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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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Straße.
    Da ich keine Schuhe anhatte, tat jeder Schritt furchtbar weh. Ich erinnerte mich daran, wie lange es her war, dass ich problemlos barfuß über den Kies laufen konnte und wie ewig ich nicht mehr hier gewesen war. Etwa auf der Hälfte unserer Einfahrt erreichte ich unseren Bärenkasten – eine schwere Vorrichtung aus Holz, die verhindern sollte, dass Bären sich am Müll bedienten. Dort musste ich erst mal kurz anhalten und meine Füße ausruhen. Dabei sah ich, dass die Glühwürmchen im Gras schon anfingen zu leuchten. Dann hüpfte ich förmlich bis zum Ende der Einfahrt, bis ich die asphaltierte Straße erreicht hatte.
    Unwillkürlich fühlte ich mich vom Nachbargrundstück magisch angezogen. In Henrys Haus brannte Licht, das durch die Fenster helle Rechtecke auf den Kiesweg warf. Ich schaute hinauf zu den erleuchteten Fenstern und fragte mich, ob er wohl zu Hause war und wo sein Zimmer lag, merkte dann aber, wie albern das eigentlich war. Schnell wandte ich den Blick ab und bemerkte dabei direkt neben dem Haus ein Zelt – klein und geformt wie ein Iglu. Als ich es mir genauer ansah, ging darin ein Licht an, sodass die Umrisse des Insassen sichtbar wurden – wer auch immer es war. Hastig wandte ich mich ab und ging weiter. Ich bemühte mich um einen lockeren Schlenderschritt, so als ob ich einfach nur Sterne gucken wollte.
    Was im Übrigen keine schlechte Idee war, wie ich fand, als ich über mir den Mond riesig am Himmel stehen sah, der die Straße in sanftes Licht tauchte. Ich legte den Kopf in den Nacken und hielt Ausschau nach den Sternen.
    Schon als Kind mochte ich die Sterne und bekam einmal von meinem Großvater, der Marineoffizier war, ein Buch über Sternbilder geschenkt. Obwohl ich sie noch nie sonderlich gut bestimmen konnte, faszinierten mich die Geschichten: Liebende, die ans Ende des Universums verbannt wurden, wegen ihrer Eitelkeit bestrafte Göttinnen, die kopfüber aufgehängt wurden. In klaren Nächten schaute ich immer nach oben, versuchte die Bilder zu erkennen und fragte mich, was die Menschen in früheren Zeiten wohl dazu gebracht hatte, sich darüber Geschichten zu erzählen. In Lake Phoenix konnte man die Sterne immer viel besser erkennen, und an diesem Abend funkelte der gesamte Himmel. Ich starrte einfach nach oben, bis ich irgendwann wieder richtig durchatmen konnte – wahrscheinlich zum ersten Mal an diesem Tag. Vielleicht sogar zum ersten Mal seit drei Wochen.
    Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich diesen Sommer überstehen sollte. Wir waren zwar erst seit ein paar Stunden hier, aber ich war schon jetzt total überfordert mit allem. Irgendwie taten wir so, als ob alles in bester Ordnung wäre. Wir redeten ja nicht mal darüber, weshalb wir uns hierher zurückgezogen hatten. Stattdessen ließen wir uns von Warren Vorträge über die Erfindung der Pizza halten.
    Ich machte kehrt und lief zurück zu unserem Haus. Vor der Einfahrt blieb ich verdutzt stehen, denn dort saß wieder dieser Hund, der schon am Nachmittag hier aufgetaucht war. Ich ließ meinen Blick die Straße auf und ab schweifen, ob irgendwo ein Besitzer mit Leine und Plastikbeutel in der Hand zu sehen war. Da auf den Straßen von Lake Phoenix wenig los war, ließen die meisten Leute ihren Hund ohne Leine laufen. Nur ein einziges Mal hatte ich gehört, dass es damit Probleme gab, nämlich als die Morrisons eines Abends beim Gassigehen mit ihrem fiesen Pudel von einem Bären überrascht wurden, der höchstwahrscheinlich gerade einen Bärenkasten plündern wollte. Mr und Mrs Morrison brachten sich schnell in Sicherheit, aber ihr Pudel – der nicht nur fies, sondern offenbar auch ein bisschen dämlich war – hielt den Bären wahrscheinlich für einen großen Hund und trabte munter auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Irgendwann kapierte der Pudel dann doch, dass das ein schwerer Fehler gewesen war, und konnte sich gerade noch aus dem Staub machen. Nach diesem Vorfall führten die Morrisons ihren Hund nur noch an der Leine aus, und zwar einer sehr kurzen.
    Doch an diesem Abend war die Straße menschenleer und keine nächtlichen Spaziergänger auf der Suche nach ihrem abtrünnigen Vierbeiner zu sehen. Ich ging einen Schritt auf ihn zu, aber der Hund rührte sich weder von der Stelle, noch waren an ihm leiseste Anzeichen von Angst erkennbar. Stattdessen wedelte er heftig mit dem Schwanz, als ob ich diejenige wäre, auf die erdie ganze Zeit gewartet hatte. Sein Halsband war bläulich und schon etwas verblichen, woraus

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