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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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dunkles Haar erinnerte ihn an die Loreley. Auch wenn diese, wie alles, was in Deutschland als Kulturgut herhalten musste, blond war.
    Langsam dämmerte ihm, dass er Marlene unterschätzt hatte. Der Umgang mit ihr würde doch nicht so einfach werden, wie er anfangs geglaubt hatte.

    »Auf die Idee, dass ich mir lieber jemand anderes ausgesucht hätte, kommst du wohl nicht?«
    »Nein. Warum auch? Ich denke mal, ich bin ein guter Kandidat. Auch wenn ich gern zugebe, dass es für dich im Augenblick nicht so aussieht. Aber du kannst ganz beruhigt sein: Ich bin der richtige Falsche!«
    Er sah ihren verständnislosen Blick und bemerkte nicht zum ersten Mal, dass die vergangene Nacht in ihrer Erinnerung keinesfalls so präsent war wie in seiner.
    Schlagartig wurde er von einer Welle des schlechten Gewissens erfasst. Aber hätte er die Chance, die sich ihm unverhofft auf dem Silbertablett geboten hatte, etwa vorüberziehen lassen sollen? Die Eheschließung löste sein Problem in einem Moment, in dem er bereits aufgegeben hatte. Natürlich es war nicht besonders nobel von ihm gewesen, Marlenes Rausch auszunutzen und Fakten zu schaffen. Zumal er derjenige war, der sämtliche Vorteile genoss, während er es ihr großzügigerweise überließ, mit den Nachteilen fertig zu werden. Das war wohl nicht das, was man als Win-win-Situation bezeichnete.
    »Als du mir das Jawort gegeben hast«, legte er nach und wischte jeden Anflug von Skrupeln beiseite, »hast du sogar gelächelt.« Er wog jedes weitere Wort sorgfältig ab. »Und dein Kuss, Babe, dein Kuss … der war wirklich atemberaubend. Leicht. Wie ein Hauch im Sommerwind. Trotzdem leidenschaftlich. Einfach perfekt.« Wie er gehofft hatte, brachte seine Bemerkung sie aus der Fassung, und er fühlte eine gewisse Genugtuung, als er nachlegte: »Eine Frau, die so küssen kann, die lässt man nicht laufen. Erst recht nicht, wenn es die eigene ist.«
    »Dann lasse ich mich eben scheiden.« Ihre Stimme klang trotzig. Trotzdem war ihr die Verwirrung deutlich anzumerken.
    »Natürlich. Jederzeit, wenn du willst.«
    »Wenn ich will? Natürlich will ich! Und zwar sofort!«
    »Sofort … nun, ich denke, das wird schwierig. Erst müssen wir eine dreijährige Trennungszeit hinter uns bringen.«
    »Trennung. Sehr gut. Ich schlage vor, wir fangen gleich mit der Trennung an.«
    Das hatte er befürchtet. Genau das war es auch, was er um jeden Preis verhindern musste.
    »Ich bleibe keinen Augenblick mehr in deiner Nähe. Wenn du dich weigerst, mein Hotelzimmer zu verlassen, dann werde ich eben gehen.«
    Hastig klaubte sie ein paar Klamotten zusammen. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe, den Reißverschluss ihrer Tasche zu schließen, so eilig hatte sie es, von ihm wegzukommen. Als er sich endlich in Bewegung setzte, war sie schon auf dem Weg zur Tür.
    »Nun, zunächst wird es das Einfachste sein, wenn ich zu dir ziehe«, sagte er zu ihrem Rücken. Als sie sich umdrehte, meinte er, in ihren Augen eine Spur Mitgefühl lesen zu können. Er schämte sich, bei einem anderen Menschen derartige Gefühle auszulösen, doch für den Moment blieb ihm keine andere Wahl, als seine Rolle weiterzuspielen.
    »Hör mal, ich weiß, du hast dein Geld verspielt.« Sie sprach langsam und setzte eine betont geduldige Miene auf. »Das tut mir ehrlich leid. Aber sicher kannst du dich mit deiner Bank in Verbindung setzen. Und wenn das nichts hilft, gibt es immer noch die Botschaft.«

    Entweder hatte sie ihn nicht verstanden oder aber sie schaltete ganz bewusst auf stur. Also musste er wohl deutlicher werden.
    »Ich meine, wenn wir zurück sind.« Entgeistert starrte sie ihn an, die Hand auf der Türklinke. »In Deutschland. Ich weiß zwar nicht, wo du wohnst, aber das ist mir auch egal. Mir ist jeder Ort recht.«
    Er würde einfach für eine Weile untertauchen. Nun, da er die Sorge los war, sich von Deutschland verabschieden zu müssen, hatte er einen Teil seines Selbstwertgefühls wiedergefunden. Auch seine Karrierechancen betrachtete er weniger düster. Es würde vielleicht etwas länger dauern, einen Verein zu finden, doch mit der Zeit würde es sicher klappen. Er musste Marlene nur dazu bringen, mitzuspielen. Doch das war, wie sich nun herausstellte, alles andere als einfach.
    Als sie die Tragweite seiner Worte begriff, erstarrte sie.
    »Bei mir einziehen? Du bist wohl vollkommen übergeschnappt!« Ihre Augen funkelten, und er erkannte, wie wütend sie war, als sie auf ihn zukam.
    »Wäre ja nur

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