Vergiss mein nicht
ging.
» Oh, Scheiße«, sagte der Mann und rollte sich zusammen.
» Schnauze«, befahl Jeffrey. Er hob den Fuß und trat dem Mann mit Wucht gegen den Oberschenkel, damit ihm klar wurde, dass es keinen Sinn hatte aufzustehen.
Der Mann blieb zusammengerollt liegen und wartete darauf, dass Jeffrey ihn verprügelte. Sein Verhalten war so jämmerlich wie widerlich, als wisse er sehr wohl, warum jemand so mit ihm umging, und als würde er seine Bestrafung hinnehmen wollen.
Jeffrey vergewisserte sich, dass niemand sie beobachtete. Er wollte diesen Mann grün und blau dafür prügeln, dass er das Mädchen bedrohte, aber er merkte, wie seine Entschlossenheit angesichts dieses heulenden Jammerlappens vor ihm auf dem Boden schwand.
Es war eine Sache, jemandem, der sich wehrte, jeden Knochen zu brechen, aber eine ganz andere, jemandem wehzutun, der letztlich wehrlos war.
» Steh auf«, sagte Jeffrey.
Der Mann linste zwischen seinen verschränkten Armen hervor, weil er einen Trick befürchtete. Als Jeffrey aber einen Schritt zurücktrat, löste sich der Mann langsam aus seiner Stellung und kam auf die Beine. Staub stieg um sie herum auf, und Jeffrey hustete.
» Was wollen Sie?«, fragte der Mann und zog ein Päckchen Zigaretten aus der Hemdtasche. Sie waren zerknautscht, und die, die er zwischen die Lippen schob, hatte einen Knick. Seine Hände zitterten, als er sie anzustecken versuchte.
Jeffrey spürte das Verlangen, ihm die Kippe aus dem Mund zu schlagen. » Was hat die Tätowierung zu bedeuten?«
Der Mann zuckte die Achseln, und Aufmüpfigkeit stahl sich wieder in seine Haltung.
Jeffrey fragte: » Deutet das auf einen Club, in dem du Mitglied bist?«
» Ja, der Perverso-Club«, sagte der Mann. » Der Club, der kleine Mädchen mag. Sind Sie darauf aus?«
» Also haben auch andere Leute diese Tätowierung?«
» Weiß nicht«, sagte er. » Namen weiß ich keine, wenn Sie die wollen. Ist aus dem Internet. Wir sind alle anonym.«
Jeffrey stieß einen Seufzer aus. Unter anderem bediente das Internet auch Kinderschänder und Pädophile, vernetzte sie und ermöglichte ihnen dadurch, dass sie Geschichten, Fantasien und manchmal auch Kinder miteinander teilen konnten. Jeffrey hatte bei der Polizei ein Seminar zu ebendiesem Thema besucht. Es hatte in letzter Zeit einige spektakuläre Verhaftungen gegeben, aber nicht einmal das FBI war schnell genug, diese Leute aufzuspüren.
» Was hat das zu bedeuten?«, fragte Jeffrey.
Der Mann sah ihn grimmig an. » Scheiße, was denken Sie wohl, was es zu bedeuten hat?«
» Sag es mir«, herrschte Jeffrey ihn durch zusammengebissene Zähne an, » wenn du nicht gleich wieder auf dem Boden liegen und dich diesmal wundern willst, warum dir die Gedärme zum Arschloch rauskommen.«
Der Mann nickte und zog an seiner Zigarette. Dann ließ er den Rauch betont langsam aus Mund und Nase wieder ausströmen.
» Das Herz«, fing er an und wies auf seine Hand. » Das große Herz ist schwarz.«
Jeffrey nickte.
» Aber innen drin, da ist dies kleine Herz, nicht wahr?« Fast verliebt betrachtete der Mann seine Tätowierung. » Das kleine Herz ist weiß. Es ist rein.«
» Rein?«, fragte Jeffrey. Woran erinnerte ihn das? » Was soll das heißen– rein?«
» So wie ein Kind rein ist, Mann.« Er riskierte ein Grinsen. » Das weiße Herz macht eben einen kleinen Teil des schwarzen Herzens rein, verstehen Sie? Ist Liebe, Mann. Nichts als Liebe.«
Jeffrey versuchte, mit seinen Händen etwas anderes anzustellen, als den Mann zu verdreschen. Er streckte die eine aus und sagte: » Gib mir deine Brieftasche.«
Der Mann zögerte keine Sekunde und tat, was ihm befohlen wurde. Er protestierte auch nicht, als Jeffrey ein kleines Notizbuch aus der Tasche zog und sich die Personalien aufschrieb.
» Hier«, sagte Jeffrey und schleuderte dem Mann die Brieftasche so heftig entgegen, dass sie von seiner Brust abprallte, bevor er sie auffangen konnte. » Ich hab jetzt deinen Namen und deine Adresse. Wenn du je wieder in diesem Laden auftauchst oder auch nur daran denkst, in der Nähe der Kindertagesstätte rumzuhängen, wird mein Freund hier dich windelweich prügeln.« Jeffrey wartete einen Moment. » Hast du mich verstanden?«
» Ja, Sir«, sagte der Mann mit gesenktem Blick.
» Was ist das für eine Website?«, fragte Jeffrey.
Der Mann starrte weiterhin zu Boden. Jeffrey ging auf ihn los, aber der Mann wich zurück und hob abwehrend die Hände.
» Eine Newsgroup für Liebhaber kleiner Mädchen«,
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