Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Vielleicht lag es daran, dass Nell damit aufgewachsen war. Sara gegenüber neigte Jeffrey dazu, verlegen zu werden, sich zu schämen und dann herumzuwüten.
    » Wie kann es angehen, dass du jedes Mal hübscher geworden bist, wenn ich dich besuche?«, neckte er sie.
    » Slick, Slick, Slick.« Nell schnalzte mit der Zunge. Sie legte ein paar Karten aufgedeckt vor sich auf den Tisch und fragte: » Und, warum hat sich Sara von dir scheiden lassen?«
    Verdutzt fragte Jeffrey. » Das siehst du in den Karten?«
    Sie lächelte hintergründig. » Weihnachtskarten. Als Absender stand dort › Linton‹.« Sie legte noch eine Karte auf den Tisch. » Was hast du gemacht? Sie betrogen?«
    Er deutete auf die Karten. » Sag du es mir.«
    Sie nickte und legte noch einige Karten aus. » Ich vermute, du hast sie betrogen und bist erwischt worden.«
    » Was?«
    Nell lachte. » Wenn sie nicht mit dir spricht, bedeutet das noch lange nicht, dass sie auch nicht mit mir spricht.«
    Verständnislos schüttelte er den Kopf.
    » Wir haben auch Telefon, Blödian«, sagte sie. » Ab und zu telefoniere ich mal mit Sara, um auf dem Laufenden zu bleiben.«
    » Na ja, dann müsstest du ja wissen, dass wir uns wieder treffen«, sagte er und merkte sehr wohl, dass er wieder fast so klang wie der großspurige Slick von damals. Er konnte einfach nicht anders. » Was haben deine Karten denn dazu zu sagen?«
    Sie drehte noch einige weitere um und studierte sie ein paar Sekunden. Dann runzelte sie die Stirn und zog die Mundwinkel nach unten. Schließlich schob sie die Karten wieder zu einem Stapel zusammen. » Diese dämlichen Dinger verraten einem doch sowieso nichts«, murrte sie. » Gehen wir rüber zu Possum. Er wird sich freuen, dich zu sehen.«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, und er zögerte kurz, ob er nicht bohren sollte, was in den Karten gestanden hatte. Nicht dass Jeffrey glaubte, Nell würde über diese Gabe verfügen, oder überhaupt jemand, aber es wurmte ihn, dass sie sich nicht wenigstens etwas ausdachte, um ihn aufzuheitern.
    » Na, komm«, sagte sie und zog ihn am Ärmel.
    Er gab nach und ließ sich von ihr aus der Hütte in die erbarmungslose Alabama-Hitze schleifen. Auf dem gekiesten Parkplatz gab es keine Bäume, und Jeffrey spürte, wie die Sonne sein Hirn briet, als sie zur Tankstelle hinübergingen.
    Nell hakte sich bei ihm unter und sagte: » Ich mag Sara.«
    » Ich auch«, schloss er sich an.
    » Damit mein ich, ich mag sie wirklich sehr, Jeffrey.«
    Er blieb stehen, denn sie nannte ihn nur ganz selten » Jeffrey«.
    Sie sagte: » Wenn sie dir noch eine Chance gibt, dann versau das bloß nicht.«
    » Hab ich auch nicht vor.«
    » Ich mein’s ernst, Slick«, sagte sie und schob ihn in Richtung Laden. » Sie ist zu gut für dich, und sie ist weiß Gott zu gescheit.« Sie wartete an der Tür, damit er sie ihr öffnen konnte. » Versau es bloß nicht.«
    » Dein Vertrauen tut mir echt gut.«
    » Ich möchte nur nicht, dass der kleine Jeffrey wieder streunt und dir alles verdirbt.«
    » Kleiner?«, wiederholte er und öffnete die Tür. » Lässt dich dein Gedächtnis im Stich?«
    Jeffrey merkte, dass sie ihm antworten wollte, aber Possums dröhnende Stimme übertönte alles.
    » Slick, bist du es?«, polterte er, als hätte Jeffrey nur einen kleinen Spaziergang gemacht und sei nicht Jahre fort gewesen. Jeffrey schaute zu, wie sich der andere Mann über den Verkaufstresen hievte. Sein Bauch kam ihm zwar in die Quere, aber wider alle Gesetze der Physik landete er auf den Füßen.
    » Mann«, sagte Jeffrey und rieb den Kugelbauch seines Freundes. » Nell, warum hast du mir nicht gesagt, dass schon wieder eins unterwegs ist?«
    Possum lachte fröhlich und rieb sich ebenfalls den dicken Bauch. » Wir woll’n ihn Bud nennen, wenn’s ’n Junge wird, und Dewar, sollte ein Mädel dabei rauskommen.« Er legte den Arm um Jeffreys Schulter und führte ihn weiter in den Laden hinein. » Wie geht’s dir so, Junge?«
    Ohne nachzudenken, reagierte Jeffrey mit seiner Standardantwort: » Seit ich so groß war wie du, bin ich kein Junge mehr.«
    Possum lachte laut und legte den Kopf in den Nacken. » Jetzt fehlt nur noch Spot. Wie lange bleibst du in der Stadt?«
    » Nicht lange«, entgegnete Jeffrey. » Ich bin eigentlich schon wieder auf dem Rückweg.« Er drehte sich um und musste feststellen, dass Nell sie allein gelassen hatte.
    » Gute Frau«, sagte Possum.
    » Ich fass es nicht, dass sie noch immer mit dir zusammen ist.«
    » Bevor ich

Weitere Kostenlose Bücher