Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Schauspielerei gewesen?
    Sie öffnete die unterste Schublade des Aktenschrankes, holte das braune Packpapier und die Schnur heraus und verstaute sie in der mitgebrachten Einkaufstasche. Auch ohne die beiden Schnüre miteinander zu vergleichen, wusste sie genau, dass diese hier und die um die Geldbündel dasselbe Webmuster hatten.
    Obwohl sie sich erst seit wenigen Minuten in diesem Raum befand, hatte sie das Gefühl, dass es immer wärmer wurde. Da ist es wieder, dachte sie, während sich Verwirrung in ihr breitmachte.
    Ich muss hier raus, sagte sie sich.
    Nel knallte die Schublade zu, griff nach der Einkaufstasche und eilte durch Winifreds Büro und den Empfangsraum zum Ausgang.
    Sie packte den Türknauf und rüttelte daran, aber nichts geschah. Die Tür klemmte. Der Knauf fühlte sich heiß an, und Nel musste husten. In panischer Angst trat sie gegen die Tür und spürte, wie sie sich die Handfläche verbrannte.
    »Stimmt etwas nicht, Ms. Cauliff? Klemmt die Tür wieder?«
    Plötzlich stand der Hausmeister neben ihr und drückte ruhig mit der Schulter die Tür auf. Nel taumelte an ihm vorbei auf die Vortreppe. Die Knie gaben ihr nach, sodass sie sich auf die unterste Stufe setzen musste. Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Da ist es wieder, dachte sie. Es ist eine Warnung. Der Hustenreiz ließ nach, und sie rang nach Luft. Dann betrachtete sie ihre Hände; von den Brandblasen, die sie gespürt hatte, war nichts zu sehen.
    »Wahrscheinlich ist es noch zu viel für Sie, das Büro Ihres Mannes zu betreten«, sagte der Hausmeister mitleidig. »Wenn man sich überlegt, dass er und Ms. Johnson nie zurückkommen werden.«
    Wieder zu Hause, fand Nel eine Nachricht von Dan Minor auf dem Anrufbeantworter vor. »Nel , ich habe eben mit Mac gesprochen«, sagte er. »Wir werden noch dicke Freunde. Er hat seine Leute darauf angesetzt, die Akten nach Informationen über meine Mutter zu durchsuchen. Haben Sie heute Abend Lust, mit mir essen zu gehen? Ich rufe später noch mal an.«
    Immer noch erschüttert von dem merkwürdigen Erlebnis in Adams Büro, spielte Nell die Nachricht ein zweites Mal ab. Dans Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Wahrscheinlich hat Mac ihm eine Menge über mich erzählt, dachte sie.
    Dann sah sie Jack Sclafanis Visitenkarte neben dem Telefon liegen und wählte wieder seine Nummer. Diesmal legte sie nicht auf. Er hob nach dem ersten Läuten ab.
    »Ich muss Sie unbedingt sprechen. Könnten Sie bitte zu mir kommen«, sagte sie schnell. »Am Telefon möchte ich lieber nicht darüber reden.«
    »Wir sind in einer Stunde da«, erwiderte er.
    Um sich von den angsterfüllten Momenten in Adams Büro abzulenken, ging Nell ins Gästezimmer und fing an, den Wandschrank auszuräumen. Als sie die Sakkos, Anzüge und Hosen von den Bügeln nahm, fiel ihr auf, wie konservativ Adam sich im Grunde gekleidet hatte. Er hatte nur Marineblau, Grau und Braun getragen. Sie erinnerte sich, wie sie vor einem Jahr versucht hatte, ihn zum Kauf eines dunkelgrünen Sommerjacketts zu überreden, das sie bei Saks im Schaufenster gesehen hatte.
    Doch er hatte sich wieder für einen marineblauen Blazer entschieden.
    Ich habe ihm gesagt, dass er genauso aussieht wie der, den er schon hat, überlegte sie, während sie ein marineblaues Sakko aus dem Schrank holte. Das da ist absolut identisch.
    Doch als sie das Kleidungsstück hochhielt, bemerkte sie, dass sie sich geirrt hatte: Dieses hier war das neuere der beiden, was man am Gewicht erkannte. Verblüfft betrachtete Nell das Sakko.
    Eigentlich wollte ich es Winifred mitgeben, als sie hier war, um seine Sachen zu holen. Er hatte es herausgelegt. Das andere wäre zu warm gewesen.
    Natürlich, schoss es ihr durch den Kopf, als sie sich wieder an die Abfolge der Ereignisse erinnerte. An seinem letzten Abend hatte Adam sich im Gästezimmer umgezogen und die Sachen, die er am nächsten Tag tragen wollte, auf dem Bett ausgebreitet.
    Nach unserem Streit am Morgen ist er aus dem Haus gestürmt.
    Ich habe seinen Aktenkoffer ins Arbeitszimmer gestellt und das Sakko zuerst in den Schrank im Schlafzimmer und dann hierher gehängt. Winifred habe ich das falsche Sakko, das dickere, mitgegeben.
    Wenn er nicht gestorben wäre, hätte er sich vermutlich darüber gefreut, überlegte sie weiter. Denn die Temperaturen waren an diesem Tag stark gesunken, und abends fing es heftig an zu regnen.
    Nel wollte das Sakko schon zusammenfalten und in den Karton legen. Aber dann zögerte sie. Ihr fiel ein,

Weitere Kostenlose Bücher