Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Ich nahm meine Handtasche aus dem Fußraum. »Sicher möchten Percy und Eleanor dich sehen.«
»Nein, ich muss weiter«, sagte er kurz angebunden.
Ich rutschte vom hohen Beifahrersitz des Vans zur Straße hinab. Bevor ich die Tür schloss, lächelte er mich an. Ein nettes Lächeln. So wie man es einem Kind schenkt, das von seinem Laufrad zum ersten Mal auf ein richtiges Fahrrad mit Pedalen umsteigt. Ermunternd, aber auch ein bisschen besorgt.
»Viel Glück, Dawn.«
35
Leider war der Tag, an dem wir Tante Lyd zum Elgin Square zurückbrachten, alles andere als ein strahlender Frühlingstag. Statt optimistischem Sonnenschein und Vogelgesang empfing uns grauer Nebel, und Regen hing in der Luft. Nervös kaute ich an meinen Fingernägeln. Es kam mir vor, als wäre das schlechte Wetter ein böses Omen. Nicht, dass ich an so etwas glaubte. Aber neuerdings sah ich überall bedeutsame Zeichen und magische Zusammenhänge: Wenn ich es schaffte, die Banane (ich hatte sie gestern schwarz und zerquetscht in meiner Manteltasche gefunden) in den Mülleimer des Warteraums zu werfen, ohne aufzustehen, sollte ich zu Martin zurückkehren. Ich sah eine schwarze Katze vor der Klinik – war das gut oder schlecht? Wenn Tante Lyd gewusst hätte, worüber ich mir Gedanken machte, hätte sie mich ausgelacht. Sie hielt alle Leute, die an Horoskope glaubten, für Schwachköpfe.
Ich schaute sie an. Im Krankenhaus hatte sie noch so stark gewirkt und war so fest zur Heimkehr entschlossen gewesen. Jetzt sank sie auf dem Beifahrersitz von Martins Auto in sich zusammen und schien immer kleiner zu werden, während ich sie vom Rücksitz aus beobachtete. Vielleicht kam es mir auch nur so vor.
Nur Martin fühlte sich anscheinend wohl. Die Beine ausgestreckt, umfasste er das Lenkrad mit kraftvollen Händen und steuerte den Audi um die Ecke auf den Platz. Die Scheibenwischer schoben die ersten Regentropfen von der Windschutzscheibe und gaben den Blick frei auf ein handgemaltes, bereits vom Regen leicht verwischtes Banner mit dem Schriftzug: Willkommen zu Hause, Lydia!
Meine Tante lachte. »Dein Werk, Rory?«
»Natürlich nicht«, sagte Martin. Er stimmte etwas zu herzhaft in Tante Lyds Gelächter ein und nutzte die Gelegenheit, um sie mit einem Witz zu beeindrucken. »Rory ist keine Künstlerin. Aber sie kann sicher irgendeinen wissenschaftlichen Quatsch über den Stil des Werkes verzapfen, nicht wahr?«
Er schaute nach hinten, manövrierte den Audi in eine Parklücke vor dem Haus und schnitt eine Grimasse, die mir bedeuten sollte, er würde nur scherzen.
Lächelnd nickte ich ihm zu und wertete die freie Parklücke als gutes Zeichen. Alles würde gut werden. »Klar«, begann ich und imitierte die Stimme einer Radiosprecherin. »Beachten Sie, wie der Künstler sein Werk gestaltet und es dann den Elementen ausgeliefert hat, um die Einflüsse der Natur einzubeziehen. Die verschmierten Buchstaben erinnern uns nicht nur an die Vergänglichkeit, sondern auch an Verwandlung und Wechsel. Die kühnen Pinselstriche verraten einen selbstbewussten Künstler auf der Höhe seiner Schaffenskraft.«
»Also war es Percy!«, rief Tante Lyd.
»Und Eleanor«, ergänzte ich. »Martin hat das Banner über die Tür gehängt, bevor wir heute Morgen losgefahren sind.«
Höflich lächelte sie, während er ihr aus dem Wagen half. Aber ich spürte, dass es etwas mehr brauchte als eine hilfreiche Hand und einen Scherz, damit sie ihre Abneigung gegen ihn aufgab. Bisher hatte sie sich nicht zu der Frage geäußert, ob ich zu Martin zurückkehren sollte oder nicht. Verziehen hatte sie ihm keineswegs, das sah ich ihr an.
Ich klingelte, damit Percy und Eleanor die Haustür öffnen konnten. Darum hatten sie mich gebeten. Martin hatte behauptet, sie könnten nicht mit zur Klinik fahren, um meine Tante abzuholen, weil es sonst im Auto zu eng würde, was angesichts des geräumigen Audis nicht ganz ehrlich gewesen war. Die beiden waren etwas gekränkt gewesen.
Deshalb hatte ich hastig das Banner und ein Empfangskomitee vorgeschlagen. Es war schlimm genug, dass Tante Lyd Martin nach wie vor misstraute. Wenn er auch noch die anderen Hausbewohner gegen sich einnahm, würden wir sie nie mehr gemeinsam besuchen können, falls ich wieder zu ihm zog.
Eleanor öffnete die Tür und breitete die Arme aus. Zu Ehren von Tante Lyds Heimkehr trug sie eines ihrer besten Outfits, ein geblümtes Laura-Ashley-Kleid, das wahrscheinlich älter war als ich. Mit dem viktorianischen hohen Kragen und
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