Vergiss den Sommer nicht (German Edition)
erst mich, dann Gelsey und zum Schluss Murphy. »Was ist denn mit euerm Hund los?«, fragtesie.
Gelsey musterte sie ebenso finster und zog den Hund an seinem Band ein Stück näher zu sich heran. »Nix«, antwortete sie. »Was soll denn mit ihm los sein?«
Nora nickte in seine Richtung und rümpfte die Nase, als ob das Problem ganz offensichtlich war. »Der ist ja total verfilzt«, bemängelte sie.
»Tja, deshalb sind wir auch gekommen«, mischte ich mich hastig ein, um Gelsey zuvorzukommen, die gerade tief Luft holte und das filzige Hundefell mit spitzer Zunge verteidigen wollte. »Dieser Hund taucht immer wieder hier auf. Auf der Marke steht keine Adresse, und wir wollten mal nachfragen, ob er vielleicht Ihnen gehört?«
Jeff schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht unserer«, sagte er bedauernd. »Habt ihr schon mal drüben auf der anderen Seite gefragt?«
Mit anderen Worten bei Henry. »Noch nicht«, antwortete ich. »Aber dort werden wir wohl als Nächstes klingeln.« Dann standen wir einen Moment lang unschlüssig herum und keiner wusste so recht, was er sagen sollte. Kim warf einen kurzen Blick ins Haus hinein, vermutlich wollte sie wieder an die Arbeit. Als ich das Schweigen nicht mehr aushielt, sagte ich: »Sie schreiben also Drehbücher? Klingt ja spannend.« Ich hatte davon zwar keinen blassen Schimmer, abgesehen von dem, was man manchmal so in Filmen (ironischerweise) zu sehen bekam. Dort saßen Drehbuchautoren immer entweder bei wichtigen Geschäftsessen oder warfen zusammengeknüllte Blätter gegen die Wand.
»Hm, keine Ahnung«, meinte Jeff lachend. »Aber zumindest kann man davon leben. Wir wohnen eigentlich in Los Angeles. Das ist unser erster Sommer hier oben.«
Ich nickte, beobachtete aber eigentlich Gelsey, die wiederum ihren Blick nicht von Murphy wandte, der sich schon wieder am Ohr kratzte. Ich hatte total vergessen, wie man mit zwölf Freundschaften schließt, und bei Gelsey hatte ich das sowieso noch nie erlebt, aber ich fand, dass ich ihr in dieser Richtung genug geholfen hatte. »Okay«, sagte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, »wir sollten dann mal …«
»Vielleicht trägt er ja einen Chip?«, rief Kim mit Blick auf den Hund und schnippte mit den Fingern. »Habt ihr das schon mal kontrollieren lassen?«
»Nein«, antwortete ich, denn daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht. »Wo macht man das denn?«
»Im Tierheim oder beim Tierarzt«, erklärte Jeff. »Und in der hiesigen Zoohandlung geht das auch. HundeLeben, oder wie die heißt.«
Kim sah ihn erstaunt an. »Woher weißt du denn so was?«
»Ich war da neulich mal drin, als ich auf die Pizza fürs Abendessen gewartet habe«, antwortete er. »Da hab ich mich mit dem jungen Mädchen unterhalten, das dort arbeitet.«
Jetzt sah Nora ihren Vater ebenfalls an. »Und wieso?«, wollte sie wissen.
»Ich dachte mir«, berichtete Jeff jetzt noch lebhafter, »das könnte doch eine interessante Figur sein. Vielleicht für einen Pilotfilm – stell dir nur mal vor, mit wie vielen verschiedenen Leuten sie ständig zu tun hat.«
Kim nickte euphorisch und fiel ihm ins Wort. »Perfekt«, bestätigte sie. »Vielleicht könnte sie ja nebenbei auch noch Detektivin sein? Die für Gerechtigkeit sorgt und nebenher komplizierte Fälle löst?« Jeff und sie waren jetzt ganz in ihr Gespräch vertieft.
»Und die Tiere spielen auch eine Rolle«, spann er weiter. »Die helfen ihr bei der Verbrechensaufklärung.« Lächelnd sahen sie sich an und wandten sich dann wieder uns zu.
»War sehr nett, euch kennenzulernen«, sagte Kim. »Viel Glück noch bei der Suche.« Jeff winkte kurz, und dann verschwanden sie eilig wieder im Haus. Kurz darauf hörte man zwei Tastaturen heftig klappern.
»Los, Gelsey«, sagte ich und wandte mich zum Gehen. »Ciao, mach’s gut«, rief ich der unfreundlichen Nora zu, die immer noch mit verschränkten Armen dastand. Das kannte ich nur allzu gut, allerdings hatte es bei mir frühestens mit vierzehn angefangen. Aber in Los Angeles ging wahrscheinlich alles ein bisschen schneller.
»Und?«, fragte Nora finster, als wir schon ein paar Schritte entfernt waren. Gelsey drehte sich um und verschränkte ebenfalls die Arme. »Gefällt euch der Strand?«
»Denk schon«, antwortete Gelsey schulterzuckend. »Meine Schwester hat da ’nen Job«, fügte sie mit einem gewissen Stolz hinzu, der mich total überraschte.
Nora sah mich gleichgültig an und fragte Gelsey: »Wollen wir mal hingehen? Ich langweile mich hier zu
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