Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Eleanor gern nach Hause.« Martin lächelte gequält. »Stets zu deinen Diensten, Lydia.«
Ich half ihm, die Sachen der beiden einzusammeln, und begleitete sie zum Lift. Trotz seines höflichen Benehmens konnte Martin seinen Groll nicht verbergen. Wenn seine Hilfsbereitschaft mich nicht direkt betraf, ließ sie anscheinend schlagartig nach. Um ihn ein wenig zu besänftigen, küsste ich seine Wange, und er versprach, er würde mich später anrufen.
Als ich zu Tante Lyd zurückkehrte, war sie allein.
»Wo ist Jim?«
»Ich habe ihn gebeten, Tee für uns zu holen.« Von den Kissen gestützt, saß sie im Bett und rückte die gelbe Wolldecke, die Jim gekauft hatte, über ihren Knien zurecht. »Würdest du mir erklären, was sich da gerade abspielt?«
Tante Lyd hielt sich nicht damit auf, um den heißen Brei herumzureden. Aber ich durfte sie nicht aufregen …
»Er will dich zurückerobern, nicht wahr?«, fragte sie, weil ich nicht sofort antwortete.
»Ja«, gab ich zu.
»Und was ist mit Miss Rosa Duschgel?«
»Er sagt, das wäre vorbei, und es hätte ihm nichts bedeutet.«
»Genügt dir das?«
»Keine Ahnung, Tante Lyd«, seufzte ich. »Es sollte mir nicht genügen. Aber ich habe ihn so sehr vermisst.«
Schweigend nickte sie.
»Und an diesem Wochenende war er einfach großartig.«
Wieder nickte sie. »Glaubst du, er hat sich geändert?«
»Das weiß ich nicht. Kann sich ein Mensch denn überhaupt wirklich ändern?«
»O ja«, erwiderte sie zu meiner Verblüffung.
»Nun …« Unsicher verstummte ich, denn ich hatte erwartet, sie würde mir davon abraten, Martin eine zweite Chance zu geben. Ermutigte sie mich stattdessen dazu?
Sie betrachtete die Blumen. Jetzt stand der kleine Blumentopf auf dem Nachttisch, direkt neben ihr.
»Wer ist Paul, Tante Lyd?«, fragte ich ganz leise, damit sie vorgeben konnte, sie hätte nichts gehört, falls sie ihr Geheimnis für sich behalten wollte.
Ohne mich anzuschauen, entgegnete sie: »Das habe ich doch schon gesagt – jemand, mit dem ich mal zusammengearbeitet habe.«
»Und – den du geliebt hast?«, flüsterte ich vorsichtig.
»Ja.«
Wäre ich Ticky, würde ich meinen Vorteil jetzt gnadenlos ausnutzen. Nie zuvor hatte Tante Lyd mir so viel über ihr Liebesleben anvertraut. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie meine Frage beantworten würde. Aber ich schwieg, während sie die Primeln anstarrte.
Schließlich drehte sie ihren Kopf langsam zu mir. In ihren Augen erschien ein seltsamer fieberhafter Glanz. »Wegen Paul weiß ich, dass die Menschen sich ändern können.«
»Wer war er?«
Sie seufzte tief auf. Dann glättete sie wieder die gelbe Decke. »Paul Johnson war mein und auch Lindas Agent.« Blicklos starrte sie vor sich hin. »Zu seiner Zeit ein ganz hohes Tier …« Ihre sanfte Stimme verhallte, die Lider sanken halb hinab, und ich fragte mich, ob sie einnicken würde.
Jenseits der zugezogenen Vorhänge schwang die Tür auf, ein Servierwagen wurde ratternd hineingerollt, und eine Schwester fragte, ob jemand Appetit auf Snacks habe. Die laute Stimme schien meine Tante aus ihrem Tagtraum zu reißen. Abrupt schlug sie die Augen auf.
»Er war natürlich verheiratet«, fügte sie hinzu, nicht mehr träumerisch, sondern in hartem Ton. »Aber unglücklich, wie er mir versicherte. Nur wegen der Kinder würde er bei seiner Frau bleiben. Ja, ja, ich weiß, wie das klingt. Aber solche Situationen kann man schwer beurteilen, wenn man mittendrin steckt. Vier Jahre lang habe ich gehofft, er würde seine Frau verlassen – vier Jahre lang schmiedeten wir Pläne. Er kaufte das Haus in Clapham für uns und überschrieb es mir, zum Zeichen seiner Liebe. Er wollte zu mir ziehen, sobald er geschieden worden war. In Clapham sollte unser neues Leben beginnen. Weit entfernt von seiner Familie in Kensington.«
Für ein paar Sekunden schloss Tante Lyd wieder die Augen. »Wir suchten sogar Namen für unsere künftigen Kinder aus. Klar, seine Frau tat mir schrecklich leid. Aber ich sagte mir, so was würde nun mal passieren. Viele Leute würden die falschen Partner heiraten. Und eine Liebe wie unsere könne man einfach nicht verhindern. Dumme Worte, genau richtig für die Devereux Girls . Für mich war Paul kein Mann, der seine Frau betrog, sondern ein Mann, der wirklich liebte. Ich hielt unsere Leidenschaft für stärker als alles andere. Idiotisch!« Sie lachte bitter. »Nur Linda wusste über uns Bescheid. Nicht einmal deine Mutter weihte ich ein. Und dann erzählte Linda
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