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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dass Winifred und er bei demselben Unglück ums Leben gekommen sind.
    Mitleidig berührte Georgina Matthews Nell am Arm. »Ich hatte ja keine Ahnung«, murmelte sie. »Ich lasse Sie beide jetzt allein, damit Sie sich ungestört unterhalten können.« Sie wandte sich an Rhoda Johnson: »Und seien Sie bloß nett zu Mrs.
    Cauliff.«
    Nel wartete, bis die Tür sich hinter Mrs. Matthews geschlossen hatte. »Mrs. Johnson, mir ist klar, wie traurig und erschüttert Sie sind, denn mir geht es nicht anders. Deshalb wollte ich Sie sprechen.«
    Sie zog sich einen Stuhl heran und küsste Rhoda Johnson spontan auf die Wange. »Wenn es Ihnen lieber ist, dass ich wieder gehe, habe ich Verständnis dafür«, meinte sie.
    »Natürlich ist es nicht Ihre Schuld.« Mrs. Johnsons Ton war mehr oder weniger versöhnlich. »Aber warum hat Ihr Mann Winifred so bekniet, die Stelle zu wechseln? Er hätte zuerst sein Büro eröffnen und abwarten sollen, wie die Geschäfte laufen.
    Winifred hatte einen gut bezahlten Posten und war praktisch unkündbar. Hat sie etwa an mich gedacht, als sie das alles aufgab, um für Ihren Mann zu arbeiten? Nein, hat sie nicht.«
    »Hatte sie vielleicht eine Versicherung abgeschlossen, die Ihre Pflegekosten hier übernimmt?«, erkundigte sich Nell.

    »Wenn ja, hat sie nie darüber gesprochen. Winifred konnte ziemlich verschwiegen sein. Mit Versicherungen kenne ich mich nicht aus.«
    »Besaß Winifred möglicherweise ein Bankschließfach?«
    »Was hätte sie dort hineintun sollen?«
    Nel lächelte. »Wo bewahrte sie dann Ihre persönlichen Papiere auf?«
    »Zu Hause in ihrem Schreibtisch wahrscheinlich. Es ist eine sehr schöne Wohnung. Außerdem mit Mietpreisbindung. Als wir dort einzogen, war Winifred noch im Kindergarten. Wenn die Arthritis nicht wäre, würde ich noch immer dort wohnen. Aber ich kann mich nicht mehr bewegen.«
    »Vielleicht könnten wir dafür sorgen, dass ein Nachbar für Sie den Schreibtisch durchsieht und Ihnen die Papiere schickt.«
    »Ich will nicht, dass die Nachbarn in meinen Sachen rumschnüffeln.«
    »Haben Sie einen Anwalt?«, fragte Nell.
    »Wozu sollte ich einen Anwalt brauchen?« Rhoda Johnson musterte Nel prüfend. »Sie sind doch die Enkelin von Cornelius MacDermott?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Ein guter Mann, einer der wenigen aufrichtigen Politiker, die wir in diesem Land haben.«
    »Danke.«
    »Fal s ich Ihnen erlauben würde, die Wohnung zu betreten und die Papiere zu suchen, würde er Sie dann begleiten?«
    »Wenn ich ihn darum bitte, bestimmt. Ja.«
    »Als Winifred noch klein war, wohnten wir in seinem Wahlbezirk. Wir haben ihn immer gewählt. Mein Mann war begeistert von ihm.«

    Rhoda Johnson brach in Tränen aus. »Ich vermisse Winifred«, schluchzte sie. »Sie war so ein liebes Kind. Wie schrecklich, dass sie so sterben musste. Aber sie hatte einfach nicht genug Mumm, daran hat es bei ihr gefehlt, das arme Mädchen. Ständig wollte sie von allen geliebt werden. Und wie mich hat man auch sie nie richtig zu schätzen gewusst. Sie hat sich für die Firma krumm geschuftet. Wenigstens hat er ihr vor ein paar Jahren endlich die Gehaltserhöhung gegeben, die sie verdient hat.«
    Vielleicht, dachte Nel , vielleicht auch nicht. »Ich weiß, dass mein Großvater mit mir in Ihre Wohnung gehen wird. Und wenn Ihnen etwas einfällt, was wir Ihnen mitbringen sollen, brauchen Sie es uns nur zu sagen.«
    Als Rhoda Johnson in der Tasche ihres Pullovers nach einem Taschentuch suchte, bemerkte Nell zum ersten Mal, dass ihre Finger von der Arthritis völlig verkrüppelt waren. »Da stehen ein paar Fotos in Rahmen«, meinte die alte Dame, »die hätte ich gerne. Und möglicherweise finden Sie ja die Medaillen, die Winifred beim Schwimmen gewonnen hat. Als Jugendliche hat sie in allen Wettbewerben gesiegt. Der Trainer sagte, sie hätte eine zweite Esther Williams werden können, wenn sie dabeigeblieben wäre. Doch mir machte die Arthritis immer mehr zu schaffen, und ihr Vater war gestorben. Wie hätte ich da zulassen können, dass sie ständig im Land herumreist?«

31
N
    achdem Bonnie Wilson gegangen war, zermarterte Gerti sich das Hirn darüber, wie sie Nell das soeben Gehörte erklären sollte.
    Würde ihre Nichte ihr glauben, dass Adam versuchte, mit ihr in Verbindung zu treten? Gerti war überzeugt, dass Bonnie Wilson ihr die Wahrheit gesagt hatte. Und sie wusste auch, dass Nel das als Unsinn abtun würde. Sie weigerte sich einfach anzuerkennen, dass manche Menschen über

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