Vergiss die Toten nicht
bei Walters und Arsdale der für die Sanierung zuständige Architekt. Wenn da etwas faul war – man hört ja öfter von minderwertigen Materialien und Pfusch am Bau –, hätte Adam eigentlich davon wissen müssen. Einige Passanten wurden bei dem Unfall verletzt. Einer schwebt noch in Lebensgefahr.« Er hielt inne. »Damit will ich sagen, dass bei den polizeilichen Ermittlungen Adams Name fallen könnte.«
Mac bemerkte das Entsetzen in den Augen seiner Enkelin.
»Nell«, sprach er fast flehend weiter. »Ich muss dich warnen. Es ist nicht leicht für mich, aber ich will verhindern, dass man dir wehtut.«
Nel erinnerte sich an Bonnies »Gespräch« mit Adam am Nachmittag: Er sieht Sie so liebevoll an …, hatte sie gesagt,… er bat seinem Mörder verziehen…
»Mac, ich muss alles erfahren, was über meinen Mann so geredet wird. Denn ich werde der Wahrheit auf den Grund gehen, und wenn es mich umbringt. Jemand hat eine Bombe an Bord der Jacht geschmuggelt und Adam getötet. Ich schwöre dir, dass ich den Täter finden werde. Und wenn ich ihn habe, wird er den Tag bedauern, an dem er geboren wurde. Was Walters und Arsdale betrifft, werde ich sie auf jeden Penny, den sie besitzen, verklagen, falls sie nicht aufhören, ihre eigenen üblen Machenschaften Adam in die Schuhe zu schieben. Das kannst du deinen alten Freunden ausrichten, wenn du sie das nächste Mal triffst.«
In dem darauf folgenden Schweigen räusperte sich Liz Hanley und sagte leise: »Das Essen kommt. Könnten wir uns nicht über Football unterhalten?«
Dienstag, 20. Juni
51
W
ährend der Fahrer sich einen Weg durch den dichten Vormittagsverkehr auf der Madison Avenue bahnte, überlegte Peter Lang nervös, wie er Nell MacDermott am besten ein Kaufangebot für das Grundstück ihres verstorbenen Mannes unterbreiten sollte. Er ahnte, dass er sie mit Samthandschuhen anfassen musste, denn als er am Telefon einen Termin mit ihr vereinbart hatte, hatte er einen leicht feindseligen Unterton herauszuhören gemeint.
Seltsam, bei unserem Treffen vergangene Woche wirkte sie doch ganz freundlich, dachte er. Nell hatte erzählt, wie sehr Adam sich auf das Projekt gefreut habe und wie stolz er auf seine Entwürfe gewesen sei.
Wenn Cauliff ihr verschwiegen hat, dass die Sache für ihn gestorben war, braucht sie es jetzt auch nicht mehr zu erfahren, sagte sich Lang. Ich werde ihr einen mehr als fairen Preis bieten, damit sie keinen Grund hat abzulehnen. Doch während er die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander abwog, musste er zugeben, dass er in Wirklichkeit alles andere als zuversichtlich war. Er hatte das unbehagliche Gefühl, dass das Gespräch nicht sehr angenehm werden würde.
Das Auto schlich im Schneckentempo weiter. Peter Lang sah auf die Uhr: zehn vor zehn. Er beugte sich vor und tippte seinem Fahrer auf die Schulter. »Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie unbedingt auf dieser Fahrspur bleiben müssen?«, knurrte er.
Als Nell Peter Lang die Tür öffnete, konnte sie sich des Gedankens nicht erwehren, wie schwer der Unfall wohl gewesen sein mochte, der ihn von der verhängnisvollen Sitzung auf Adams Jacht fern gehalten hatte. Obwohl seit ihrer letzten Begegnung erst eine Woche vergangen war, konnte sie auf seinem Gesicht nicht mehr die Spur eines Blutergusses entdecken. Selbst seine stark geschwollene Lippe schien inzwischen völlig abgeheilt.
Weltgewandt. Gut aussehend. Ausgezeichnete Manieren. Ein Visionär in der Immobilienbranche. Mit diesen Worten wurde Lang in den Gesellschaftsspalten der Zeitungen beschrieben.
Ich sehe Blut. Adam will Sie warnen. Plötzlich fielen Nell die Worte der Hellseherin ein.
Er küsste sie auf die Wange. »Ich denke oft an Sie, Nell. Wie ist es Ihnen ergangen?«
»Den Umständen entsprechend«, erwiderte sie kühl.
»Aber Sie sehen fabelhaft aus«, sagte er, nahm ihre beiden Hände und lächelte entwaffnend. »Das klingt zwar seltsam, aber es stimmt.«
»Solange der äußere Schein gewahrt bleibt, was, Peter?«, entgegnete Nel , machte sich von ihm los und führte ihn ins Wohnzimmer.
»Oh, ich halte Sie für eine starke Frau, die zu stolz ist, um sich gehenzulassen.« Er blickte sich um. »Eine schöne Wohnung, Nel . Wie lange haben Sie sie schon?«
»Seit elf Jahren.« Die Antwort kam ganz automatisch, in letzter Zeit dachte sie viel über Daten nach. Ich war einundzwanzig, als ich die Wohnung kaufte, sagte sich Nell. Von dem Einkommen aus Mamas Treuhandfonds und dem Geld aus der Lebensversicherung
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