Vergiss mein nicht
heruntergelassen waren. Die Außenbeleuchtung brannte, obwohl es mitten am Tag war. Das Tor war mit einem großen Vorhängeschloss abgesperrt. Ob es dazu diente, niemanden hereinzulassen oder niemanden hinaus, blieb abzuwarten.
Jeffrey hielt am Ende der Straße und wartete darauf, dass der andere Wagen zu ihnen aufschloss. Er konnte den Verkehr auf dem Interstate Highway hören, der weniger als zehn Meter von der Stelle entfernt war, wo sie geparkt hatten. Jeffrey nahm an, dass sich die Leute, die hier wohnten, an den Lärm gewöhnt hatten, aber für ihn klang jeder Automotor so unangenehm wie das Kratzen von zehn Fingernägeln auf einer Schiefertafel.
Agent Wallace stieg aus. Zwei weitere Männer sowie eine Frau blieben im Wagen zurück. Er zog seinen Gürtel zurecht, obwohl er ein Schulterholster trug. Er war ein bulliger junger Kerl, der so fleißig trainiert hatte, dass der Stoff um die kurzen Ärmel seines Hemds zu zerreißen drohte. Sein Gesicht war so glatt rasiert, dass Jeffrey beinahe die Bahnen erkennen konnte, die der Rasierapparat gezogen hatte.
» Ist es das Haus mit dem Tor?«, fragte er und nahm die Sonnenbrille ab.
» Sagt jedenfalls unser Mann hier«, antwortete Jeffrey.
Wallace drehte sich zum Auto um und sah Dave Fines bösen Blick. Er spuckte auf die Straße und kreuzte die Arme über der breiten Brust. » Erbärmliches Stück Scheiße«, knurrte er.
Nick hatte auf der anderen Seite des Wagens gestanden und mit jemandem vom Macon Police Department gesprochen. » Glücklich ist er nicht«, sagte er.
» Hab ich auch nicht erwartet«, kommentierte Jeffrey, denn er wusste sehr genau, dass er ebenfalls stinksauer wäre, wenn das GBI ihn angerufen hätte, um mitzuteilen, dass man eine Operation in Grant durchführe, von der er nichts wusste.
Nick sagte: » Die werden eine Weile brauchen, bis sie die Köpfe aus den Ärschen gezogen haben und hier antanzen.«
» Hast du ihnen gesagt, vor welchem Haus wir stehen?«
Nick grinste: » Mann, ich konnte mich noch nicht mal an die Straße erinnern.«
Jeffrey lachte. Er war froh, hier zu sein und nicht im Police Department von Macon.
Nick öffnete die hintere Autotür und packte Dave Fines Handgelenke. Bevor der Pastor protestieren konnte, hatte Nick ihn mit den Handschellen an den Haltegriff über der Tür gefesselt. » So kann er uns nicht entwischen.«
Fine sagte: » Sie dürfen mich hier nicht allein zurücklassen.«
» An seiner Stelle«, sagte Nick, » würde ich die Zeit genießen, die ich noch alleine bin.«
Fine lief rot an. » Sie haben gesagt, dass ich auf dem Revier meine eigene Zelle bekomme.«
» Ja«, bestätigte Jeffrey. » Das gilt jedoch nur fürs Revier. Auf das, was mit Ihnen im großen Knast passiert, habe ich keinen Einfluss.«
Nick lachte und klopfte auf die Kühlerhaube. » Keine Sorge, Davey-Boy, ich bin ganz sicher, du wirst im Gefängnis jede Menge Genossen deiner Kragenweite treffen.«
» Das können Sie nicht machen«, beharrte Fine.
Nick grinste. » Keine Sorge, Pastor. Die meisten von denen haben inzwischen auch zu Gott gefunden. Mit denen können Sie nach Herzenslust beten.«
Fine sah Jeffrey panisch an. » Sie haben es versprochen!«
» Ich habe ein Versprechen abgegeben, was mein Gefängnis betrifft, Dave«, rief Jeffrey ihm ins Gedächtnis. » Was im Bundesknast geschieht, kann ich nicht beeinflussen. Das ist Sache des Staates und Ihre eigene.«
» Sie haben gesagt, wir handeln was aus.«
Jeffrey sagte: » Was das Strafmaß betrifft, ja, aber ins Gefängnis wandern Sie auf jeden Fall.«
Fine wollte noch etwas sagen, aber Nick schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
» Weichei«, sagte Nick.
» Die wird er bald haben«, prophezeite Jeffrey und schloss die Autotüren mit der Fernbedienung.
» Verdammt«, sagte Nick, dessen Augen leuchteten, als er seinen Revolver überprüfte. » Ich fass es nicht, dass ich das hier zweimal an einem einzigen Tag machen darf.«
» Wir nehmen Junior mit.« Jeffrey deutete auf Wallace, der aussah, als würde er jeden Moment vor Tatkraft aus den Nähten platzen. Aber Jeffrey sah wohl ähnlich aus, denn in seinen Adern pulste genug Adrenalin, um bei einem weniger robusten Mann einen Herzschlag zu verursachen.
Nick ging federnden Schritts zu den drei Agenten im anderen Wagen und eröffnete ihnen, dass sie die Rückseite des Hauses übernehmen sollten.
» Geben wir ihnen zwei, drei Minuten Vorsprung«, sagte Nick und sah auf seine Uhr. In so einer Situation stand die Zeit
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