Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
ihrem Stuhl herum. »Ich habe einige Ideen für die Kolumne Großartige Engländerinnen , so wie du es wolltest.«
»Lass hören.« Amanda blickte von ihrem Laptop auf, nicht aus Interesse für Marthas Geistesblitze, sondern weil sie sich darauf vorbereitete, alle wie üblich sofort zu verwerfen.
»Vita Sackville-West, Virginia Woolf, Agatha Christie, Dorothy Whipple«, las Martha ihre Liste vor.
»Dorothy Whipple?«, wiederholte Amanda verächtlich. »Manchmal glaube ich, du missverstehst mich absichtlich, Martha. Diese Frauen waren vor ihrem Tod sicher großartig. Aber ich habe dich extra um Zeitgenossinnen gebeten, zum Beispiel Twiggy, Joanna Lumley, Kirstie Allsopp.«
Angewidert rümpfte Martha die Nase, als hätte jemand etwas Unangenehmes vor ihrem Gesicht geschwenkt. »Kirstie Allsopp lässt sich wohl kaum mit Dorothy Whipple vergleichen.«
»Nein, aber was den Unterschied ausmacht – von Kirstie Allsopp haben unsere Leserinnen und Leser vielleicht schon gehört. Ich brauche vier neue Vorschläge – lebendig atmende Vorschläge. Heute Nachmittag auf meinem Schreibtisch.«
»Gut.« Marthas Tonfall verriet, dass sie das gar nicht gut fand.
»Rory?« Amandas Kopf fuhr zu mir herum.
Erschrocken zuckte ich zusammen. Amanda fragte mich normalerweise nicht nach Ideen und verließ sich darauf, dass ich hauptsächlich die Artikel der anderen redigierte. Hatte Lance sie etwa über mein peinliches Benehmen informiert und war ich deshalb in ihr Blickfeld geraten?
»Ich arbeite gerade an einer neuen Folge von Hinter dem Absperrseil und …«
»Über Hinter dem Absperrseil habe ich nachgedacht«, unterbrach sie mich unheilvoll. Ich hatte gehofft, sie würde niemals über irgendwas nachdenken, das ich machte. Dass sie es plötzlich tat, beruhigte mich keineswegs. »Die Kolumne ist spießig, so was passt nicht zum neuen Country House . Schluss damit!«
»Aber die Artikel für die nächsten zwei Monate sind schon fertig!«, rief ich.
»Trotzdem werden sie nicht erscheinen.«
Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg. Neben mir rang Martha nach Luft. Meine eigene Kolumne war der Hauptgrund, warum ich bei Country House blieb; ohne sie war ich nur eine schlecht bezahlte Assistentin mit irreführender Berufsbezeichnung. Inzwischen hatte Amanda sich abgewandt und fragte Flickers nach seinen Ideen.
»Amanda, ich finde, wir sollten meine Kolumne nicht streichen«, sagte ich ziemlich laut und hielt mich an der Tischkante fest, damit meine Hände nicht zitterten.
Ungläubig und erstaunt schaute sie mich an, als wäre ein Mitglied der Betterton-Familie aus dem Rahmen seines Porträts getreten, um an unserem Redaktionsmeeting teilzunehmen. »Aber ich finde es, Rory. Und das ist endgültig.«
»Ich – ich könnte die Kolumne aktualisieren, dem neuen Country House anpassen«, improvisierte ich ohne die leiseste Ahnung, wie das funktionieren sollte.
»Ach, tatsächlich?«, spottete sie. »Und wie genau willst du das anstellen? Spar nicht an Details, wir haben Zeit, dieses Meeting dauert ja noch gar nicht so lange. Ich bin ganz Ohr.«
Verzweifelt sah ich mich um. Mein Blick blieb an Ticky hängen, die mich bestürzt anstarrte und mir offensichtlich nicht zutraute, dass ich mich aus der Affäre ziehen würde. Warnend schüttelte sie den Kopf. Aber dann erinnerte ich mich an unser Gespräch, und plötzlich wusste ich, wie ich es anfangen musste. »Ich könnte eine Dating-Kolumne draus machen«, verkündete ich triumphierend.
»Was, eine Dating-Kolumne?«, kreischte Amanda. »Was hat die mit Country House zu tun? Rory, du verschwendest nur unsere Zeit …«
»Moment mal, Amanda, du willst Country House doch etwas mehr an Frauenzeitschriften annähern. Und eine Dating-Kolumne könnte genau das sein, was sich neue Leserinnen wünschen – leichte Unterhaltung, die Spaß macht, neben den anspruchsvollen Artikeln.«
»In allen Londoner Magazinen und Zeitungen gibt’s Dating-Kolumnen«, seufzte Amanda. »Warum sollte irgendwer unsere lesen?«
»Nun, ich könnte ein Date auf einem Landsitz schildern«, schlug ich vor.
»Langweilig.«
»Nein, warte!«, bat ich, von einer plötzlichen Inspiration erfüllt. »Ich würde das Thema aus einer neuen Perspektive betrachten. Statt den einzig Richtigen zu suchen, treffe ich nur die Falschen.«
»Falsche Männer?« Jetzt las ich zögerndes Interesse in Amandas Miene.
»Beziehungsweise unpassende«, fuhr ich fort und beobachtete, wie Tickys Kinnlade herunterklappte. »Ich
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