Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Selbstsicherheit zu sich genommen. In ihrer Arroganz kamen sie gar nicht auf den Gedanken, jemand könnte sie nicht so großartig finden wie sie sich selber.
»Roars«, sagte sie sanft, »wenn man einem Friseur erklärt, er habe Mist gebaut, macht man keine Szene. Man bezahlt ihn für eine Dienstleistung, und falls die schlecht war, sollte man ihn darauf hinweisen.«
»Ja, vielleicht«, stimmte ich zu, um sie loszuwerden. Zweifellos würde es ihr besser gefallen, wenn ich ihren Friseur angeschrien hätte. Dann könnte sie bei ihrem nächsten Strähnentermin den Skandal mit ihm erörtern. Mein stiller Zorn war ihr nicht drastisch genug. Aber das war mein Leben. Und ich lebte nicht für ihre Unterhaltung, dachte ich bitter. Aber in letzter Zeit auch nicht für meine eigene, um ehrlich zu sein. Ständig gab es irgendwelche Kämpfe.
An diesem Tag verschwand ich viel zu oft in der Damentoilette. Keine Ahnung, ob ich jedes Mal erwartete, in der Zwischenzeit wäre irgendwas mit meinem Haar geschehen … Natürlich würde es nicht auf magische Weise nachwachsen, während ich meine E-Mails beantwortete. Aber ich spähte trotzdem regelmäßig in den Spiegel, um festzustellen, ob sich seit dem letzten Mal irgendwas verbessert hatte.
Als ich wieder einmal meinen Kopf hin und her drehte und mir eine weitere ernüchternde Analyse antat, hörte ich Amandas und Marthas schrille Stimmen – eine Kakofonie, an die sich das ganze Büro längst gewöhnt hatte. Und das Geschrei näherte sich der Toilette. Panisch sprang ich in eine der Kabinen und schloss mich ein. Ich kauerte mich auf den Klodeckel, zog die Beine an und hoffte, die beiden würden glauben, dieses WC wäre nicht besetzt, sondern müsste repariert werden.
Dann hörte ich, wie die Tür aufgestoßen wurde. Auf dem Fliesenboden klickten zwei Paar Absätze. Mühelos erkannte ich, welches Geräusch Amanda erzeugte – das knappe Plink teurer, bleistiftdünner, unpraktischer High Heels, die (korrekterweise) andeuteten, die Trägerin würde eher in Taxis sitzen, als zu Fuß gehen. Marthas Schuhe klangen plumper und lauter. Schon lange vermutete ich, sie würde von den Anzeigenkunden, die auf den hinteren Seiten von Country House inserierten, mit Ermäßigungen geschmiert. Ihre Schuhe sahen verdächtig nach den scheußlichen Exemplaren von Weldon’s of Ludlow aus. ( Komfort? O ja! Trotzdem stylisch! ) Es sah ihr auf tragische Weise ähnlich, auf Rabatte hereinzufallen und geschmacklose Ausschussware zu kaufen.
»Erst eine Dating-Kolumne, und jetzt eine Kummerkastentante?«, zischte sie. Warum senkte sie ihre Stimme, wo doch ohnehin die ganze Redaktion wusste, was der Rückzug der beiden Frauen in der Toilette bedeutete?
»Martha«, erwiderte Amanda müde, »ich weiß, auch nach drei langen Jahren sträubst du dich immer noch gegen den neuen Kurs des Magazins. Aber wenn du mich wegen jeder Änderung bekämpfst, vergeudest du deine Zeit ebenso wie meine.«
»Ich kämpfe nicht gegen dich «, fauchte Martha, »ich kämpfe für unsere treuen Leser. Vierzigtausend können sich nicht irren.«
»Vor sechs Jahren waren es vierzigtausend.« In Amandas Stimme schwang stählerne Höflichkeit mit. »Als ich die Leitung von Country House übernahm, nur noch zweiundzwanzigtausend.«
»Ja, zweiundzwanzigtausend sehr zufriedene, glückliche Leser. Und du enttäuschst sie alle mit deinen albernen Frauenzeitschriftenideen.«
Martha hatte zwar keinen Oberschichtpanzer, der sie vor allen Zweifeln schützte, war aber für gewisse Tatsachen blind, und dieser Schwachpunkt blieb niemandem verborgen. Warum merkte sie nicht, welch ein Problem der Verlust von fast zwanzigtausend Lesern in drei Jahren darstellte? Natürlich bestand die Möglichkeit, dass die alternden Leser Country House nicht zugunsten einer flotteren Lektüre aufgegeben hatten, sondern einfach nur in das große Landhaus im Himmel übergesiedelt waren. Trotzdem würde keine andere Redaktion jemanden wie Martha einstellen. Die Bettertons beschäftigten sie nur noch, weil sie sich dazu verpflichtet fühlten und weil sie wussten, dass sie wegen ihrer langjährigen Arbeit für Country House keinen neuen Job finden würde.
»Im letzten Monat waren es fünfunddreißigtausend«, betonte Amanda. »Also mache ich alles richtig.«
»Kaum ein Tag vergeht, ohne dass ich einen Leserbrief voller Klagen über die Veränderungen bekomme!«, triumphierte Martha. »Erst heute hat jemand gefragt, was aus Janets rustikalen Anekdoten geworden
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