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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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als wir noch untergetaucht waren. Damit hast du Sascha umgebracht, du eiskalter Dreckskerl!«
    Ich schaute wieder zur Tür und stellte mich dann schützend vor meine Schwester. Untergetaucht? Wer war denn da neben uns eingezogen? »Also, ich weiß nicht«, sagte ich leise und wich einen Schritt zurück. »Vielleicht …«
    »Ist doch nicht meine Schuld!«, ertönte jetzt eine nicht weniger wütende Männerstimme. »Wenn du in Minsk deinen Auftrag erfüllt hättest, dann wären wir jetzt nicht hier!«
    Die Frau schnaubte. »Wie kannst du es wagen, Minsk zu erwähnen?«, schrie sie. »Ich wollte …« Dann herrschte erst einmal Schweigen, und plötzlich sagte sie ganz seelenruhig: »Ich weiß nicht, ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen.«
    Gelsey sah mich stirnrunzelnd an, aber ich schüttelte nur ratlos den Kopf und dachte, dass wir wohl lieber ein andermal wiederkommen sollten, um diese Leute zu fragen, ob sie einen Hund vermissten. Außerdem hatten wir ja nicht mal die Haferkekse dabei. Als wir sie vorhin holen wollten, hatte meine Mutter sie gerade entsorgt, weil sie nach einer Woche immer noch keiner angerührt hatte. »Los, wir versuchen es später noch mal«, sagte ich und wich noch einen Schritt zurück. Gelsey nahm den Hund am Halsband, obwohl sie dort ein Stück rosafarbenes Satinband, wie sie es immer für ihre Ballettschuhe benutzte, als provisorische Leine befestigt hatte.
    »Hallo, ihr!« In der Eingangstür stand eine Frau. Sie war ungefähr Mitte dreißig und trug Jeans und ein T-Shirt der Burgerkette IN N OUT. Sie hatte lange, hellblonde Haare und schirmte ihre Augen gegen die Sonne mit der Hand ab. »Wollt ihr zu uns?«
    »Was gibt’s denn?« Ein Mann kam dazu und hob lächelnd die Hand, als er uns sah. Er war dunkelhäutig und etwa so alt wie die Frau. Außerdem war er ganz ähnlich gekleidet wie sie, nur dass auf seinem T-Shirt ZANKOU CHICKEN stand.
    »Wir, äh …«, stotterte ich und ging einen Schritt auf sie zu. Dabei musterte ich sie aufmerksam und versuchte, mir einen Reim auf die eben mitgehörte Diskussion zu machen. Wie Agenten sahen sie ja nicht aus. Aber vielleicht war ja genau das der Trick von echten Profis. »… hätten da mal eine Frage. Aber wenn’s gerade nicht so passt, dann …« Sie starrten mich nur verständnislos an. »Es klang so, als ob sie gerade ziemlich beschäftigt waren«, versuchte ich zu erklären. »Wir wollten nicht stören.« Da sie immer noch starrten, fügte ich hinzu: »Minsk?«
    »Ach so!« Die Frau bekam einen Lachanfall. »Na, hoffentlich denkt ihr nicht, das war echt. Wir sind gerade bei der Arbeit.«
    »Arbeit?«, fragte Gelsey, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, und rückte ein Stück näher. »Sind Sie Schauspieler?«
    »Schlimmer«, antwortete der Mann und schüttelte den Kopf. »Drehbuchautoren. Ich bin übrigens Jeff Gardner.«
    »Kim«, sagte die Frau und hob die Hand. Dabei blitzte an ihrer linken Hand ein Ring in der Sonne auf.
    »Hallo«, sagte ich und war enorm erleichtert, dass nebenan kein weltweit aktiver Spionagering sein Quartier aufgeschlagen hatte. »Ich heiße Taylor, und das ist meine Schwester Gelsey. Wir wohnen da drüben«, erklärte ich und zeigte durch ihre Hecke auf unser Haus.
    »Ah, unsere Nachbarn!«, sagte Jeff freundlich lächelnd. »Schön, euch kennenzulernen, Taylor und …« Er brach ab und sah meine Schwester an. »Hast du gesagt Kelsey?«
    So was passierte ihr andauernd. In solchen Momenten war ich froh über meinen ganz gewöhnlichen Namen, den ich nie extra buchstabieren musste. Als Mom meine Schwester nach einerberühmten Ballerina nannte, hatte sie diese offenbar für bekannter gehalten, als sie war. »Gelsey«, wiederholte ich etwas lauter. »Mit g.«
    »Freut uns sehr«, sagte Kim. Sie musterte meine Schwester einen Moment, dann lächelte sie, drehte sich um und rief ins Haus hinein: »Nora!«
    Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen und das Mädchen, das ich vor ein paar Tagen schon mal gesehen hatte, kam angerannt. Sie hatte schwarze Locken, und ihre Hautfarbe erinnerte mich an meinen Kaffee, den ich nur mit sehr viel Milch trinken konnte. Sie machte ein ziemlich finsteres Gesicht – ganz im Gegensatz zu ihren Eltern, die uns um die Wette anstrahlten. »Das ist unsere Tochter Nora«, verkündete Kim und stupste sie an, bis sie direkt neben ihrer Mutter stand. »Die beiden hier wohnen gleich neben uns«, erklärte sie ihr, »und heißen Taylor und Gelsey.«
    Mürrisch musterte Nora

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