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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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er sie abgenommen. Wie ich Ihnen bereits sagte, fingen die Albträume kurz darauf an. Er erzählte immer wieder, dass im Traum eine Schlange von der explodierenden Jacht sprang und auf ihn zukam. Wir sind mit ihm zu einer Kinderpsychologin gegangen. Nach einigen Sitzungen konnte sie ihn dazu bringen, das zu zeichnen, was er beobachtet hat.«
    Er reichte den Polizisten Bens Zeichnung. »Er glaubt, er hätte jemanden in einem Taucheranzug gesehen, der eine Damenhandtasche bei sich hatte und im Augenblick der Explosion über Bord sprang. Möglicherweise handelt es sich wirklich um die blühende Phantasie eines kleinen Jungen, doch ich denke, Sie sollten sich die Zeichnung zumindest anschauen.
    Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie nach so einem Vorfall jede Menge Anrufe von Spinnern erhalten. Und ich ging davon aus, dass die Zeichnung in einer Schublade verschwinden würde, wenn ich sie Ihnen mit der Post schicke, und das wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Vielleicht bringt Sie die Zeichnung ja nicht weiter, aber ich hielt es für meine Pflicht, sie Ihnen zu zeigen.«
    Er stand auf. »Selbstverständlich konnte Ben wegen der Taucherbrille das Gesicht des Froschmannes nicht erkennen.
    Wenn Sie die Zeichnung ernst nehmen, werden Sie hoffentlich verstehen, dass es zwecklos wäre, ihn zu verhören. Gestern hat er zum ersten Mal in zwei Wochen wieder eine Nacht durchgeschlafen. Und natürlich dürfen die Medien nichts davon erfahren.«
    Brennan und Sclafani wechselten wieder Blicke.
    »Mr. Tucker, wir sind Ihnen sehr dankbar«, sagte George Brennan. »Um festzustellen, ob die Zeichnung Ihres Sohnes von Bedeutung ist, müssen wir zuerst weiter ermitteln. Bens Name wird nicht erwähnt werden, das verspreche ich Ihnen. Und ich bitte Sie, unsere Unterredung niemandem gegenüber zu erwähnen. Selbst wenn es jemandem gelungen ist, von der Jacht zu entkommen, sind mindestens zwei weitere Menschen, wahrscheinlich sogar ein dritter, bei der Explosion gestorben.
    Also haben wir es mit einem mehrfachen Mord zu tun, und der Täter ist vermutlich äußerst gefährlich.«
    »Dann haben wir uns ja verstanden.«
    Nachdem sich die Tür hinter Kenneth Tucker geschlossen hatte, stieß Sclafani einen Pfiff aus. »Die Medien haben nie erfahren, dass unsere Jungs Winifred Johnsons Handtasche gefunden haben«, sagte er. »Also konnte der Junge es gar nicht wissen.«
    »Richtig.«
    »Das würde auch erklären, warum die Tasche fast unversehrt war. Jemand hat sie von der Jacht entfernt.«
    »Und sie während der Explosion wahrscheinlich im Wasser verloren. Wenn der Kleine Recht hat, ist der Mensch, der von Bord gesprungen ist, in letzter Minute entwischt.«
    »Welcher von den vieren war es deiner Ansicht nach?«, fragte Sclafani.
    Ohne anzuklopfen, öffnete Cal Thompson, der Staatsanwalt, der Robert Walters vernommen hatte, die Tür und streckte den Kopf herein. »Ich dachte mir, Sie wären an den neuesten Entwicklungen interessiert. Wir haben schon wieder einen Kronzeugen. Sam Krauses Bürochef war gerade mit seinem Anwalt hier. Er gibt zu, dass auf vielen Baustellen minderwertige Materialien verwendet worden sind. Außerdem hätten sie Walters und Arsdale grundsätzlich überhöhte Rechnungen ausgestellt.«
    »Hat er gesagt, wer bei Walters und Arsdale ihr Verbindungsmann war?«
    »Nein, seiner Meinung nach seien es Walters und Arsdale selbst gewesen, doch beschwören kann er es nicht. Die Kontaktperson bei diesen Deals war Winifred Johnson. Sie hätten sogar einen Spitznamen für sie gehabt: ›Winnie, die Frau mit der Tasche.‹«
    »Außerdem
    ist
    sie
    offenbar
    eine
    ausgezeichnete
    Schwimmerin«, stellte Brennan fest.
    Thompson zog die Augenbrauen hoch. »Wenn mich nicht alles täuscht, hat es sich für sie ausgeschwommen.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, erwiderte Sclafani.

65
A
    m Donnerstag stand Nell schon bei Morgengrauen auf. Sie hatte nur wenig geschlafen, Albträume gehabt und war nachts immer wieder von eingebildetem Lärm aufgeschreckt worden.
    Manchmal war ihr Gesicht beim Aufwachen tränennass gewesen.
    Sie fragte sich, ob sie um Adam geweint hatte. Doch sie wusste es nicht. Als sie im Bett lag und sich enger in die Decke schmiegte, musste sie zugeben, dass sie völlig ratlos war. Abends beim Schlafengehen war es kühl genug gewesen, um die Klimaanlage abzuschalten und die Fenster weit zu öffnen.
    Deshalb waren die Geräusche New Yorks die ganze Nacht in ihr Schlafzimmer gedrungen – der Straßenverkehr,

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