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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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beim Fahren sämtliche Fenster herunterlassen mussten. Trotz allem war Warren immer noch skeptisch, ob das Tier sich nicht jeden Moment in eine blutrünstige Bestie verwandeln würde.
    Das Geschäft war eher klein, es gab Vogelkäfige, ein großes Aquarium, kleine Kätzchen in einem Gehege an der Wand und ansonsten allerlei Zubehör für die verschiedensten Haustiere. Jenseits der Kasse befand sich offenbar so eine Art Hundesalon. Im Laden war allerdings kein Mensch zu sehen, und eine Klingel wie in der Nussecke gab es auch nicht. Ich sah mich einen Moment lang um, aber die einzigen Geräusche kamen von den lautstark zwitschernden Vögeln, die sich anhörten wie eine Auto-Alarmanlage.
    »Hallo?«, rief Warren, was die Vögel zu noch mehr Lärm veranlasste.
    »Moment bitte, bin gleich da!«, rief es von hinten. Kurz darauf öffnete sich die Tür und das Mädchen, das vor Kurzem meinem Vater angeboten hatte, für ihn jemanden anzurufen, kam heraus und wischte sich die Hände an einer roten Schürze mit der Aufschrift HundeLeben ab. Darunter trug sie Jeans und ein weißes T-Shirt. Als sie näher kam, sah ich, dass sie ungefähr in meinem Alter war und blaue Augen hatte, dazu ein freundliches, herzförmiges Gesicht und geflochtene rote Zöpfe, die ihr bis über die Schultern reichten. Sie ließ ihren Blick zwischen Warren und mir hin und her wandern und fragte dann lächelnd: »So, was kann ich für euch tun?« Auf ihrer Schürze war ihr Name eingestickt, sie hieß Wendy.
    »Tja«, begann ich, als ich merkte, wie mein Bruder sich nur unbeholfen räusperte. Warren starrte Wendy mit leicht geöffnetem Mund an und rang – vergeblich – nach Worten. »Dieser Hund hier ist uns zugelaufen«, sagte ich und hob Murphy auf die Ladentheke, wo er sich gleich hinsetzte und neugierig umsah, offenbar gefiel ihm die erhöhte Aussicht. Zu meiner Überraschung wich mein Bruder gar nicht zurück, sondern blieb stehen, wo er war – in unmittelbarer Hundenähe. »Und wir wissen halt nicht, wo er hingehört«, fügte ich hinzu. »Wir haben gehört, dass man hier kontrollieren lassen kann, ob er einen Chip trägt?«
    »Ja, genau«, bestätigte Warren, der erst jetzt seine Sprache wiedergefunden hatte. »Einen Mikrochip.«
    »Na, hast du dich verlaufen, mein Guter?«, redete Wendy auf Murphy ein. Sie fing an, ihn hinter den Ohren zu kraulen, und scherte sich kein bisschen um seinen Geruch. Er schloss die Augen und schlug mit dem Schwanz auf die Theke, wo ein Stapel Broschüren über Flohhalsbänder lag. »Ja, das können wir prüfen, kein Problem.« Sie holte unter der Theke ein Gerät hervor, dasso ähnlich aussah wie eine Fernbedienung, nur mit einem Display im oberen Teil. Sie fuhr ihm damit langsam über den Rücken und kraulte mit der anderen Hand weiter seine Ohren. Unterhalb der Schulter piepte das Gerät plötzlich. »Ah, da haben wir ihn ja!«, sagte sie und lächelte uns an. Ich sah, wie Warren zurücklächelte, allerdings nicht rechtzeitig, denn sie hatte sich schon längst hingesetzt und rollte mit ihrem Bürostuhl hinüber zum Computer.
    »Kann man schon sehen, wem er gehört?«, erkundigte ich mich und beugte mich dabei über Hund und Theke, um zu erspähen, was sie da machte.
    »Noch nicht ganz«, antwortete sie. »Damit haben wir erst mal die Chipnummer ausgelesen. Jetzt muss ich noch in der Datenbank nachsehen, wo er wohnt.«
    »Oder sie«, warf ich ein, da wir in dieser Frage noch keine Klarheit hatten und ich nicht allzu viel auf das blaue Halsband gab. Wendy wandte sich von ihrem Bildschirm ab, stand wieder auf und hob die Vorderpfoten des Hundes an.
    »Nein«, urteilte sie. »Definitiv ein Er.« Dann setzte sie sich wieder hin und tippte etwas ein.
    »Wusstest du eigentlich, dass der Name Wendy ab 1904 Verbreitung gefunden hat?«, fragte Warren unvermittelt. »Durch J.M. Barrie und sein Theaterstück Peter and Wendy, aus dem später Peter Pan wurde.«
    Wendy sah Warren fragend an und mir ging es genauso. Ich wollte mich gerade einmischen und entschuldigend erwähnen, dass mein Bruder heute sicher zu viel Sonne abbekommen hatte oder so was, aber sie lächelte ihn plötzlich an und sagte: »Nein, das hab ich noch nicht gewusst. Danke.«
    Warren nickte und fragte dann in einem Ton, der wohl locker klingen sollte: »Arbeitest du hier, äh, schon lange?«
    »Seit ungefähr einem Monat«, antwortete sie, warf ihm einen kurzen Blick zu und widmete sich dann wieder ihrem Computer. »Ich verdiene mir hier noch ein bisschen was

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