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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Studienabschluss.
    Hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt, weil sie beide Waisen waren?
    »Ich fahre nicht mehr nach North Dakota«, hatte er ihr bei ihrer ersten Verabredung anvertraut. »Ich habe dort keine Verwandten, und inzwischen fühle ich mich meinen ehemaligen Studienkollegen näher als den Nachbarskindern, mit denen ich aufgewachsen bin.«
    Keiner dieser Freunde aus dem College hatte sich nach Adams Tod bei ihr gemeldet. Und sie glaubte nicht, dass einer von ihnen zum Gottesdienst erschienen war.
    Mein Leben war so erfüllt, dachte sie. Immer war ich so beschäftigt, es war ständig irgendetwas los. Adam habe ich in meinen Tagesablauf eingebaut wie eine neue Aufgabe oder einen Auftrag. Und ich habe ihn einfach genommen, wie er war. Nie habe ich ihn gedrängt, über seine Kindheit zu sprechen. Und ich habe nie gefragt, ob er vielleicht einen seiner alten Freunde zu uns einladen möchte.
    Andererseits hatte Adam selbst diesen Vorschlag auch nie gemacht.
    Ich wäre sofort einverstanden gewesen, sagte sich Nell.
    In der Kirche drängten sich ihre Freunde, Macs Freunde und Bewohner des Wahlkreises, die sie als Teil der Familie betrachteten.
    Nun fasste Mac sie am Arm und zog sie von ihrem Sitz hoch.
    Monsignore Duncan verlas das Evangelium.
    Lazarus, der von den Toten auferstanden war.
    Komm zurück, Adam, komm zurück, flehte Nel .
    Dann sprach der Monsignore über sinnlose Gewalt, die das Leben von vier unschuldigen Menschen gefordert hatte. Nach diesen Worten wandte er sich zum Altar um.
    Gleich wird er die Gemeinde segnen, dachte Nell, doch dann bemerkte sie, dass Mac auf den Gang hinausgetreten war und nun die Stufen zum Altar emporstieg.
    Er stellte sich ans Rednerpult. »Adam war mein angeheirateter Enkelsohn«, begann er.
    Jetzt hält Mac eine Trauerrede für Adam, dachte Nell. Davon hat er mir gar nichts erzählt. Und dann fiel ihr zu ihrer Bestürzung ein, dass sich möglicherweise kein anderer Redner gefunden hatte. Niemand kannte Adam so gut oder war eng genug mit ihm befreundet, um bei seiner Beisetzung zu sprechen.
    Kurz fühlte sie sich, als würde sie jeden Moment in hysterisches Gelächter ausbrechen, denn sie erinnerte sich an einen
    Witz,
    den
    Mac
    hin
    und
    wieder
    auf
    Wahlkampfveranstaltungen erzählte, wenn er einen politischen Gegner lächerlich machen wollte: »Pat Murphy ist gestorben. In der Messe steht der Priester auf und fragt, ob einer der Anwesenden ein paar freundliche Worte über ihn zu sagen hat.
    Doch aus nachvollziehbaren Gründen hatte Pat keinen Freund auf der Welt, weshalb sich auch niemand meldet. Der Priester sucht noch einmal einen Freiwilligen unter den Trauergästen.
    Aber wieder vergeblich. Dann fragt der Priester ein drittes Mal, und schließlich ruft er erbost: ›Niemand verlässt diese Kirche, bis jemand etwas Nettes über Pat Murphy sagt.‹ Daraufhin erhebt sich ein Mann und meint: ›Sein Bruder war noch schlimmer.‹«
    Adam, warum hält niemand eine Trauerrede für dich?, dachte Nel . Warum hat dich jemand so gehasst, dass er dich töten wollte?
    Inzwischen hatte Mac wieder Platz genommen. Der Segen wurde gesprochen, die Orgel erklang. Die Messe war vorüber.
    Als Nell mit Mac und Gerti die Kirche verlassen wollte, wurde sie von einer Frau aufgehalten. »Kann ich Sie sprechen?«, fragte sie. »Bitte. Es ist sehr wichtig.«
    »Natürlich.« Nell ließ Mac und Gerti vorausgehen. Ich kenne diese Frau, überlegte sie. Aber woher?
    Die Fremde war schätzungsweise in Nells Alter und ebenfalls schwarz gekleidet. Ihre Augen waren geschwollen, und Sorgenfalten durchzogen ihr Gesicht. Das ist Lisa Ryan, dachte Nel . Ihr Mann Jimmy war mit Adam auf der Jacht. Sie hat mich angerufen, als die Zeitungsberichte erschienen, die andeuteten, Jimmy habe die Explosion in selbstmörderischer Absicht verursacht und sei für den Tod der Passagiere verantwortlich.

    Am Telefon hat sie zugegeben, dass ihr Mann Depressionen hatte. Doch sie war überzeugt, dass er nicht in der Lage gewesen wäre, anderen Menschen wehzutun.
    »Mrs. Cauliff«, begann Lisa hastig zu sprechen. »Ich würde mich gerne unter vier Augen mit Ihnen unterhalten. Und zwar bald, denn es ist sehr dringend.« Nervös sah sie sich um.
    Plötzlich weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen; sie schien von Panik ergriffen. »Tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe«, stammelte sie, drehte sich um und eilte die Kirchentreppe hinunter.
    Die Frau hat Angst, dachte Nell. Aber wovor? Und was will sie von mir?
    Als sie

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