Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
gütig zu wie eine Schutzpatronin alternder Schauspieler. Verwirrt dachte ich an Martins Worte. Konnte man diese Frau, die hier von ihren Freunden umringt wurde, bemitleidenswert einsam finden?
Obwohl immer noch bleich, lachte sie fröhlich über einen Kommentar von Jim und zerzauste sein Haar. Er trug wieder eines seiner grausigen T-Shirts. Mit dem Slogan Nur was in deiner Hose steckt, zählt wirklich. Was um alles in der Welt hatte mich am letzten Abend veranlasst, ihn zu küssen? Er war ganz und gar nicht mein Typ. Natürlich sah er gut aus – man musste blind sein, um das nicht zu registrieren. Aber er war total unpassend, ein Angeber, der wahrscheinlich jede Woche eine andere Mieze in sein Bett holte. Am Fußende des Betts stand Martin in seinem teuren grauen Mantel, und der Unterschied zwischen den beiden Männern sprang mir geradezu ins Auge.
Den dunklen Kopf gesenkt, tippte Martin etwas in sein iPhone. Zweifellos erledigte er wichtige Geschäfte. Sogar in seiner Wochenendkleidung strahlte er Autorität aus. Man musste gar nichts von seinem Vorstandsposten wissen, um zu erkennen, dass er ernst genommen wurde. Und so dachte nicht nur ich, wie ich an diesem Nachmittag festgestellt hatte. Die meisten Schwestern richteten ihre Bemerkungen an ihn, als käme es nur auf seine Meinung an. Auf subtile Weise kontrollierte er die Situation und nahm mir die Verantwortung ab. Er hatte meiner Tante bereits angeboten, sie im Lauf der nächsten Woche nach Hause zu fahren, obwohl ihn das viel Zeit kosten und an seinen beruflichen Pflichten hindern würde. Was seinen Charakter betraf, hegte ich seit unserer Trennung gewisse Zweifel, aber in einer Hinsicht war er ganz gewiss mein Typ – nämlich selbstsicher, stark und erfolgreich.
Als ich zum Bett ging, blickte er auf und steckte das iPhone ein. »Rory, die Besuchszeit ist gleich vorbei. Ich bringe dich jetzt nach Hause. Percy und Eleanor nehme ich auch mit.«
Jim wandte sich zu ihm. »Wenn Sie wollen, fahre ich Percy und Eleanor nach Hause. Vielleicht möchten die beiden noch etwas länger hierbleiben.«
»Mag sein.« Martin lächelte ihn mit verkniffenen Lippen an. »Aber wie gesagt, die Besuchszeit geht zu Ende. Also werde ich Percy und Eleanor mitnehmen.«
»Okay.« Lässig zuckte Jim die Achseln. »Wie Sie meinen.«
Martin räusperte sich. »Ich spreche sicher für die ganze Familie, Jim, wenn ich Ihnen sage, wie dankbar wir alle für Ihre Hilfe an diesem Wochenende sind.«
Etwas verlegen grinste Jim und schaute Tante Lyd an, die seine Hand tätschelte. »Kein Problem.«
»Nachdem die unmittelbare Gefahr überstanden ist, Jim«, fuhr Martin fort, »und ich mich um alle kümmere, müssen Sie sich bitte nicht mehr dazu verpflichtet fühlen, Ihre Zeit in der Klinik zu verbringen. Ich nehme an, es liegt eine arbeitsreiche Woche vor Ihnen. Sie sind Installateur, nicht wahr?«
»Keine Bange, Kumpel. Bei Lydia sind alle Reparaturen abgeschlossen, und ich warte gerade auf den nächsten Job. Solange ich frei habe, helfe ich sehr gern aus.«
»Aber das ist unnötig«, entgegnete Martin in scharfem Ton.
Tante Lyd richtete sich langsam auf und kräuselte ihre Lippen – eine Miene, die ich sehr gut kannte. Als Jim sie stützen wollte, stieß sie seinen Arm weg. »Für meine Familie spreche ich , Martin. Ganz egal, ob Jims Hilfe nötig ist oder nicht – ich freue mich, wann immer ich ihn sehe, im Krankenhaus und zu Hause. Hoffentlich habe ich mich klar genug ausgedrückt.«
»Ja, natürlich, Lydia«, stimmte Martin fügsam zu. Erleichtert atmete ich auf, weil er nicht mit ihr diskutierte. Einen Arm um meine Schultern gelegt, schob er mich unauffällig zur Tür.
»Rory!«, rief meine Tante und streckte eine Hand nach mir aus. »Bleibst du noch ein bisschen da? Nur du?«
»Sehr gern, Tante Lyd.« Ich befreite mich von Martins Arm und trat neben das Bett. »Solange du willst.« Hinter mir hüstelte Martin, und ich drehte mich zu ihm um. »Würdest du Percy und Eleanor nach Hause fahren?«, bat ich ihn. »Ich nehme später den Bus.«
»Nun ja …«, begann er, sichtlich verärgert über die Änderung seiner Pläne. »Warum bringt Jim die beiden nicht zurück, und ich warte hier auf dich?«
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Eleanor nach Percys Hand tastete, peinlich berührt, weil sie Unannehmlichkeiten verursachte.
»Klar.« Jim stand auf. »Ist mir ein Vergnügen.«
»Jim soll auch hierbleiben«, sagte Tante Lyd hastig.
»In diesem Fall fahre ich Percy und
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