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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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der Situation, vor der ich die größte Angst hatte. Doch genau das war es, was sich mein Vater von mir gewünscht hatte. Und tief in meinem Inneren wusste ich, dass es höchste Zeit dafür war. Und dass es hier und jetzt und mit Henry sein musste. »Ich hab Panik gekriegt«, sagte ich. »Und ich hätte dich niemals so vor den Kopf stoßen dürfen.«
    Henry nickte und schaute zu Boden. Eine ganze Weile herrschte Schweigen, das nur durch das Rauschen der Blätter und gelegentliche Vogelrufe unterbrochen wurde, und ich wusste, dass ich nicht aufgeben durfte.
    »Ich wollte dich fragen«, fuhr ich fort, »was du über zweite Chancen denkst.« Dann wartete ich ab, wie er reagieren würde, und spürte mein Herz hämmern. So nervenaufreibend es sich auch anfühlte, war es doch besser, sich dem hundertprozentig zu stellen, statt wegzulaufen und in Deckung zu gehen. So stand ich also da, hatte ihm mein Herz geöffnet und wartete, was damit geschah.
    Er sah mich an und lächelte. »Hm, kommt wahrscheinlich auf den Zusammenhang an«, antwortete er bedächtig. »Aber im Allgemeinen steh ich da schon drauf.« Ich erwiderte sein Lächeln – was sich anfühlte wie das erste Mal seit Tagen. Ich wusste sehr wohl, dass wir noch über vieles reden mussten. Aber ich hatte das Gefühl, dass wir das schaffen konnten.
    Als ich einen Schritt auf Henry zuging, weil mir der Abstand zwischen uns zu groß war, musste ich an die Worte denken, die wir vor Jahren in den Steg geritzt hatten: unsere Namen und forever. Und in dem Moment, bevor ich ihn küsste, wünschte ich mir, dass sie sich vielleicht doch als wahr erweisen würden.

Kapitel 40
    Ich zog mir meinen Pullover etwas fester um meine Schultern und setzte mich wieder ins feuchte Gras. Es war schon beinahe September, und allmählich wurde es kühl. Auf den Blättern, die den ganzen Sommer so leuchtend grün gewesen waren, zeigten sich erste Spuren von Orange, Rot und Gold. Obwohl ich schon oft hier gewesen war, seit die kleine Erinnerungstafel eingesetzt wurde, musste ich immer noch jedes Mal lächeln, innerlich aufstöhnen und sehnsüchtig an meinen Vater denken, wenn ich sie sah.
    Wir hatten seine Anweisungen dafür zusammen mit seinem Testament gefunden. Obwohl er in Stanwich beerdigt werden sollte, wünschte er sich hier, in Lake Phoenix, wo er manche seiner besten Tage verbracht hatte, eine kleine Gedenktafel. Warren wollte erst nicht glauben, dass er seinen Wunsch für die Inschrift ernst meinte, aber ich erinnerte ihn daran, dass es wohl nichts gab, das mein Vater ernster nahm als seine Wortspielereien. Und so fand sich nun hier auf dem kleinen Friedhof von Lake Phoenix die einzige kalauernde Gedenktafel: ROBIN EDWARDS. GELIEBTER EHEMANN UND VATER … KEINE WEITEREN FRAGEN, EUER EHREN.
    Ich ließ meinen Blick darauf ruhen und konnte förmlich seine Stimme hören und ihn lächeln sehen. Na, Kleines, was gibt’s Neues? Also versuchte ich mein Bestes, um ihn auf dem Laufenden zu halten und ihm von unserem Leben zu berichten – davon, dass es mit Warren und Wendy immer noch gut lief und dass sie für die Zeit, wenn sie beide am College anfingen, schon einen detaillierten Besuchsplan ausgearbeitet hatten. Davon, dass meine Mutter wieder anfangen wollte, Tanzunterricht zu geben. Davon, dass Gelsey vorhatte, ihre Frühjahrsferien bei Nora in Los Angeles zu verbringen, wo sie echte Filmstars sehen wollten. Davon, dass Murphy entgegen alle Erwartungen gelernt hatte zu apportieren. Und davon, dass es auch mir gut ging.
    Ich drehte mich um und sah Henrys Auto auf den kleinen Parkplatz unterhalb des Friedhofshügels einbiegen. Ich wusste, dass er mir die Zeit lassen würde, die ich brauchte. Was manchmal sehr viel Zeit war, da ich hier einen Ort gefunden hatte, wo ich weinen konnte. Das sollte nicht heißen, dass alles in Butter war, beim besten Willen nicht. Es gab immer wieder Momente, wo mir mein Vater so sehr fehlte, dass es richtig wehtat, körperlich, als ob mich jemand geschlagen hätte. Es gab auch Momente, in denen ich so gereizt war, dass ich praktisch jeden anschnauzte, der mir in die Quere kam, nur um meiner Wut über diese himmelschreiende Ungerechtigkeit wenigstens ein bisschen Luft zu machen. Und es gab auch Tage, an denen ich mit völlig tränenverquollenen Augen aufwachte. Aber wir – wir vier verbliebenen Mitglieder der Familie Edwards – hatten es irgendwie doch noch gelernt, obwohl keiner es gedacht hätte, über unsere Gefühle zu reden. Selbst an besonders schweren

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