Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Packpapier und Paketschnur in Winifreds Aktenschrank lagen. Außerdem wusste sie, dass Winifred mit einem Mann namens Harry Reynolds zu tun gehabt hatte, obwohl sie immer noch im Dunkeln tappte, wer dieser Reynolds war. Mehr als zwanzig Jahre hatte Winifred bei Walters und Arsdale gearbeitet, lange bevor Adam seine Stelle dort antrat. Hatte sie sein Vertrauen missbraucht, als sie seine engste Mitarbeiterin geworden war? Schließlich war er neu in der Firma und hatte weder Erfahrung noch Verbindungen, während sie die Baubranche – und auch deren unschöne Seiten – kannte wie ihre Westentasche.
    Beim Verlassen der Wohnung dachte Nell an das Geld, das Lisa Ryan ihr aufgedrängt hatte. Ich darf es nicht einfach auf dem Tisch liegen lassen, sagte sie sich. Vielleicht litt sie ja schon an Verfolgungswahn, aber sie hatte das Gefühl, dass jeder, der die Wohnung betrat, auf den ersten Blick sehen würde, dass die Päckchen Banknoten enthielten.
    Allmählich kann ich nachvollziehen, wie Lisa sich gefühlt hat, als sie dieses Zeug noch unter ihrem Dach hatte, schoss es ihr durch den Kopf, während sie die Päckchen ins Gästezimmer trug und auf den Boden des Wandschranks stellte.
    Adams Anzüge, Sakkos, Hosen und Mäntel hingen immer noch dort. Nel stand in der Tür des Wandschranks und betrachtete die Kleidungsstücke. So viele davon hatte sie gemeinsam mit ihm ausgesucht. Nun schienen sie sie vorwurfsvoll anzusehen, weil sie an der Unschuld des Mannes zweifelte, der sie so gern getragen hatte. Ihr war, als machten sie ihr Vorhaltungen für ihr Misstrauen gegenüber dem Mann, mit dem sie immerhin verheiratet gewesen war.
    Nel schwor sich, noch vor dem Abend sämtliche Kleider zu verpacken und sie gleich am Samstagmorgen zum Secondhand-Laden zu bringen.
    Am Central Park South bog der Taxifahrer rechts ab. An der Seventh Avenue ging es nach links, also nach Süden, zu Adams Büro. Einen Häuserblock davon entfernt kamen sie an dem Bauzaun vorbei, den man rings um die Ruine der Vandermeer-Villa errichtet hatte. Das schäbige, schmale Haus daneben gehörte jetzt Nell, und Peter Lang wollte es unbedingt haben.
    Adam ebenfalls, schoss es Nell durch den Kopf. »Ich möchte hier raus«, sagte sie zum Taxifahrer.
    Sie stieg an der Ecke aus und ging zurück zu ihrem Grundstück. Die meisten umliegenden Häuser waren alt, doch sie bemerkte die ersten Anzeichen dafür, dass das Viertel sich veränderte. Auf der anderen Straßenseite wurde ein Apartmenthaus gebaut. Eine Bautafel verkündete, dass ein paar Meter weiter bald das nächste entstehen sollte. Als Adam sich das Geld für dieses Grundstück von ihr geliehen hatte, hatte er gemeint, dass die Immobilienpreise in dieser Gegend bald astronomisch steigen würden.
    Die Vandermeer-Villa hatte auf einem ziemlich großen Grundstück gestanden, während Nells Parzelle eigentlich nur ein schmaler Streifen war. Inzwischen waren alle Mieter ausgezogen.
    Das Haus wirkte verlassen und heruntergekommen. Die Graffitischmierereien verstärkten den desolaten Eindruck der dunklen Steinfassade noch.
    Was hatte Adam nur damit vor?, fragte sie sich. Wie viel Geld hätte er gebraucht, um das Haus abzureißen und an seiner Stelle ein neues zu bauen? Als Nel das Grundstück betrachtete, wurde ihr zum ersten Mal richtig klar, dass es nur einen Wert besaß, wenn man es mit dem Vandermeer-Grundstück zusammenlegte.
    Warum also war Adam so versessen darauf?, überlegte sie weiter. Besonders seltsam erschien es ihr in Anbetracht der Tatsache, dass die Vandermeer-Villa zum Zeitpunkt des Kaufs noch unter Denkmalschutz gestanden hatte.
    Wusste Adam vielleicht früher als alle anderen, dass die Vandermeer-Villa von der Liste der denkmalgeschützten Gebäude gestrichen werden sollte?
    Das war eine weitere Besorgnis erregende Möglichkeit.
    Nel machte kehrt und ging die restlichen anderthalb Häuserblocks zu Adams Büro zu Fuß. Bei ihrem Besuch mit den Detectives am Dienstag hatte der Hausmeister ihr den Ersatzschlüssel zur Vordertür übergeben. Sie schloss auf, und als die Tür hinter ihr zufiel, wurde sie wieder von heftigem Unbehagen ergriffen.
    Sie betrat Winifreds winziges Büro. Bildlich konnte sie sich vorstellen, wie die Sekretärin an ihrem Schreibtisch saß und jedem Besucher schüchtern entgegenlächelte.
    Vor dem Schreibtisch blieb Nell stehen. Am besten erinnerte sie sich an den Ausdruck in Winifreds Augen: stets nervös und fast flehend, als rechnete sie jeden Moment mit Kritik.
    War das nur

Weitere Kostenlose Bücher