm?«
    »Über den Brand in meiner Wohnung?«
    »Ich?«
    »Sie, ja, ich meine, Sie und Tore sind doch gute Freunde. Wenn Tore etwas weiß, ist es doch wohl nicht ausgeschlossen, dass er Ihnen vielleicht etwas erzählt hat?«
    »Hat er nicht.«
    Henning sieht Grønningen tief in die Augen. An dem Tisch der Familie wird laut gelacht. Grønningen dreht sich kurz zu ihr um, ehe er seinen Blick wieder auf die Serviette vor sich richtet. Er nimmt sie in die Hand und entfaltet sie.
    »Wie hat er sich angehört?«, fragt er.
    »Tore? Keine Ahnung. Ich kenne ihn ja nicht, ich weiß also nicht, wie er sich sonst anhört. Und sonderlich lange habe ich auch nicht mit ihm gesprochen.«
    »Ich habe Ewigkeiten nicht mehr mit ihm geredet.«
    »Warum nicht?«
    »Er darf nur einen Besuch in der Woche bekommen, und da hat Veronica natürlich das Vorrecht. Das ist ja das einzige bisschen Leben, das die beiden jetzt noch zusammen haben. Wir anderen müssen uns da wohl zurückhalten.«
    Henning sagt eine ganze Weile nichts. Er spürt, dass Grønningen nicht mehr weit davon entfernt ist, den Mund aufzumachen.
    »Nach seiner Festnahme war es nicht leicht, über Tore zu reden«, sagt er. »Keiner wollte das, und irgendwie haben wir ihn dann hinter uns gelassen. Ich habe trotzdem versucht herauszufinden, wo die verschiedenen Leute an dem Abend waren, an dem Jocke ermordet wurde, aber entweder waren sie zusammen oder nicht in der Stadt.«
    Henning nickt.
    »Sie wussten aber, dass Tore Jocke Brolenius treffen wollte?«
    »Ja, das wussten die meisten von uns. Er war ja noch im Training, bevor er in die alte Fabrik gefahren ist.«
    Henning nimmt den Wasserkrug, der auf dem Tisch steht, und gießt sich das Glas voll. Mit einer Geste fragt er, ob auch Grønningen etwas möchte. Er hält ihm sein Glas hin, ohne zu nicken.
    »Können Sie mir Tore beschreiben?«, fragt Henning. »Also aus der Perspektive eines Freundes?«
    Grønningen seufzt und denkt nach. Dann lächelt er plötzlich. »Als ich Tore das erste Mal getroffen habe, hat er mir was aufs Maul gegeben.«
    »Warum denn das?«, will Henning wissen und kopiert das Lächeln.
    »Na ja, ich hatte gerade zuvor Tores Cousin in die Mangel genommen, sodass er in die Ambulanz musste. Wissen Sie, der hatte versucht, meine Freundin anzumachen. Petter war damals noch ein ziemlicher Milchbubi, sodass Tore einspringen musste. Er hat mir den Kiefer gebrochen.« Grønningen fasst sich ans Gesicht und reibt sich den Bart, der sein Kinn ziert. »Anschließend, als ich wieder zu mir kam, saß er vor mir in der Hocke und sagte: ›Ich kümmere mich um die Leute, die ich gernhabe, ich wollte nur, dass du das weißt.‹«
    »Und danach sind Sie Freunde geworden?«, fragt Henning ungläubig.
    »Na ja, nicht sofort. Aber er hat mitgekriegt, dass meine Fäuste zu gebrauchen sind, und so hat er mich schließlich rekrutiert, um …«
    »Sie haben auch als Geldeintreiber gearbeitet?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Er hat mir hin und wieder einen Job zugeschustert, und irgendwie wurden wir so richtig gute Freunde. Darum haben mich viele beneidet.«
    »Wieso?«, fragt Henning und nimmt einen Schluck.
    »Tore war ja ein beliebter Kerl – beliebt und gefürchtet. Es gab einem einen gewissen Status, zu seinem engeren Kreis zu gehören. Er war jemand, zu dem alle aufsahen, und er war ein Meister darin zu bekommen, was er wollte. Ich denke dabei nicht nur an Arbeitssachen und so, sondern auch an andere Dinge.«
    »Was für andere Dinge?«
    »Ich erinnere mich noch, dass wir uns einmal so eine Realityshow im Fernsehen angesehen haben und dass dabei plötzlich Veronica auf dem Bildschirm war. Tore sagte nur: ›Verdammt, die da will ich haben!‹ Und so kam es dann ja auch.«
    Henning dreht sein Glas zwischen den Fingern. »Hat er auch auf dem Immobilienmarkt gekriegt, was er wollte?«
    »Ja, meistens.«
    »Hatte er Feinde in der Branche?«
    »Ganz bestimmt, aber ich glaube nicht, dass die all diesen Scheiß konstruiert haben, nur um Tore aus dem Weg zu räumen. Nein, ich denke, die hätten ihn einfach umgebracht.«
    Das hört sich so weit vernünftig an, denkt Henning. Tores Treffen mit Jocke war eine interne Angelegenheit, die nichts mit irgendwelchen Geschäften zu tun hatte.
    »Tore stieß

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