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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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dem bodenlangen Rock schien sie einem historischen Theaterstück zu entstammen, von dem blauen Lidschatten mal abgesehen. Hinter ihr wartete Percy, die Hände formell auf dem Rücken verschränkt.
    Ungestüm schlang Eleanor ihre Arme um Tante Lyd, und ich musste beide festhalten, damit sie nicht die Eingangstreppe hinabstürzten. Währenddessen stand Percy so reglos da, dass ich fürchtete, er würde sich nicht wohlfühlen. Aber sobald die Heimkehrerin die Schwelle überquert hatte, brach er in Schluchzen aus und schwenkte seine Hände durch die Luft. Offenbar war seine Erstarrung nur ein Versuch gewesen, sich zu beherrschen. Tante Lyd ließ ihn an ihrer Schulter weinen, und Eleanor streichelte tröstend seinen Rücken.
    In meiner Sorge um Tante Lyd hatte ich nicht darüber nachgedacht, wie beklemmend die Situation für Percy und Eleanor gewesen sein musste. Sie war nicht nur die Vermieterin der beiden, sondern ihre Familie. Die einzige, die sie hatten. Im Gegensatz zu Percy und Eleanor hatte ich ein regelmäßiges Gehalt und war jung. Meine Existenz stand durch Tante Lyds Krankheit nicht auf dem Spiel. Doch die beiden mussten sich furchtbare Sorgen um ihre Zukunft gemacht haben. Womöglich hätten sie hier ausziehen und Unterkunft in einem Altersheim oder einer betreuten Wohngemeinschaft suchen müssen. Hinter einer Fassade gespielter Heiterkeit hatten sie tapfer ihre Angst vor mir verborgen, um mich nicht zusätzlich zu belasten. Ich schämte mich für meine Gedankenlosigkeit.
    »Verdammte Schauspieler«, flüsterte Martin hinter mir. »Immer melodramatisch, was?« Ehe ich antworten konnte, hob er seine Stimme. »Nun ist es an der Zeit, die Patientin in ihr Krankenbett zu bringen. Gehen wir hinein, Lyd.«
    Als ich die gestrafften Schultern meiner Tante sah, zuckte ich zusammen. Martin meinte es gut, aber er war derart daran gewöhnt, alles zu kontrollieren, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, wie übel sie es ihm nehmen würde, in ihrem eigenen Haus von ihm herumkommandiert zu werden. Ganz zu schweigen von dem Fauxpas, sie »Lyd« zu nennen, was nur der Familie gestattet war. Schniefend ließ Percy sie los, trat zurück und wischte sich mit einem Hemdsärmel über die Lider.
    Tante Lyd drehte sich um. Plötzlich wirkte sie gar nicht mehr klein, sondern schien vor unseren Augen zu wachsen. »Danke, dass du so nett zu Rory warst, Martin, und dass du mich heute heimgefahren hast.«
    Zufrieden lächelte er und legte einen Arm um meine Schultern, während wir in der offenen Tür standen. Hörte er nicht, wie frostig Tante Lyds Stimme klang? An seiner Stelle hätte ich mir schützend die Hände vors Gesicht gehalten.
    »Aber wie du ganz richtig angedeutet hast – ich bin eine arme, gebrechliche alte Frau und brauche meine Ruhe. Deshalb möchte ich meinen ersten Abend zu Hause nur mit meiner Familie verbringen. Sicher verstehst du das.«
    Verwirrt wandte Martin sich zu mir. »Rory?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ Tante Lyd sich von Percy und Eleanor ins Haus führen.
    »Gib ihr Zeit, Martin«, bat ich leise, »sie wird sich schon beruhigen.«
    »Dir soll ich Zeit geben, ihr soll ich Zeit geben, bin ich eine verdammte Uhrenfabrik?«, fauchte er. Als er mich entsetzt blinzeln sah, riss er sich zusammen. »Tut mir leid, Rory, aber das alles wird mir langsam zu viel.«
    »Ich habe mit Tante Lyd über uns gesprochen«, begann ich.
    »Also gibt es ein wir ?«, fragte er rasch.
    »Das weiß ich nicht. Es war eine seltsame Woche. Bisher hatte ich noch keine Zeit, um darüber nachzudenken.« Missbilligend runzelte er die Stirn, was offenbar bedeuten sollte, dass vier Tage lange genug gewesen wären. »Zeit für mich, meine ich. Wir sehen uns am Wochenende wieder, okay? Bis dahin werde ich mich entscheiden. Das verspreche ich.«
    »Okay, am Freitag.«
    »Samstag.«
    »Das Wochenende fängt am Freitag an.«
    »In dieser Woche wird viel los sein. Der Samstag wäre besser. Ich will gründlich über alles nachdenken. Das bin ich dir schuldig. Bitte, dräng mich nicht.«
    Martin ergriff meine Hände und schaute mir so verzweifelt in die Augen, dass ich fürchtete, er würde körperliche Schmerzen erleiden. »Samstag. Und dann komm bitte nach Hause.«

36
    Arbeit kann in schwierigen Phasen des Privatlebens eine Zuflucht bieten. Kurz nach meiner Trennung von Martin hatten die Kollegen mich von meinem Kummer abgelenkt. Jeden Tag aufzustehen, mich anzuziehen, in die U-Bahn zu steigen und am Schreibtisch zu sitzen – diese

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