Vergiss mein nicht
lassen, wo er sicher war, statt ihn einer weiteren Gefahr auszusetzen.
Jeffrey hörte Nicks Stiefelschritte, und als er sich umdrehte, sah er den Agenten zur Tür hinausgehen. Er sah zu, wie Nick die Leiter zum Boden runterließ, wobei deren Federn so laut quietschten, dass es Jeffrey in den Ohren schmerzte. Nick klappte die Leiter auseinander, und es gab ein dumpfes Geräusch, als der Fuß der Leiter auf dem Boden aufsetzte. Nick holte eine Minitaschenlampe hervor und klemmte sie sich zwischen die Zähne. Mit einer Hand stützte er sich beim Hinaufklettern ab, in der anderen hielt er seinen Dienstrevolver. Jeffrey hielt den Atem an, als Nick den Kopf in den Bodenraum vorstreckte. Nach einem kurzen Blick in die Runde schüttelte Nick den Kopf und nahm die Taschenlampe aus dem Mund.
» Leer«, sagte Nick. Er zog das Walkie-Talkie aus der Tasche und fragte nach: » Ist hinten jemand aus dem Haus gekommen?«
Erst war statisches Knistern zu hören, dann sagte eine Frauenstimme: » Negativ, Sir. Wir haben die Rückseite und die Seiten im Blick.«
Nick seufzte schwer. » Robbins soll da hinten bleiben. Ich brauche Sie und Peters im Haus, um uns bei der Suche zu helfen.«
» Meinen Sie, uns ist etwas entgangen?«, fragte Wallace.
» Scheiße, ich weiß auch nicht«, sagte Nick. Er nahm die Leiter hoch, um sie wieder zusammenzuklappen, aber sie rutschte ihm aus der Hand und schlug nochmals auf den Boden auf. Er wollte es von neuem versuchen, aber Jeffrey stoppte ihn und deutete auf den Fußboden.
Nick schüttelte nur den Kopf, aber dann schien er die Aktion noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen zu lassen und kam darauf, was Jeffrey meinte. Die Klappleiter hatte diesmal beim Aufprall ein anderes Geräusch verursacht. Schließlich nickte er, beugte sich hinunter und wies auf eine schmutzige Spur, wo der Teppich angehoben und dann wieder fallen gelassen worden war.
Jeffrey schob die Leiter in den Bodenraum zurück. Er steckte seine Waffe ins Holster und hob den Teppich hoch. Der Umriss einer Falltür wurde sichtbar, ungefähr einen Meter im Quadrat mit einem Scharniergriff in der Mitte. Jeffrey bedeutete Wallace, sich hinter die Tür zu stellen und sie aufzuziehen. Nick und Jeffrey standen ihm gegenüber, ihre Waffen im Anschlag.
Die Zeit verstrich langsam, und Jeffrey hörte, dass der alberne Song, der lief, seit sie im Haus waren, in einen ähnlich kitschigen Schmusesong überging, als die Falltür knirschend aufging. Er spürte, wie ihm der Schweiß übers Gesicht rann, und schmeckte Blut im Mund, weil er sich auf die Lippe gebissen hatte. Dann stand die Tür offen, und in ungefähr einem Meter Tiefe sah er eine extrem verängstigt aussehende Lacey Patterson zusammengekrümmt auf dem Erdboden liegen. Sie war dreckig, und man hatte ihr das Haar ganz kurz geschoren. Auf der Stirn hatte sie einen blauen Fleck, und ihre Augen waren fast geschlossen. Entweder hatte man sie unter Drogen gesetzt oder geschlagen. Oder beides.
» Guter Gott«, flüsterte Wallace.
Jeffrey legte sich auf den Bauch, um sie besser erkennen zu können, und fragte: » Lacey?«
Das Kind reagierte nicht, und trotz der Entfernung erkannte er etwas Weißes in ihren Mundwinkeln.
» Lacey«, versuchte er es nochmals. Er legte die Waffe neben sich auf den Fußboden, um hinunterfassen und ihre Stirn berühren zu können. Die fühlte sich feucht an, und außerdem schien die Haut sandig zu sein.
Jeffrey forderte Wallace auf: » Halten Sie mich an den Füßen fest.« Dann griff er tief hinunter in das Loch. Er schaffte es, das Mädchen unter den Armen zu greifen und hochzuheben. Wallace sorgte dafür, dass er nicht abrutschte, als Jeffrey Lacey langsam hervorzog. Sie war klein, aber ihr Körper war so schwer, als sei er leblos. Jeffrey bat auch Nick um Hilfe, und zu dritt gelang es ihnen schließlich, Lacey aus dem Loch zu befreien.
» Keine Angst, jetzt wird alles gut«, sagte Nick und setzte sie auf dem Fußboden im Schlafzimmer ab.
Jeffrey hockte auf den Fersen und wischte sich den Staub von der Stirn. In dem Loch war es dreckig, denn der für Georgia typische rote Lehmboden hatte sich durch die Hitze in Staub verwandelt.
Plötzlich hörten sie ein scharrendes Geräusch unter dem Haus, als wenn sich dort etwas bewegte. Ohne zu überlegen, hechtete Jeffrey kopfüber ins Loch und fing sich gerade noch mit den Händen ab, um nicht aufs Gesicht zu fallen. Es war stockdunkel unter dem Haus, und er kam sich wie in einem Labyrinth vor. Jeffrey
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