Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
alles Mögliche«, antwortete ich leichthin und versuchte den Anschein zu erwecken, wegen meines abwechslungsreichen Programms könnte ich mich nicht an die Einzelheiten erinnern. Keinesfalls würde ich mich von Lysander zu diesem Dinner überreden lassen. Denn es gab einen gewaltigen Unterschied zwischen einem Date mit einem kultivierten älteren Mann von etwa vierzig Jahren und einem aufgezwungenen Dinner mit einem alten Hinterwäldler, dem schätzungsweise nur eine arthritische Terrierhündin als einziges weibliches Wesen regelmäßig Gesellschaft leistete.
»Meine liebe Aurora, ich ersuche dich, anders zu disponieren. Vielleicht wird Ethelred dein junges Herz nicht betören. Aber ich garantiere dir erstens: Im Gegensatz zu deinem ersten unpassenden Mann ist er eindeutig heterosexuell. Und zweitens solltest du deine Leserinnen berücksichtigen. Ein gereifter, reicher Junggeselle und Großgrundbesitzer wird ihnen wie ein Himmelsgeschenk erscheinen. Denk an deine Kolumne und sei um Gottes willen professionell!«
»Nun ja …« Allmählich begann ich zu schwanken. Obwohl ich mich für professionell hielt, war ich nicht der Typ Profi, der seine Abende mit reichen alten Gentlemen verbrachte. Zu dieser Sorte gehörte ein anderes Mädchen. Aber in dem Punkt, der meine Leserinnen betraf, musste ich Lysander recht geben. Meinen Artikel über den fauxmosexuellen Lance hatte ich sehr dezent formuliert. Trotzdem hatte Tim von der IT -Abteilung einige Beschwerde-E-Mails an mich weitergeleitet, die er Amanda freundlicherweise verheimlichte. Wenn es mit meiner Kolumne klappen sollte, musste sie meinen Leserinnen gefallen.
»Ausgezeichnet, ausgezeichnet.« Lysander hielt mein Zögern offenbar für Zustimmung. Ein paar Mal schaukelte er nach vorn und zurück und sammelte die nötige Schwungkraft, um sich aus dem Sessel zu hieven. Dann ging er zur Tür, wo er stehen blieb und mich wieder anschaute. »CousinEthelred ist achtundsechzig «, verkündete er, sichtlich zufrieden mit sich selber. »Vierzig Jahre älter als du. Also wirst du ihn extrem unpassend finden.«
Während des restlichen Tages mailte Ticky mir Texte über Krematorien und Pflegeheime. Sehr witzig. Jedes Mal wenn ich mit ihr über mein Date mit Ethelred sprechen wollte, mimte sie einen Brechreiz. Für dieses Date interessierte sie sich kein bisschen. Ihre betagte Verwandtschaft war wohl etwas jünger.
Gerne hätte ich das Problem mit Tante Lyd diskutiert. Aber ich konnte mein wachsendes Grauen nicht in passende Worte fassen, als ich mit meiner Tante (dreiundsechzig), Percy (sechsundsiebzig) und Eleanor (dreiundsiebzig) am Küchentisch saß. Stattdessen gab ich eine gemilderte Version der Ereignisse zum Besten.
»Eine richtige Kolumne über unpassende Männer, Darling?«, fragte Tante Lyd und zündete sich eine Zigarette an. Ob sie die Lippen missbilligend oder wegen des Rauchs kräuselte, konnte ich nicht erkennen. »So wichtig wie Hinter dem Absperrseil ? Da hast du ja eine ganze Menge zu tun.«
» Hinter dem Absperrseil wurde gestrichen, weil sich bei Country House einiges geändert hat«, sagte ich beiläufig, als würde das keine große Rolle spielen. Ich hatte meiner Tante mit der Heulerei um Martin und dem unerwarteten Einzug in ihr Haus schon genug Sorgen bereitet. Dass auch meinem Job eine Katastrophe drohte, sollte sie nicht auch noch verkraften müssen.
»So eine Schande!«, meinte Percy. »Ich habe alle Magazine gelesen, die unter dem Katzenkorb liegen. Faszinierend!«
»Nicht so faszinierend wie unpassende Männer.« Eleanor kicherte mädchenhaft. »Da könnte ich Ihnen einige Geschichten erzählen, die ich gehört habe, Rory.«
»Wenn Sie erneut diese Lügen über Elvis Presley wiederkäuen, verlasse ich den Raum«, drohte Percy.
» Nichts an Elvis war unpassend.« Seufzend verdrehte sie die Augen, und Percy presste die Lippen zusammen. »Dagegen finde ich einige andere Männer verglichen mit ihm sehr unpassend.«
»Mit weiblicher Hinterlist lässt sich gar nichts vergleichen«, konterte er, »und …«
»Nun«, unterbrach ihn meine Tante und wandte sich an mich, »sicher wirst du alles richtig machen, Rory, so wie immer. Ich kann’s kaum erwarten, die erste Kolumne in Country House zu lesen.«
»Oh, sie erscheint nicht im Magazin, sondern auf der Website.«
Hinter ihrer Rauchwolke runzelte sie die Stirn. »Website, Liebes?«
»Ja!«, fauchte Percy ungeduldig und umgab sich mit der Aura lückenloser Kenntnisse. »Datenautobahnen,
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