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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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besser gesagt, ich habe davon gehört.
    Soweit ich informiert bin, ist das ein seltenes Phänomen.«
    »Ganz richtig. Gestern kam eine neue Klientin zu mir. Ich konnte mit ihrer Mutter im Jenseits in Verbindung treten, und ich glaube, das hat meiner Klientin geholfen, deren Tod zu verarbeiten. Doch als ihre Mutter mir sagte, sie sei müde und müsse uns nun verlassen, spürte ich, dass mich noch jemand erreichen wollte.«
    Gerti stellte ihre Tasse weg.
    »Meine Klientin ging, und ich saß eine Weile ruhig da und wartete ab, ob ich eine weitere Botschaft erhalten würde. Dann hörte ich eine Männerstimme. Sie war so leise, dass ich zunächst nichts verstehen konnte. Also wartete ich weiter, und ich spürte, wie sehr er sich bemühte, zu mir durchzudringen. Ich stellte fest, dass er ständig einen Namen wiederholte: ›Nell. Nell. Nell.‹«
    »War es…?« Gerti stockte.
    Bonnies Augen hatten sich geweitet und schienen wie von selbst zu leuchten. Die dunkelgraue Iris hatte sich pechschwarz verfärbt. Sie nickte. »Ich bat ihn, mir seinen Namen zu nennen.
    Da seine Energie fast aufgebraucht war, konnte er kaum noch mit mir kommunizieren. Doch bevor er mich verließ, sagte er:
    ›Adam. Ich bin Adam.‹«

27
N
    ach dem Mittagessen bestand Nell darauf, allein vom Plaza Athénée nach Hause zu gehen. Sie wusste, dass der zehn Häuserblocks weite Fußmarsch ihr gut tun würde, und außerdem brauchte sie Zeit zum Nachdenken.
    »Mac, es ist alles in Ordnung«, beschwichtigte sie ihren Großvater. »Bitte mach dir keine Sorgen um mich.«
    Es gelang ihr, sich davonzuschleichen, während er inmitten der letzten Gäste Hof hielt, alten Freunden, die zufällig auch einflussreiche Persönlichkeiten in der Partei waren. Einige von ihnen hatten sich kaum mit Beileidswünschen aufgehalten und sofort begonnen, mit Nell über Politik zu sprechen.
    »Um offen zu sein, hat Bob Gorman in den beiden Jahren, die er nun Macs Sitz innehat, nicht das Geringste zustande gebracht«, vertraute Mike Powers ihr an. »Gut, dass er bei einer dieser neuen, schicken Internetfirmen angeheuert hat. Wir sind froh, ihn los zu sein. Wenn Sie kandidieren, werden wir gewinnen.«
    Irrt er sich nicht?, fragte sich Nell, während sie die Madison Avenue entlangschlenderte. Oder wird er seine Meinung ändern, wenn er herauskriegt, dass die früheren Arbeitgeber meines Mannes versuchen, ihre Schmiergeldpraktiken Adam und Winifred in die Schuhe zu schieben?
    Es ist so leicht, Menschen zu beschuldigen, die sich nicht mehr verteidigen können, überlegte sie zornig. Und auch so überaus bequem.
    Dennoch musste Nel zugeben, dass ihr ein Gedanke einfach nicht aus dem Kopf wollte: Hatten Adam und Winifred vielleicht sterben müssen, weil sie zu viel über den Bestechungsskandal wussten, in dem die Staatsanwaltschaft zurzeit ermittelte?
    Falls Adam – wenn auch nur am Rande – die Finger im Spiel gehabt hatte, würde die Partei ihretwegen den Sitz verlieren.
    Zumindest wenn die Sache ans Licht kam, nachdem sie ihre Kandidatur öffentlich angekündigt hatte.
    Und was hatte der Zwischenfall heute Vormittag in der Kirche zu bedeuten? Warum war Lisa Ryan beim Anblick der beiden Detectives, die die Explosion untersuchten, in Panik geraten?
    War es möglich, dass Jimmy die Jacht in die Luft gesprengt hatte? Oder hatte der Täter es auf ihn abgesehen gehabt? Den Zeitungen zufolge war Jimmy eine ganze Weile arbeitslos gewesen, und zwar, weil er sich laut Aussage seiner Frau über die minderwertige Qualität der beim Bau verwendeten Materialien beschwert hatte. Wusste er sonst noch etwas, das ihn zu einer Gefahr machte?
    Beim Weitergehen spürte Nel plötzlich die Sonne auf ihrem Gesicht. Schließlich hob sie den Kopf, sah sich um und stellte fest, dass es ein wunderschöner Juninachmittag war. Adam und ich sind so oft auf der Madison Avenue spazieren gegangen, erinnerte sie sich traurig. Sie machten gerne einen Schaufensterbummel, obwohl sie fast nie etwas kauften. Hin und wieder leisteten sie sich ein Mittagessen in einem der zahlreichen Restaurants oder genehmigten sich einen Kaffee.
    Es versetzte Nel immer wieder in Erstaunen, wie all die vielen Restaurants in New York überleben konnten. Das Café, an dem sie gerade vorbeikam, hatte winzige schmiedeeiserne Tische und Stühle auf dem Gehweg aufgebaut.
    Während sie hinsah, ließen sich zwei Frauen an einem der Tische nieder und stellten ihre Einkaufstüten daneben. »Wenn ich in einem Straßencafé sitze, fühle ich mich

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