Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Aurora, nicht alle Menschen genießen es unter der Bürde eines Vornamens so zu leiden wie dieser grässliche alte Masochist. Bitte, sagen Sie Teddy zu mir.« Mit der diskreten Hilfe eines Kellners sank er mir gegenüber in einen lederbezogenen Lehnstuhl.
»Wenn das so ist, sollten Sie mich Rory nennen«, schlug ich lächelnd vor. »Niemand außer Lysander und meiner Tante, wenn ich sie geärgert habe, reden mich mit Aurora an.«
»Ha! Kein Wunder! Alberner Name!« Teddy lachte herzhaft, sichtlich erfreut über sich selbst, und wandte sich zu dem Kellner. »Junger Mann, die Dame und ich möchten erst einmal ein Glas Champagner.« Verschwörerisch neigte er sich zu mir. »Um auf idiotische Namen anzustoßen.«
Zum Glück hatte ich bei Country House gelernt, was Ticky als die »Technik der süßen Nichte« bezeichnete. Natürlich nützte ihr ihre langjährige Praxis zahlloser Begegnungen mit Onkeln und Patenonkeln. Da meine Familie nur aus Mum und Tante Lyd bestand (gelegentlich erweitert durch Besuche bei Dad und seiner neuen Familie), hatte ich diese Technik wie eine Fremdsprache studiert, was sie gewissermaßen ja auch war. Obwohl ich meistens am Schreibtisch arbeitete, musste sogar ich manchmal Kolumnisten oder Feature-Autoren zum Lunch einladen. Oder ich wurde bei Events an Old Mr. Bettertons Seite platziert, der immer neben jüngeren weiblichen Angestellten sitzen wollte. Wie ich herausgefunden hatte, ist die »Technik der süßen Nichte« für Frauen völlig ungeeignet und nur bei Männern anwendbar. Mittlerweile wusste ich, wie man charmant und schmeichelhaft flirtete, ohne missverstanden zu werden, sodass keine unerwünschte Hand auf meinem Knie landete. Wenn jemand trotzdem zudringlich wurde, wehrte ich ihn mit subtilen Bemerkungen über »meinen Freund« ab.
Nach dem Treffen mit der süßen Nichte sollten die Männer sich belebt und um zwanzig Jahre verjüngt fühlen, ohne die Heuchelei zu ahnen. Natürlich ist es ermüdend, ihnen stundenlang zuzuhören. Aber die Rolle der süßen Nichte ist nur eine vorübergehend anzuwendende Taktik, kein Lebensstil. Allzu lange hält man sie nicht durch.
Bei Teddy funktionierte die Technik großartig. Er ging darauf ein, indem er einen exzellenten »witzigen Onkel« mimte. Er bestellte das Essen für mich, womit mich ein gleichaltriger Mann maßlos ärgern würde. Aber in dieser Umgebung war es akzeptabel, sogar galant. Bald musste ich nicht einmal mehr vorgeben, die Geschichten über sein Landgut im Hochland faszinierend zu finden.
»Nun, Teddy?«, fragte ich und schob die Wildpastete auf meinen Teller an den Rand, um die dicke Teighülle unter einem Haufen Grünzeug zu verstecken. »Sind Sie niemals auf den Gedanken gekommen zu heiraten?«
Erschrocken hustete er. »Heiraten? Um Gottes willen, nein! Daran denke ich seit Jahrzehnten nicht mehr. Als ich es endgültig vergaß, waren Sie noch gar nicht auf der Welt, mein liebes Mädchen.« Er betupfte sein Gesicht mit der Serviette voller Soßenflecken, die er wie einen Latz unter sein Mehrfachkinn geklemmt hatte. Dann verschleierten sich seine Augen, und seine Gabel blieb mitsamt einem Pastetenstück in der Luft hängen. »Nicht mehr seit Fi McKenneth«, seufzte er und starrte in die Ferne.
»Wer war sie?«, fragte ich interessiert.
»Oh, die wunderbarste Frau, die je gelebt hat.« Seine Kinne wackelten. Für einige Sekunden presste er die Lippen zusammen, als würde er seiner Stimme misstrauen, und legte die Gabel auf seinen Teller. »Ich liebte sie jahrelang. Natürlich wollte sie mich nicht haben, sehr vernünftig.«
»Warum nicht, Teddy?« Meine Überraschung war echt, denn er konnte nicht schon immer eine riesige Kugel gewesen sein. Er war charmant und unterhaltsam, und früher musste er viele Verehrerinnen gehabt haben. Gar nicht zu reden von seinem fabelhaften Reichtum, der viele Frauen veranlasst haben könnte, äußere Mängel zu übersehen.
»Nicht jedes Mädchen eignet sich für ein Leben im Hochland, Rory«, antwortete er traurig. »So ein Landgut braucht einen speziellen Frauentyp. Und Fi war klug genug, um zu erkennen, dass sie nicht die Richtige für mich war. Aber ich Idiot sah das nicht ein.« Mit einem einzigen Schluck leerte er ein halbes Weinglas. »Später hat sie geheiratet. Sie hat drei Kinder. Lebt in Edinburgh. Ich war erst letzte Woche dort, um mit Fi und Snorter ihren vierzigsten Hochzeitstag zu feiern. Verdammt netter Kerl.« Er griff wieder nach der Gabel und starrte seine Pastete an.
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